Lieber Koll. Friebel,
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich leite nun schon einige Aussendungen von Andrea Kuntzl ans Lehrerforum weiter. Der Hintergrund ist, dass in der SPÖ-Zentrale laufend viele Stellungnahmen von Schülern (via aks), von Eltern (via Elternvereine, via Kinderfreunde) eingehen, manche von von Pflichtschullehrern (R.Dumser im Parteivorstand), aber - um es salopp zu formulieren - der Posteingang von AHS-Lehrern haut den Briefträger nicht um.
Anders als bei den gegenwärtigen Regierungsparteien ist es aber in der SPÖ so, dass Meinungen und Anregungen ernst genommen werden, auch Gusenbauer hat erst vorgestern wieder gesagt, dass die Stärke der SPÖ darin liegt, dass wir auf die Menschen zugehen, und im Gespräch mit den Betroffenen unsere Positionen auf den Prüfstand stellen. Daher möchte ich mit meinen Weiterleitungen auch den LF-Lesern die Möglichkeit bieten, ihre Meinungen vielleicht auch direkt an Andrea Kuntzl andrea.kuntzl@spoe.at zu mailen.
Zum Inhaltlichen: Natürlich ist diese Aussage ein Punkt in der Bildungspolitik der SPÖ. Aber meines Erachtens ist das noch zentralere Anliegen, mehr als bisher zu tun, damit es in Österreich weniger Schulversager, Repetenten und Abbrecher gibt. Es wird die Aufgabe einer neuen Bildungspolitik sein, Schüler und Lehrer neu zu motivieren.
Für mich gibt es nicht nur nebenbei, sondern genauso wesentlich auch noch Handlungsbedarf, um Lernunlust bei Schülern frühzeitig zu erkennen und wirksam gegenzusteuern. Ein ausreichendes Angebot von Werteinheiten für die Schulen, um zB. richtig "das Lernen zu lernen", natürlich für Legastheniker- betreuung, Mediatoren an jeder Schule genauso wie einen Schularzt, um Konflikte frühzeitig zu erkennen und Lösungs- möglichkeiten anbieten zu können.
Wollen Sie, Kollege Friebel, mit einem Beharren auf der Zwei- drittelmehrheit einer verantwortungsbewußten und angemessen sorgsamen neuen Bildungspolitik im Wege stehen und weiter nur darin groß sein, zu verhindern, dass endlich einmal etwas Vernünftiges geschehen kann? Wir haben in Österreich in der Schulpolitik einen erheblichen Nachholbedarf an Reformen, die diesen Namen tatsächlich verdienen. Allerdings ist auch wahr, dass schon über Jahre es zu wenig Schulversuche gibt, diese vermutlich nicht in der gebotenen Sorgfalt und mit einem erkennbaren Willen zur Veränderung ausgewertet wurden, dass sich daraus die Notwendigkeit und Chance allgemein verbindlicher Reformen ableitet. (Das Hindernis zur Umsetzung war fast immer die 2/3 Mehrheit.)
Mit freundlichen Grüßen
Günter Wittek
----- Original Message -----
From: Peter Friebel
To: Lehrerforum
Sent: Sunday, June 30, 2002 5:52 PM
Subject: Re: LF: Fw: Kuntzl plädiert für Aufsteigen mit einem "Fünfer"
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Vor kurzem wurde im Lehrerforum darüber diskutiert, ob es gut ist, dass Schulgesetze im Nationalrat eine 2/3-Mehrheit brauchen.
Die unten zitierte Aussendung, die offenbar einen wesentlichen Punkt der "Bildungspolitik" der SPÖ darstellt, erscheint mir als gefährliche Bedrohung des Bildungsniveaus in unseren Schulen und als weiteres Argument für den Sinn der Notwendigkeit der 2/3-Mehrheit.
Die Praxis zeigt doch, dass ein Großteil jener Schüler, die eine Aufstiegsklausel haben, über den Sommer eben nichts nachlernen und viele von ihnen dann im nächsten Schuljahr erst recht keine Chance haben, ihre Defizite aufzuholen.
Aber dieses Problem lässt sich ganz einfach "lösen": Wenn man das Durchfallen an sich abschafft, braucht kein Schüler mehr seine Defizite aufholen. So lässt sich das "Ziel" einer Schule ohne jeden Leistungsdruck, in der jeder nur mehr das tut, was ihm Spaß macht, erreichen. Aber was hat das dann noch mit Bildung zu tun? Da kann man nur hoffen, dass die SPÖ in nächster Zeit nicht den Bildungsminister bzw. die Bildungsministerin stellt!
Mit freundlichen Grüßen
Peter Friebel
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