Lieber Kollege Wittek
Vielleicht liegt es an meiner besonderen Art des Sarkasmus, aber ich kann Sie beruhigen: Ich betrachte die Verhaiderung der Politik in jedem Fall als negativ. Meine Vorstellung von den Wahlplakaten ist durchaus auch nicht positiv gemeint. Ich bleibe meiner Linie der "anständigen" Partei natürlich schon treu. Wobei ich unter anständig nicht das meine, was manche Parteien wieder darunter verstehen. Was die Dummheit mancher Wähler anlangt, möchte ich nichts beschönigen. Ich empfehle nur einmal bei Umfragen von Ö3 zu zu hören. Manche Wähler wissen oftmals zwei Wochen vor einer Wahl nicht, um welche Art von Wahl es sich handelt und stimmen wahrscheinlich reflexartig -erst unter nachträglicher Information des Großhirns- für irgend eine Partei. Das ist ja auch mit ein Grund, warum immer mehr Politiker aller Parteien auf die Emotionsschiene ausweichen, weil rational kaum Stimmen zu gewinnen sind. Das eben Gesagte soll nicht als persönliche Überheblichkeit fehlinterpretiert werden, sondern als Aufschei eines Naturwissenschafters, der hauptsächlich sachlich ausgerichtet ist. Die von Ihnen geschilderten Ziele der Politik unterstütze ich daher vollinhaltlich. Zur Klauselgeschichte: Ich kann Ihrer Argumentation durchaus folgen, aber nennen Sie mir Schüler, die ohne den Druck einer Wiederholungsprüfung über die Ferien freiwillig die Mängel in 3 oder 4 Gegenständen beheben. Ich fürchte, da kann man lange suchen. Mir geht es in dieser Sache vor allem darum, dass man nicht leichtfertig das Niveau unserer Schulen, welches nach wie vor gut ist, durch solche "Erleichterungen" gefährdet. Schulreformen sollten meiner Ansicht nach nicht modulhaft in Inselbauweise erfolgen, sondern man sollte einmal grundsätzlich den Reformbedarf analysieren. Wo gibt es essentiellen Reformbedarf? Wenn man Schwächezonen erkannt hat, sollte man sich Gedanken machen, wie etwaige Lösungen in das Gesamtkonzept passen. Ich sehe in diesem Fall (Aufstiegsklausel) schon einen Reformbedarf, nämlich es fehlt an einer klaren gesetzlichen Grundlage für die §25 (c) Abstimmung Da ist mir noch ein bißchen zu viel Raum für eine willkürliche Entscheidung. Würde man jedoch der Argumentation von Frau Kuntzl folgen, hieße das, dass man hinkünftig 2 Nicht genügend haben müsste, um das Schuljahr nicht erfolgreich abgeschlossen zu haben. Das ist eine deutliche Nivillierung und hätte enormen Einfluss auf alle anderen Bereiche des Schullebens. Daher betrachte ich nach wie vor den Vorschlag von Frau Kuntzl als Werbeschmäh für den kommenden Wahlkampf. In diesem Sinne habe ich ihr das auch mitgeteilt. Schöne Grüße Josef Zwickl

----- Original Message -----
From: "Günter Wittek"
To: "Lehrerforum"
Sent: Monday, July 01, 2002 11:54 PM
Subject: LF: Re: Kuntzl


>
> S.g. Koll. Zwickl,
>
> Ich repliziere und erinnere mich:
> Gestern noch wollten Sie eine neue Partei der Anständigen gründen,
> heute schon treibt sie ihr ruheloser Geist in Hochglanzdruckereien, um
> die Wahlplakate in Auftrag zu geben. Ihre Wähler dürften Sie schon
> ausgemacht haben, das ist wirklich das katastrophalste Zeugnis, das je
> einer unser Bildungsministerin ausgestellt hat, nämlich dass es für
> "dümmer als Haider" sogar noch Wählerstimmen geben soll. Ich frage
> mich nur, inwieweit Sie an diesem "Bildungserfolg" mitwirken.
>
> Um die geschätzten MitleserInnen nicht zu langweilen, komme ich zur
> Sache. Politik errfordert mehr als nur einen "Wahlschmäh" umzusetzen.
> Politik bedeutet Verantwortung für die Gesamtheit, im Bildungsbereich,
> dass sich die Schule positiv weiterentwickeln kann.
>
> Eine Maßnahme allein ändert im Grunde genommen sehr wenig. Daher lade
> ich Sie ein, die seriöse Politik, die Sie einmahnen, gleich
beispielgebend
> zu beginnen.
>
> Der Sinn einer Wiederholungsprüfung soll doch der sein, dass SchülerIn
> die im Laufe des Jahres entstandenen Lernrückstände nachholt. Wäre
> SchülerIn nur in einem Unterrichtsfach schwach, gäbe es die Klausel.
> Weil aber in mehreren Fächern ungewiss ist, ob SchülerIn künftig dem
> lehrplanmäßigen Unterricht folgen wird können, gibt es keine Klausel.
> Notwendig wäre ein Nachlernen in mehreren Fächern, aber aus
> Erfolgszwang werden alle Kräfte für eine Prüfung gebündelt. Ist das
> gut so?
>
> So können wir mit der Andrea Kuntzl reden, da gibt es
Gesprächsbereitschaft.
> Denn es ist nicht so, dass Kuntzls Vorschlag, wie andere Teilnehmer
irrtümlich
> meinen, darauf hinauslaufen soll, dass Schüler ohne eigene Leistung
> zum Schulabschluss manövriert werden sollen.
>
> Sehen Sie diese Aussendung Kuntzls bitte auch im Zusammenhang mit der
> Oberstufenreform. Das Modulsystem kann es ermöglichen, dass nicht das
> gesamte Schuljahr repetiert werden muss, sondern nur einzelne Module
> müssen gegebenenfalls wiederholt werden.
>
> mfG
> Günter Wittek
>
>
>
> ----- Original Message -----
> From: Josef Zwickl
> To: !Lehrerforum
> Sent: Monday, July 01, 2002 2:22 PM
> Subject: LF: Kuntzl
>
> Dieser Vorschlag ist für mich ein weiteres Indiz für die
> "Verhaiderung" der österreichischen Politik. Ich könnte mir gut
> vorstellen wie es im nächsten Wahlkampf von den 4-färbigen
> Hochglanzplakaten zu lesen sein würde: "Einmal die selbe Schulstufe zu
> besuchen ist genug- daher wählen Sie....." Das wäre ein Schlager! Das
> könnte den bisherigen Hit: "Einfach ehrlich, einfach Jörg" o.ä. um
> Längen schlagen. In der Hoffnung auf etwas seriösere Politik verbleibe
> ich mit freundlichen Grüßen
> Josef Zwickl
>
>
>
>
>
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> betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein
e-mail
> an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im
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