Dieser Vorschlag wäre reaktionär, wenn er Resultat der
Überlegung wäre, dass das Gefühl für technische Zusammen-
hänge etc. aus dem Penis kommt.
So eine schwachsinnige Überlegung würde ich ohne Rückfrage
niemanden, den ich nicht sehr genau kenne, unterstellen.
Die Untersuchungen, aus denen hervorgeht, dass erfolgreiche
Naturwissenschaftlerinnen signifikant häufiger geschlechtshomogenen
Naturwissenschaftsunterricht genossen haben, sind derart alt, dass sie
wohl jedem und jeder, der/ die sich mit diesem Thema befasst, bekannt
sein müssten.
Es sollte in diesem Forum auch keine Sensation sein, dass die männliche
Jugend in unserem Lande anders sozialisiert wird, als die weibliche, dass
z.B. Knaben, die Probleme haben, dies im Unterricht viel eindringlicher
der Lehrkraft mitteilen, als Mädchen und sich so die ihnen wichtige
Aufmerksamkeit holen, während die Mädchen oft leer ausgehen.
Übrigends lassen sich interessanterweise die LehrerInnen unabhängig
von ihrem Geschlecht auf die oben erwähnten Aktionen der Knaben,
die nötige Aufmerksamkeit zu bekommen, ein.
Da es zu diesem Thema ja wirklich ein nicht enden wollende Literatur
gibt, möchte ich mit einer ganz witzigen Erfahrung enden, die ich
in der Schule gemacht habe.
Ich hatte eine Gruppe von 6 Mädchen und 2 Burschen im Freigegenstand
"EDV" (hieß das damals noch) zu unterrichten.
Ich bot der Gruppe die Programmiersprache "LOGO" (entwickelt von
Seymour Papert) und "DAS KLEINE ROBOTERPROGRAMMIERSYSTEM"
(entwickelt von meinem Freund Gregor Lingl als Vorbereitung für das
Erlernen von Pascal) an.
Ich versuchte der Gruppe so verständlich wie möglich die beiden Ansätze
vorzustellen.
Resultat: Die 6 Mädchen entschieden sich für das kleine
Roboter-Programmiersystem, die 2 Burschen für LOGO.
Ich begann also mit dem kleinen Roboterprogrammiersystem.
Die Burschen hatten unheimliche Probleme mit den System, die
Mädchen hatten unheimlich viele Erfolgserlebnisse.
?!?!?!?!?!?!? meinerseits.
Als einer der Buben sagte "bewege(rechts)" (eine Anweisung des
Sytems), "Das ist doch kindisch!", fragte ich ihn, warum
bewege(rechts) kindischer als fd 50 (ein LOGO-Befehl) sei.
Er grummelte nur.
Es stellte sich letzten Endes heraus:
Die beiden Burschen hatten einen Vorsprung vor den Mädchen
ausgemacht (nämlich LOGO-Kenntnisse) und es war ihnen
unheimlich wichtig, diesen Vorsprung zu behalten.
Und darum geht es vielleicht Bettina Stadlbauer:
Vorschläge einer geschlechtshomogenen technischen Ausbildung,
-meistens eigentlich nur eines geschlechtshomogenen Einstiegs-
entspringen der Erfahrung, dass Burschen den Mädchen oft
im Weg stehen, sie verunsichern, die Werte, die offenbar auch Sie,
Herr Zwickl, noch tradieren, an die nächste Generation weitergeben.
Es gibt eine heftige Diskussion darüber, wie Mädchen mit diesen
Werten umgehen sollen, z.B. sollen sie bluffen lernen, wie die Burschen?
Meine zwei Burschen konnten ziemlich gut bluffen.
Ihr Wissen um LOGO beschränkte sich auf die zwei Befehle
fd und rt , in Zeit ausgedrückt also um irgendwas
unter einer Minute.
P.S. Wieso krieg ich so ein komisches Gefühl beim Lesen des Wortes
"Dame" in Ihrem Beitrag, Herr Zwickel.?!?!?!?!?
Josef Zwickl schrieb:
Bettina Stadlbauer (SP-Frauensekretärin) unternimmt laut PRESSE (22.7.2002) einen Vorstoß zur teilweisen Aufhebung der Koedukation, da Mädchen und Buben unterschiedliche Schwächen aufweisen, die getrennt besser gefördert werden könnten.Mein Kommentar: Ich bin höchst erstaunt darüber, dass auc dieser Richtung solch "reaktionäre" Vorschläge kommen. Ich sehe darin aber einen Hoffnungsschimmer in der SP-Bildungspolitik. Wenn man unnötige ideologische Hemmschuhe weglässt, werden die Vorschläge ganz realistisch.Bisher war es ja immer ein ideologisches Dogma der SP, dass alle Kinder gleich seien. Plötzlich erkennt man, dass das in der Realität nicht ganz so ist und Mädchen überwiegend andere Stärken haben als Buben. Ich finde diesen Vorstoß der Dame sehr interessant. Es fragt sich freilich, wann sie von der Parteimaschinerie wieder zurückgepfiffen wird.Schöne GrüßeJosef Zwickl