Lieber Kollege Wittek
Ich finde das gut wenn sich auch die SPÖ mit dieser Thematik auseinandersetzt. Dafür hat man sogar einstige Dogmen über Bord geworfen. Ich sage es noch einmal: Das ist ein guter und realistischer Ansatz. Wenn diesen auch die Parteigranden mittragen finde ich das wiederum gut. Ich hatte halt so meine Bedenken, weil ansonsten nur Eintopfschule angepeilt wurde und jeder Versuch individuelle "Begabungen" oder gar geschlechtsspezifische Differenzen anzusprechen mit ideologischer Zielgenauigkeit abgewürgt wurde. Ich bedauere übrigens, dass Frau BM Gehrer dieser Idee nicht viel abgewinnen kann. Ich muss natürlich zugeben, dass ich die Sache selbst beurteile und nicht deren finanzielle Bedeckungsmöglichkeit. Schöne Grüße Josef Zwickl
----- Original Message -----
From: "Günter Wittek"
To: "Lehrerforum"
Sent: Wednesday, July 24, 2002 1:32 PM
Subject: LF: Re: Koedukation
>
> Lieber Koll. Zwickl,
> liebe MitleserInnen,
>
> wenn wir uns um einige Jahrzehnte zurückerinnern, so gab es Schulen,
> die schon von ihrem Namen her die Geschlechtertrennung verkündeten
> (Bundesgymnasium für Mädchen /Bundesgymnasium für Knaben). In diese
> Zeit will tatsächlich hoffentlich niemand mehr zurück, das wäre
> reaktionär. Doch es kann nicht falsch sein, vor allem auch dann, wenn
> es durch PISA einigermaßen wissenschaftlich belegt zu sein scheint,
> dass überwiegend bis fast ausschließlich Mädchen oder Burschen
> manche Kapitel aus Unterrichtsgegenständen überhaupt nicht oder
> aber ganz besonders mögen. Wäre es deswegen schlecht oder ein
> Fehler im System, wenn sich für einige Oberstufenmodule, die eines
> Tages sicher kommen werden, wenn sich heute schon für Wahlpflicht-
> fächer "nur ..." anmelden - Soll das eine Katastrophe sein? Wer die
> Koedukation bis zum Extrem treibt, schadet der Sache. Seien wir froh,
> dass selbst eine Frauenreferentin hervortritt und bekennt, dass ein
> Übertreiben falsch wäre, dass Lern-Angebote so sein sollen, dass
> sie immer auf die gegegebenen Ausgangsvoraussetzungen (Vorwissen)
> Bezug nehmen sollen.
> Ergänzend zu den Fallschilderungen im heutigen Kurier könnte ich
> anführen, dass im WPF beispielsweise die Aufnahme von Literatur
> wie Stefan Zweig (Die Heilung durch den Geist / Der Kampf mit dem
> Dämon) doch geschlechtsspezifisch höchst unterschiedlich ist. Das
> hängt damit zusammen, das männliches Denken zumeist linkshirnig
> dominant geprägt ist. Weil allerdings in der letzten Bildungsdebatte
> im Hohen Haus so rührend viel von den künftigen Nobelpreisträgern
> aus Österreich die Rede war, so sollten diejenigen, die das nicht nur
> aus Prestigegründen wollen, mal Albert Einstein lesen, der bekannt hat,
> dass er seine bedeutendsten Erkenntnisse auf seine Intuition zurückführt,
> oder anders gesagt, so war er (wie leider so selten!) ein eher rechts-
> hirnig denkender Mann. Es fehlt an der Fähigkeit, dass wir lernen -
> je nach Bedarf - die eine oder andere Gehirnhälfte einzuschalten (durch
> Biofeedback trainierbar!) und auch vor allem harmonisch (ausgeglichen,
> unter Einbeziehung beider Gehirnhälften) zu denken.
>
> Abschließend (weil Sie sich über das "Zurückpfeifen" sorgen) möchte
> ich Sie noch auf ein Interview im Kurier aufmerksam machen, das
> hoffentlich ihre Sorgen zerstreut. http://kurier.at/?0049004893840607
>
> Freundliche Grüße
> Günter Wittek
>
>
>
> ----- Original Message -----
> From: Josef Zwickl
> To: !Lehrerforum
> Sent: Monday, July 22, 2002 5:49 PM
> Subject: LF: Koedukation
>
>
> Bettina Stadlbauer (SP-Frauensekretärin) unternimmt laut PRESSE
(22.7.2002) einen
> Vorstoß zur teilweisen Aufhebung der Koedukation, da Mädchen und Buben
unterschiedliche
> Schwächen aufweisen, die getrennt besser gefördert werden könnten.
> Mein Kommentar: Ich bin höchst erstaunt darüber, dass auc dieser
> Richtung
solch
> "reaktionäre" Vorschläge kommen. Ich sehe darin aber einen
Hoffnungsschimmer in
> der SP-Bildungspolitik. Wenn man unnötige ideologische Hemmschuhe
weglässt,
> werden die Vorschläge ganz realistisch.
> Bisher war es ja immer ein ideologisches Dogma der SP, dass alle
> Kinder
gleich
> seien. Plötzlich erkennt man, dass das in der Realität nicht ganz so
> ist
und Mädchen
> überwiegend andere Stärken haben als Buben. Ich finde diesen Vorstoß
> der
Dame
> sehr interessant. Es fragt sich freilich, wann sie von der
Parteimaschinerie wieder
> zurückgepfiffen wird.
> Schöne Grüße
> Josef Zwickl
>
>
>
>
>
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