Kommentar E.W.: Der behaupteten einen Million Euro österreichweit für
Nachhilfe fehlt wohl die eine oder andere Zehnerpotenz.
Wir haben in Ö grob gerechnet etwa 1 Million SchülerInnen. Ein Euro pro
Person kann da nicht stimmen.
"Schüler lernen nicht lernen"
Eltern investieren jährlich mehr als eine Million Euro in Nachhilfe für ihre
Kinder - mit steigender Tendenz. Entsprechende Lerninstitute boomen.
Eva Stanzl
Wien - Österreichs Eltern geben jährlich 1,09 Millionen Euro für
Nachhilfestunden aus, zeigen Berechnungen der Arbeiterkammer Wien, etwa ein
Drittel davon allein im Juli und August. Bei 47.000 Jugendlichen mit einem
oder mehr Fünfern im Zeugnis haben die Nachhilfeinstitute Hochkonjunktur.
Josef Rampitsch, in dessen Wiener Institit IFL rund 1300 Schüler jährlich
unterrichtet werden, rechnet mit 400 bis 500 Anmeldungen in den
Sommerferien. Das am häufigsten belegte Fach ist Mathematik (38 Prozent),
gefolgt von Englisch, Deutsch, Französisch und Latein. Ein Zehnerblock
Einzelstunden kostet pro Fach 236 Euro, zweiwöchige Intensiv-Gruppenkurse
398 Euro.
Die Zahl der Nachhilfestunden steigt mit der Schulstufe: "Ab der vierten
Klasse Gymnasium beginnt es so richtig", sagt Rampitsch. Aber auch
Vorbereitungskurse für die AHS seien durchaus gefragt - fest steht: "Die
Zahl jener, die Nachhilfestunden nehmen, steigt", obwohl Erhebungen der
Statistik Austria zufolge die Zahl der Fünfer im Zeugnis in den vergangenen
Jahren kaum gestiegen ist.
IFL-Leiter Rampitsch schreibt den Zulauf zunehmendem Ehrgeiz der Eltern zu:
"In den Ballungsräumen sind Hauptschulen zu Restschulen geworden. Eltern
meinen, dass ihr Kind dort keine Ausbildung bekommt, und wollen unbedingt,
dass es auf die AHS geht, obwohl es vielleicht gar nicht in diese Richtung
begabt ist."
Ist das Kind einmal dort, beginnen die Schwierigkeiten, denn "die Schüler
lernen nicht lernen. Methodische Hinweise, wie man das Lernen effektiv
gestalten kann, fehlen, stattdessen gibt es entweder einen Fünfer ohne
Begründung oder den Hinweis, man sei faul oder nicht AHS-tauglich."
"Menschen mit Ziffern zu kategorisieren widerspricht schon von vornherein
einer differenzierten Beurteilung", findet Niki Kowall, Bundessprecher der
"Aktion kritischer SchülerInnen". Kowall, der im vergangenen Herbst die
Nachmatura gemacht hat und in dessen Klasse "etwa 40 Prozent der Schüler"
Nachhilfeunterricht nahmen, plädiert für "Feedback statt Noten", etwa "durch
eine A4-Seite mit Verbesserungsvorschlägen und Erwähnung von Stärken und
Schwächen" - als Anleitung, wie man schulische Probleme selbst löst, statt
mit Nachhilfestunden "einem autoritären System hinterherzurennen". www.nachhilfe.co.at
© DER STANDARD, 1. Juli 2002
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