Danke für die übermittelte Information. Ich bin an allen Informationen bezüglich Laptop-Klassen sehr informiert, da ich selbst an so einem Projekt arbeite. Schöne Grüße Josef Zwickl
----- Original Message -----
From: "Timo Davogg"
To: "Lehrerforum"
Sent: Thursday, August 08, 2002 8:20 PM
Subject: LF: Abstürzende Schulsachen


> Frankfurter Rundschau 08 08 02
>
> Abstürzende Schulsachen
>
> Gymnasialklassen arbeiten in allen Fächern mit Laptops
>
> Von Sigrun Müller-Gerbes
>
> GÜTERSLOH. Von Technikbegeisterung keine Spur. Kein hektisches
> Bearbeiten der Tastatur, kein "Denglish"-Fachsimpeln über
> Software-Upgrades, keine glänzenden Augen beim besonders genialen
> Hack. Stattdessen: Das Ding
nervt.
> Ist schwer zu schleppen. Stürzt ab. Und hat wieder einen Text einfach
> gefressen, sonst müssten die Hausaufgaben ja irgendwo zu finden sein.
>
> Nein, geliebt wird der Laptop in dieser 9. Klasse des Evangelisch
> Stiftischen Gymnasiums (ESG) in Gütersloh nicht. Allenfalls ausgepackt
> wie ein Lesebuch oder den Zirkel. Wer liebt schon seine Schulsachen?
> Aber das Gerät wird benutzt, täglich und in fast allen Fächern. Seit
> fast vier
Jahren
> läuft in Gütersloh ein Schulversuch, der Ernst macht mit "Schulen ans
Netz"
> und der populären Forderung vom "Laptop in jeden Schulranzen". Drei
> von
fünf
> siebten Klassen sind komplett mit mobilen Rechnern ausgestattet. Bis
Klasse
> 10 wird das Gerät systematisch in den Fachunterricht integriert.
>
> Zum Beispiel in Deutsch. Lehrer Dietmar Schade bespricht die
> Hausaufgaben. Aus einem Roman über den Nordirland-Konflikt - der im
> Englischunterricht parallel in der Originalsprache gelesen wird -
> sollten die Schülerinnen
und
> Schüler die Erlebnisse der Hauptpersonen herausarbeiten und als Texte
eines
> imaginären Tagebuchs formulieren.
>
> Nicht mehr nach der Masche: Einer liest vor, nach kurzer Debatte
> erläutert der Lehrer, warum es gut war. Oder schlecht. Und das Heft
> wird weggepackt. Hier läuft das anders: Kurz werden gemeinsam die
> Kriterien besprochen,
nach
> denen die Aufgaben-Texte bearbeitet werden sollen. Dann klappen 20
> Computerdeckel nach oben. Über den Schulserver stellen sich die
> Schüler
ihre
> Hausaufgaben gegenseitig zur Verfügung, setzen sich in Arbeitsgruppen
> zusammen und diskutieren die Texte. Gemeinsam wird gekürzt, redigiert,
> überarbeitet. Ergebnis: 20 Tagebuch-Notizen in ähnlicher Länge,
stilistisch
> geglättet, aus Sicht der Klasse bereit zur Veröffentlichung auf der
> Homepage, die das Ergebnis der Arbeit dieses Schulhalbjahres sein
> wird.
>
> Schulleiter Ulrich Engelen ist von solchen Einsatzmöglichkeiten
begeistert:
> "In den letzten 30 Jahren habe ich so etwas nicht erlebt, dass ein
> Schüler Anregungen und Kritik in die Hausaufgaben einarbeitet." Aus
> seiner Sicht sind die Erfahrungen mit der neuen Technik im Unterricht
> eindeutig: "Es
wird
> sehr viel intensiver mit und an Texten gearbeitet." Das mag paradox
klingen
> in einer Zeit, in der es modern ist, den Computer für Leseunlust und
> orthographische Schwächen der Jugendlichen verantwortlich zu machen.
> Aber Engelen ist überzeugt, dass sich die Schule "heute moderner
> Mittel
bedienen
> muss, um die gute alte philologische Attitüde zu stärken".
>
> Folgerichtig ging es ihm beim Start des Projekts nicht darum, die
> Schüler "fit zu machen für das IT-Zeitalter", wie es heute der Schule
> immer wieder abverlangt wird. Sondern die Technik hatte von Anfang an
> dienende
Funktion.
> "Wir fragen bei jeder technischen Neuerung zuerst: Lässt sich mit ihr
> die Lehre verbessern, ist sie für pädagogische Zwecke geeignet?"
>
> Ein klares Ja beim Laptop. Die Schülerinnen und Schüler sitzen nicht
> isoliert am Rechner, im Gegenteil: der Laptop wird vor allem in Phasen
> der Gruppenarbeit genutzt, zum Austausch von Informationen und zur
> gemeinsamen Arbeit. Engelen zufolge beschäftigen sich die Schüler der
> Laptop-Klassen intensiver mit Texten aller Art und produzieren vor
> allem mehr eigene Text
e.
> Und Mädchen nutzen das Gerät genauso selbstverständlich wie ihre
> Schulkameraden.
>
> Die wissenschaftliche Evaluation des Schulversuchs, durchgeführt an
> der Universität Berlin, liegt erst im Spätsommer vor. Aber so viel
> meint
Engelen
> bereits zu wissen: Das Büffeln von Computerprogrammen -
Standardanwendungen
> wie Word und Excel - geht offenbar nicht zu Lasten des klassischen
> Curriculums. Vergleichsarbeiten in Deutsch und Mathematik in Klassen
> mit
und
> ohne Laptop-Ausrüstung ergaben gleich gute Schüler-Leistungen. Die
> gewachsene Lern-Motivation der Jugendlichen färbt auf die Lehrer ab:
> Zu Beginn gab es nur "eine Hand voll Interessierter", berichtet
> Engelen. Im kommenden Schuljahr wird mehr als die Hälfte aller
> ESG-Lehrer mit dem
Laptop
> arbeiten. Kürzlich musste das Kollegium darüber beraten, ob die
> Laptop-Arbeit auch nach dem Ende des Schulversuchs - und nach
> Auslaufen
der
> Förderung durch die Bertelsmann-Stiftung - fortgesetzt wird. Keine
> Gegenstimme.
>
> Trotz großzügiger Unterstützung von Unternehmen müssen auch die Eltern
rund
> 30 Euro monatlich für die technische Infrastruktur bezahlen. Nach
Abschluss
> der zehnten Klasse gehört der Mobil-Computer dafür auch den eigenen
> Sprösslingen. Ein Solidarfonds sorgt dafür, dass auch Kinder aus
> sozial schwachen Familien in die Laptop-Klassen gehen können.
>
> Detlev Schnoor, Projektleiter bei der Bertelsmann Stiftung, ist
> überzeugt, dass sich ein ähnliches Kooperationsmodell auch anderswo
> verwirklichen lässt. In Nordrhein-Westfalen arbeiteten bereits zwei
> Gymnasien ähnlich, unterstützt unter anderem von der örtlichen
> Sparkasse. Und in einer
anderen
> Kommune plant man derzeit einen Flächenversuch: 1000 Schüler sollen
> mit Rechnern ausgestattet werden. Schnoor ist "sehr optimistisch, dass
> sich
das
> durchsetzen wird. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Eltern
> durchweg bereit sind, für ihre Kinder derart sinnvolle Investitionen
> mitzufinanzieren."
>
>
>
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> Diese Liste wird vom Computer Communications Club
> (http://www.ccc.or.at) betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu
> lassen, senden Sie ein
e-mail
> an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im
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