E.W.: Insbesondere der letzte Satz dieses STANDARD-Artikels kommt einem
Lehrer doch auch irgendwie bekannt vor ...



Strasser lässt die Gewerkschaft auflaufen

Personalvertreter haben bei Reformen nichts mitzureden

Michael Völker

Wien - Für Innenminister Ernst Strasser ist es ganz einfach: Wenn die
Gewerkschafter seine Reformpläne ablehnen, dann haben sie dabei auch nichts
mitzureden. Durchziehen werde er die Reformen auf jeden Fall, bekräftigte
der Innenminister im Gespräch mit dem STANDARD. Und er kündigte an, im
Ministerium nicht nur die vorgesehenen 200 Posten einsparen zu wollen, "das
werden noch einige Dutzend mehr". Dann sei aber Schluss, eine weitere
Personalreduktion werde er nicht in Kauf nehmen.

Gegenüber Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer, die für das Personal zuständig
ist, kündigt Strasser "erheblichen Gesprächsbedarf" an. Auch den
Personalvertretern rät er, sich an Riess-Passer zu wenden. Unterstützung hat
sich Strasser bereits bei seinem Freund, dem niederösterreichischen
Landeshauptmann Erwin Pröll, gesichert. "Nicht einsparen, sondern
aufstocken", fordert Pröll. Einsparungen sind für uns in Niederösterreich
kein Thema, davon gibt es kein Abgehen", sagt der Landeshauptmann zum STANDARD.

Ein Gespräch, das Innenminister Strasser am Mittwoch mit
sozialdemokratischen Gewerkschaftern führte, blieb einmal mehr ohne
Ergebnis. Die SP-Gewerkschafter fordern nun von Fritz Neugebauer, Chef der
Gewerkschaft öffentlicher Dienst und ein Parteikollege Strassers, klare
Worte. Der will aber weiterhin auf Gespräche setzen.

Einig ist sich Strasser mit den Personalvertretern lediglich darüber, dass
es 2003 keine weitere Personalreduktion geben dürfe. Zunächst müsse aber
Vizekanzlerin Riess-Passer die "Vorarbeiten" leisten und Finanzminister
Karl-Heinz Grasser die budgetären Rahmenbedingungen abstecken.

Die Reform der Wiener Polizei und jene der Zentralstelle im Innenministerium
will Strasser aber ohne Kompromisse durchziehen. "Wenn die Personalvertreter
das grundlegend ablehnen, dann gibt es auch kein Gespräch. Ich sehe da keine
Möglichkeit." Trotz Widerstand der Personalvertreter werden in Wien die
Bezirkskommissariate von 23 auf 14 reduziert werden. Nach einem Gutachten
der Personalvertretungsaufsichtskommission hätten die Personalvertreter auch
gar nicht die Kompetenz, sich hier einzumischen. Strasser ist lediglich
bereit, mit der Gewerkschaft über die Abfederung "sozialer Härtefälle" zu reden.

Das ist dem Vorsitzenden der Kriminalbeamtengewerkschaft, Gottfried
Haselmayer, allerdings zu wenig. Der sozialdemokratische Gewerkschafter
fordert nach wie vor einen Neubeginn bei den Verhandlungen. "Kampfmaßnahmen
sind nicht vom Tisch." Haselmayer versucht auch, Druck auf Neugebauer
auszuüben: Dieser müsse sich entscheiden, ob er die Regierung oder die
Exekutivbeamten vertrete.

© DER STANDARD, 5. Juli 2002

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