Sg. Koll. Adam,

ich möchte mich hier doch energisch gegen den Vorwurf zur Wehr setzen, dass ich "irgendwelche Phrasen nachplappere". Ich habe zu den Ereignissen meine eigene Meinung, und diese vertrete ich. Weiters kann ich auch bei eingehender Gewissensprüfung nicht herausfinden, dass ich woraus auch immer politisches Kapital schlagen will. Ich möchte einzig, dass mehr Kies in mein, in unsere Börserl rieselt. Und die perverse "Sachzwänglichkeit" der Regierung find ich unvernünftg und volkswirtschaftlich falsch.

Sie haben offensichtlich in jüngeren Jahren den Fehler begangen, dass Sie sich nicht im Selbststudium oder in einem Freundeskreis (so wie ich) die "Grundrisse der politischen Öhonomie" erarbeitet haben. So kann ich von den Leistungen meiner Jugend noch heute Nutzen ziehen.

Ich finde nicht, dass das LF eine "Jammerecke" ist. - Aber ich mag Sie einladen mal Karl Kraus zu lesen "Die letzten Tage der Menschheit" und vielleicht stellen Sie sich dann auch die Frage, wer denn in Wahrheit der größere Optimist ist. Der Nörgler oder der, der seinen Optimismus zur Schau stellt, aber an das, was er da von sich gibt, nicht glaubt. Ist in der Kritik nicht oft der Wunsch mit eingeschlossen, es besser machen zu wollen? Mitdenken, mitreden, mitentscheiden, mitverantworten. Lauter Grundwerte, die einer Regierung des Drüberfahrens fremd sind. Sie sind in ihrem sogenannten Optimismus, der eigentlich ein Konformismus ist, derart festgefahren, dass Sie die konstruktiven Ansätze gar nicht erkennen können. Schade!

Ein nachdenklichen Abend wünscht
Günter Wittek


----- Original Message -----
From: Hans Adam
To: Günter Wittek ; Lehrerforum
Sent: Sunday, August 18, 2002 8:59 PM
Subject: Re: Re: Re: Knafls Katastrophen-Vorschlag!

Sg. Koll. Wittek!

1) Sind die traurigen Ereignisse um die Flutkatastrophe wirklich ein Thema aus dem im Lehrerforum und auch sonst wo versucht wird politisches Kapital zu schlagen? Das Nachplappern (schreiben) von irgendwelchen Phrasen sollte in solchen Situationen tabu sein.

2) Ich bin im Gegensatz zu Ihnen kein Nationalökonom und möchte auch nicht die in die Tausende gehenden Rezepte zu Wirtschaftsmodellen hier diskutieren. Solche Ausführungen passen eher in die Boulevardblätter.

Allgemein:
Ich wundere mich manchmal sehr wie die hier Schreibenden als Lehrer positive Stimmung in ihrem Unterricht erzeugen können, wo es doch offensichtlich nur Pessimisten und Schwarz(Rot, Grün-)maler im Forum gibt.Gott sei Dank ist es eine Minderheit unter den Lehrern, sonst müßten wir Angst um unsere hoffnungsvolle Jugend haben. Positives gibt es von niemanden zu berichten, es werden prinzipiell nur negative Schlagzeilen gebracht. Konstruktive Vorschläge fehlen ganz. Na gut, das Lehrerforum ist halt eine Jammerecke.

Hans Adam


----- Original Message -----
From: "Günter Wittek"
To: "Lehrerforum"
Sent: Sunday, August 18, 2002 4:43 PM
Subject: LF: Re: Re: Knafls Katastrophen-Vorschlag!

>
> Sg. Koll. Adam,
>
> Ich glaube mich daran erinnern zu können, dass wir im LF uns
> ausgemacht haben, Beiträge zu unterlassen, die die Intelligenz der
> Mitleser unterfordern und deshalb als dümmlich bezeichnet werden
> müssen.
>
> Falls Sie meine Vorbemerkung zum Presse-Artikel gelesen haben, so wird
> Ihnen hoffentlich nicht entgangen sein, dass ich - wie fast alle
> Nationalökonomen - die Probleme des Staatshaushaltes in einem engen
> Zusammenhang sehe mit der Konjunktur. Diese derzeit sehr schwächliche
> Konjunktur kommt aber nur dann in Schwung, wenn die Menschen in
> unserem Land endlich wieder ein bisserl mehr im Börserl haben als
> bisher. Schon Henry Ford sagte, dass Autos keine Autos kaufen, und
> daher müsse man die Arbeiter in der Autofabrik anständig entlohnen.
>
> Wer jetzt denkt, dass der Staat nur so viel ausgeben darf, wie im
Staatssäckel
> ist, der denkt volkswirtschaftlich dumm. Denn mehr Ausgaben zugunsten
> der Menschen belebt die Konjunktur und bringt dem Staat viel mehr
> Einnahmen, die Ausgaben machen sich volkswirtschaftlich bezahlt! Die
> Pensionisten müssen ihren Anteil bekommen nach dem Grundsatz der
> sozialen
Gerechtigkeit.
> Oder haben Sie die Stirn den alten Menschen zu sagen: "Ihr leistet
> nichts mehr, daher seid mit einem Bettel zufrieden!" Zur Politik der
> sozialen
Kälte
> dieser Regierung würde das schon passen. Darum ist es ja auch kein
Zufall,
> von wem dieser Katastrophen-Vorschlag kam!
>
> In dieser Hochwasser-Krisen-Situation wäre Politik gefragt, aber die
> lässt sich nur schwer ausmachen. Oft lässt sie keine Perspektive über
> den Tag hinaus erkennen. Wenn ich geschrieben habe, dass ein
> Wiederaufbau nötig ist, so will ich präzisieren und hinzufügen, dass
> nun Bund, Länder und Gemeinden gefordert sind den Menschen zu helfen,
> dauerhaft gute Lösungen zu entwickeln. Es wird nicht genügen, viele
> Häuser in Überschwemmungsgebieten am gleichen Ort wieder zu errichten,
> sondern jetzt eine gewissenhafte Ortsplanung durchzuführen und
> Lösungen auf den Weg zu bringen, die nicht schon in wenigen Jahren die
> Menschen abermals zu Opfern werden lässt. Kants Thesen "Zum ewigen
> Frieden" lassen sich auch auf diese Situation wunderbar umlegen.
> Schade nur, dass wir mit dem Gedankengut einer Politik der Aufklärung
> so wenig anzufangen wissen.
>
> Günter Wittek
>
>
> ----- Original Message -----
> From: Hans Adam
> To: Günter Wittek ; Lehrerforum
> Sent: Saturday, August 17, 2002 11:34 PM
> Subject: LF: Re: Knafls Katastrophen-Vorschlag!
>
>
> Sg. Koll. Wittek!
>
> Es genügt doch die Druckmaschine bzw. den Farbkopierer der
> Nationalbank anzuwerfen um Geld zu machen, damit kann man allen
> helfen, oder doch
nicht?
>
> Hans Adam
>



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