S.g. Kollege Zwickl!
1. ad Fachmann: Verzeihen Sie meinen vorschnellen Schluß von "lange Zeit in
der Miliz gedient" zu "Fachmann (für Verteidigungsfragen)". Als AHS-Lehrer
sollte ich wissen, daß es genug Schüler gibt, die acht (oder gar neun oder
zehn) Jahre absitzen, ohne daß sich meßbare Konsequenzen zeigen.
2. ad Fachmann (allgemein): Wenn man die Mitsprache-Erfordernisse so
auslegt, wie sie das tun, dann muß Ihrer Meinung nach Kreiskys
Zwentendorf-Volksabstimmung eine monströse Verirrung gewesen sein - wieviel
Prozent der Abstimmenden waren wohl studierte Atomphysiker oder sonstige
Energie-Experten?
3a. Sie schreiben, daß Sie davon überzeugt sind, daß unsere Eurofighter nur
zu Verteidigungszwecken angeschafft wurden. Gleichzeitig schreiben Sie, daß
Sie sich nicht als Fachmann für Verteidigungsfragen betrachten. Wie geht das
zusammen?
3b. Ihr Argument, mit den paar Stück geht sich kein Angriffskrieg aus, läßt
vollkommen das Szenario außer acht, daß Österreich an Kampfhandlungen
zusammen mit anderen Staaten mitwirkt. Haben Sie nicht in der Zeitung
gelesen, daß Scheibner höchstpersönlich lieber Flugzeuge als Soldaten für
UNO-Einsätze schicken würde, weil das angeblich billiger sei? Der nächste
Schritt ist dann natürlich die kommende EU-Truppe.
Bis vor ein paar Jahren haben sich auch die deutschen Soldaten eingebildet,
daß sie nur verteidigen ...
3c. Die Schweiz hat viel mehr Abfangjäger und noch keinen Angriffskrieg
geführt. - Was beweist das? England und Frankreich haben Atombomben und auch
noch keinen Angriffskrieg geführt, solange sie die haben. Ergo ...?
4. ad Luftraumüberwachung: a) Bitte um ein wenig elementare Physik: Wenn ein
Flieger bloß mit Schallgeschwindigkeit fliegt, dann sind das 1200 km/h (+/-
ein bisserl was abhängig von der Höhe.) Laufende Patrouillen können wir uns
sowieso nicht leisten, daher müßte er von einem Eurofighter abgefangen
werden, der von Null weg ein paar Kilometer tiefer startet, und das sicher
auch nicht auf einer optimalen Flugweg-Position (d.h. genau auf der Route
des Eindringlings). Wo soll dieser denn dann abgefangen werden? Irgendwo
über der Adria, wenn er vom Norden kommt? Oder sollen unsere Eurofighter
schon jedesmal auf Verdacht einen Alarmstart hinlegen, wenn sich ein Flieger
auf weniger als 100 km unserer Grenze nähert?
Einen modernen Kampfjet erwischen wir also ohnehin nicht. Wenn es aber um
langsamere Flugzeuge geht, die dann offensichtlich zivil und unbewaffnet
sind, wozu brauchen wir dann diese ausgeklügelten Waffensysteme?
b) Das Hauptargument muß aber sicher ein politisches sein. Wenn es einen
Schengen-Verbund gibt, wieso dann nicht auch einen
Luftverteidigungs-Verbund? Dann hätten wir keine Außengrenzen mehr und
bräuchten die Flieger nicht. Für ein solches Arrangement wären aber die
Politiker und nicht die Militärs zuständig, bei denen Sie die
Entscheidungskompetenz sehen.
Das Ausland kann zu Recht von uns verlangen, daß wir uns nicht weiter
finanziell bei den Militär-Ausgaben durchschwindeln. Insoweit glaube ich
auch, daß wir mehr Geld ausgeben müssen. Was mich stört, ist der Umstand,
daß es bei diesen Fliegern so offensichtlich sinnlos ist. Ein paar
Vorschläge, wie man - mit internationaler Blickrichtung - sinnvoll
militärisch (und in Hinblick auf Zivilschutz und Katastrophenintervention)
investieren könnte:
* Minenräumung
* ABC - Schutz inkl. Dekontamination
* Einschlägige medizinische Forschung und mobile Feldspitäler
* Transportkapazität
* Wasseraufbereitung
* Pionierabteilungen, die innerhalb von 24 Stunden überallhin geflogen
werden können
* Fernmeldewesen
* Dokumentation jeglicher Art, z.B. Satellitenbild-Auswertung
* Psychologische Betreuung von Kriegs- und Katastrophenopfern
* Rehabilitation von Behinderten, z.B. Minenopfern (in Indien hat z.B.
kürzlich ein Dorfschuster eine neue Art von low-tech-Beinprothese erfunden)
Ich hoffe, das war konkret genug.
