DER STANDARD
Samstag/Sonntag, 29./30. Juni 2002, Seite 9 Inland

Sondervertrag: Gaugg muss nicht lernen

Wien - Der Sondervertrag, den FP-Abgeordneter Reinhart Gaugg als
stellvertretender Leiter der Pensionsversicherungsanstalt bekommen soll,
sieht einige Schmankerln vor, die seine Bezeichnung tatsächlich
rechtfertigen. Wie aus einer dem STANDARD vorliegenden Kopie des Entwurfes
hervorgeht, muss sich Gaugg um Unannehmlichkeiten wie in einer
Leiterfunktion an und für sich übliche Dienstprüfungen keine Sorgen mehr
machen. Ausdrücklich ist nämlich folgender Absatz beigefügt: "Mit einzelnen
Angestellten, besonders solchen in leitender Funktion, können von den
Vorschriften der Dienstordnung abweichende Vereinbarungen abgeschlossen
werden, wenn sie für den Angestellten nicht ungünstiger sind als die
Dienstordnung." Damit, so der grüne Sozialsprecher Karl Öllinger, wäre es
für Gaugg nicht notwendig, die nötigen Prüfungen zu absolvieren, die ein
Angestellter mit seinem Bildungsgang (Hauptschule und Handelsschule)
benötigt. Angerechnet werden dem 49-jährigen Gaugg 30 Jahre und zehn Monate
als Vordienstzeit.

Öllinger kritisiert nicht nur diese "Marscherleichterung", sondern vor allem
die Rolle von Sozialminister Herbert Haupt: "Er hat PVA-Direktor Ewald
Wetscherek diese Sonderverinbarung förmlich oktroyiert. Es ist ein Skandal,
dass ein Minister, der Aufsichtsbehörde ist, zugunsten eines Parteifreundes
interveniert." (kob)

© DER STANDARD, 29./30. Juni 2002

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