Günter Wittek wrote:

> Sg. Koll. Adam,
>
> Ich glaube mich daran erinnern zu können, dass wir im LF uns
> ausgemacht haben, Beiträge zu unterlassen, die die Intelligenz der
> Mitleser unterfordern und deshalb als dümmlich bezeichnet werden
> müssen.
>
> Falls Sie meine Vorbemerkung zum Presse-Artikel gelesen haben, so wird
> Ihnen hoffentlich nicht entgangen sein, dass ich - wie fast alle
> Nationalökonomen - die Probleme des Staatshaushaltes in einem engen
> Zusammenhang sehe mit der Konjunktur. Diese derzeit sehr schwächliche
> Konjunktur kommt aber nur dann in Schwung, wenn die Menschen in
> unserem Land endlich wieder ein bisserl mehr im Börserl haben als
> bisher. Schon Henry Ford sagte, dass Autos keine Autos kaufen, und
> daher müsse man die Arbeiter in der Autofabrik anständig entlohnen.
>
> Wer jetzt denkt, dass der Staat nur so viel ausgeben darf, wie im
> Staatssäckel ist, der denkt volkswirtschaftlich dumm. Denn mehr
> Ausgaben zugunsten der Menschen belebt die Konjunktur und bringt dem
> Staat viel mehr Einnahmen, die Ausgaben machen sich volkswirtschaftlich bezahlt!



S.g. Kollege Wittek!

Eine kleine Dosis Ihres 1. Absatzes hätte bei der Formulierung ihres zweiten
und dritten auch nicht geschadet.

Deficit spending ist eine durchaus zweischneidige Angelegenheit. Wenn ein Bezieher eines kleinen Einkommens mehr Geld im Börsel hat, was
macht er dann damit? Kauft er vielleicht mehr Brot, Milch und steirische
Äpfel, um die heimatliche Landwirtschaft zu stärken?
Ich weiß nicht, ob Sie regelmäßig im Supermarkt einkaufen gehen oder ob Ihre
Frau das erledigt - aber schauen Sie einmal, wer die Erdbeeren im November
und die Weintrauben im Februar kauft; das sind nicht durchwegs nur Frauen in
teuren Pelzmänteln oder Männer mit Anzug und Krawatte.
Und wenn jemand jahrelang Urlaub nur auf Balkonien verbracht hat und
plötzlich zu etwas Geld kommt - kann man es ihm verübeln, wenn er einmal
nach Italien fährt? Ich habe nix gegen Italien - aber wo ist der
prinzipielle Unterschied (bezogen auf die von Ihnen im zweiten Absatz
angesprochene [österreichische] Konjunktur)zwischen einem italienischen
Hotel und einem europäischen Konsortium namens EADS (= Eurofighter)?
Von der Autoindustrie will ich gar nicht reden, in die ja auch ein
ordentlicher Brocken der österreichischen Haushaltseinkommen fließt (soviel
ich weiß, sind bei uns fast 3 Millionen PKW zugelassen).

Fazit: Deficit spending kurbelt schon die Konjunktur an - aber wo? Irgendwann
einmal muß das Defizit wieder eingespart werden (auf den zweiten Teil des
Mechanismus wird ja gerne vergessen), und dann stellt sich plötzlich heraus,
daß ein kräftiger Anteil des zurückzuzahlenden Defizits in die
Konjunkturbelebung im Ausland geflossen ist.
Ja - wenn alle gleichzeitig deficit spending betrieben, dann würden sich
diese Effekte wieder ausgleichen - aber es scheint so zu sein wie mit der
Abrüstung - wer sie einseitig betreibt, verliert am Ende.

MfG
Erich Wallner

P.S.: Mein Beitrag stellt nur das Prinzip deficit spending in Frage - nicht
aber eine anständige Gehaltserhöhung für Beamte, die aus ganz anderen
Gründen schon überfällig ist!

















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