Aus dem heutigen STANDARD, Seite 9:
Freispruch im Justizfall Imre B.
"Greifreflex" entlastete Beamten
Wien - Der Fall Imre B. ist rechtskräftig abgeschlossen. Jener
Polizeibeamte, der den Ungarn vor einem Lokal in Wien-Penzing irrtümlich
erschoss, wurde im Juni 2002 vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung
freigesprochen, nun zog Staatsanwalt Kurt Hankiewicz seine Berufung gegen
den Urteilsspruch zurück.
Der damals 35-jährige Imre B. war am 20. Mai 2000 bei einer Drogenrazzia
erschossen worden. Als der 38-jährige Inspektor mit gezückter Waffe in der
Hand das Auto des Opfers öffnen wollte, soll Imre B. gleichzeitig die Türe
von innen aufgerissen haben - der tödliche Schuss löste sich in der
Beamtenwaffe. Der Polizist benutzte damals versehentlich seine Privatwaffe.
"Der Polizist ist von zwei Sachverständigen-Gutachten entlastet worden",
erklärte Wolfgang Mühlbacher, Erster Oberstaatsanwalt und Pressesprecher der
Oberstaatsanwaltsschaft Wien. Die Berufung wäre daher von Beginn an
aussichtslos gewesen. Ein "Greifreflex" sei die Ursache für den ungewollten
Schuss gewesen, so die Sachverständigen. (APA)
© DER STANDARD, 6. August 2002
Man muß sich das einmal vorstellen: Ein Polizist erschießt einen völlig
Unschuldigen, weil er mit seiner Pistole nicht umgehen kann - diese sogar
mit seinem privaten Ballermann verwechselt.
Flugs finden sich Gutachter, die ihm einen "Greifreflex" bescheinigen - den
Begriff kenne ich nur aus der Kleinkind-Psychologie - und schon ist die
Sache erledigt: das Opfer hat Pech gehabt, verantwortlich ist niemand. Und
das war's. So einfach ist das in Österreich.
P.S.: In ein oder zwei Wochen jährt sich der Tag, wo in Gars am Kamp ein
etwa 50jähriger Lehrer von einem Gendarmen von seinem Motorrad
heruntergeschossen wurde - tot. Gemeint war ein anderer. Pech gehabt. Schon
vergessen (?)
Erich Wallner
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