MfG
Erich Wallner
Josef Zwickl wrote:
> Sg. Kollege Wallner
> Vorweg: Ich habe mich nie als Fachmann für Verteidigungsfragen bezeichnet. > Im Gegenteil, ich verurteile Jene, die es sich anmaßen, über die > Notwendigkeit oder Nichtnotwendigkeit dieser Fluggeräte ein Urteil > abzugeben, ohne eine entsprechende Ausbildung zu haben. Ich habe auch keine > diesbezügliche Fachkompetenz und beurteile ganz sicher nicht diese Frage. > Irgendwie muss man sich in dieser Angelegenheit auf die Leute in Österreich > verlassen, die für die Verteidigung unseres Landes verantwortlich sind. > Dass andere Länder ihre F16 o.ä. als Bomber benützen, ist höchst > bedauernswert, nur bin ich überzeugt, dass unsere Eurofighter ausschließlich > zur Luftraumverteidigung angeschafft werden. Allein die geringe Stückzahl > würde einen Angriffskrieg österreichischer Eurofighter unmöglich machen. Die > Schweiz hat wesentlich mehr Abfangjäger und hat bis heute noch keinen > Angriffskrieg gegen ein anderes Land geführt. Da sollte man die Kirche schon > im Dorf lassen. > Mir als Laien konnte bisher aber noch niemand erklären, wie man die > Neutralität unseres Luftraumes ohne Abfangjäger schützen sollte. Die > Draken - das fällt sogar mir auf - werden es ja nicht mehr allzu lange > machen. > In Erwartung einer konkreten Antwort auf meine Frage verbleibe ich mit > freundlichen Grüßen > Josef Zwickl > ----- Original Message ----- > From: "Erich Wallner" > To: > Sent: Monday, July 29, 2002 3:26 PM > Subject: Re: LF: Re: Volksbegehren gegen Abfangjaeger > > > >>S.g. Kollege Zwickl! >> >>Sie als Fachmann (= "lange Zeit in der Miliz gedient") können mir sicher >> > eine Frage > >>beantworten, die ich als Laie (= ungedient) nicht zu beurteilen vermag: >> >>Warum reden eigentlich alle von "Abfangjägern"? >> >>Wir haben jenes Modell bestellt, welches als einziges zweistrahlig ist, >> > nämlich den > >>Eurofighter, und welches daher die größte Zuladung ("payload") aufweist. >>Selbstverständlich ist er auch mit Bomben auszurüsten - wie alle modernen >> > Jets, und im > >>übrigen auch die anderen beiden Modelle, die aufgrund des einen Triebwerks >> > halt bloß > >>weniger Bomben, Raketen etc. mitnehmen können. >>Ich verweise in diesem Zusamenhang auf den kürzlich erfolgten Luftangriff >> > Israels auf > >>einen Palästinenser-Führer (vor ein paar Tagen, wo u.a. acht Kinder >> > umgekommen sind): > >>dieser Luftangriff wurde mit einer F-16 und einer 1000-kg Bombe >> > durchgeführt (lt. > >>Zeitungsmeldungen). >> >>Im Internet finde ich (z.B. ), daß der Eurofighter >> > eine "maximum > >>payload" von 6,500 kg (!) hat. Wenn ich richtig informiert bin, dann ist >> > das etwa die > >>Größenordnung der Bombenlast, welche im 2. Weltkrieg die >> > angloamerikanischen viermotorigen > >>Bomber bei ihren Angriffen auf die deutschen (u.a.) Städte mitgeführt >> > haben. > >>Warum sprechen also alle von "Abfangjägern" und niemand redet von >> > "(Kampf)bombern"? Ist > >>der Palästinenserführer "abgefangen" oder bombardiert worden? >> >>Mit neugierigen Grüßen >> >>Erich Wallner >>
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