Sehr geehrter Herr Kollege Wallner!
Ich bin sehr froh, dass Sie das Bild, das Koll. Wittek zeichnet, ins rechte (pardon, richtige) Licht rücken. Es gibt nun doch immerhin zwei Denkschulen, was Nulldefizit und Deficit-spending betrifft. Auch unsere profunden Nationalökonomen - und Koll. Wittek, nicht böse sein, aber dazu zähle ich Sie nicht
- sind sich da uneins, ob nur die Erhöhung von Einkommen den Effekt der Konjunkturankurbelung hat, oder ob es auch ein gewisses Maß an Sparen braucht, damit die Wirtschaft gesundet. Ich erlaube mir eine ketzerische Bemerkung: So eine stringente Wissenschaft, wie sie vorgibt, ist die Nationalökonomie tatsächlich nicht, aber das Mäntelchen ist recht imposant. Ich bekenne ganz offen, dass ich keine Patentlösung kenne und dass ich mich auch nicht anmaße, eine zu haben. Schnelle Patentlösungen sind mir immer in höchstem Maße ideologieverdächtig. Und ich lehre auch meine Schülerinnen und Schüler - soweit überhaupt so etwas lehr- bzw. lernbar ist (ein Widerspruch in sich fürwahr) - da eine gewisse Skepsis an den Tag zu legen. Da hätte ich mir vom Kollegen Wittek in seinen dem ersten nachfolgenden Absätzen - wie Koll. Wallner - ein Mehr an jenen Kriterien gewünscht, die er noch im ersten Absatz beschwört. Tatsache ist: Ohne eine deutliche Gehaltserhöhung im Öffentlichen Dienst wird`s diesmal nicht gehen, und das hat auch Fritz Neugebauer schon signalisiert. Noch zu einem anderen Thema, mein diesbezügliches Mail ist leider im Nirwana
verschwunden: Natürlich werden bei Selbstkündigung des Beamten und Ausscheiden aus dem Dienstverhältnis die erworbenen Pensionszeiten in die PV der Angestellten übernommen. Nur nach Disziplinarstrafen kann der Beamte seine Pensionsrechte verlieren. Er kann aber u.U. sogar eine Abfertigung erlangen. MfG Karl Digruber
>
> Günter Wittek wrote:
>
> > Sg. Koll. Adam,
> >
> > Ich glaube mich daran erinnern zu können, dass wir im LF uns
> > ausgemacht haben, Beiträge zu unterlassen, die die Intelligenz der
> > Mitleser unterfordern und deshalb als dümmlich bezeichnet werden
> > müssen.
> >
> > Falls Sie meine Vorbemerkung zum Presse-Artikel gelesen haben, so
> > wird Ihnen hoffentlich nicht entgangen sein, dass ich - wie fast
> > alle Nationalökonomen - die Probleme des Staatshaushaltes in einem
> > engen Zusammenhang sehe mit der Konjunktur. Diese derzeit sehr
> > schwächliche Konjunktur kommt aber nur dann in Schwung, wenn die
> > Menschen in unserem Land endlich wieder ein bisserl mehr im Börserl
> > haben als bisher. Schon Henry Ford sagte, dass Autos keine Autos
> > kaufen, und daher müsse man die Arbeiter in der Autofabrik anständig
> > entlohnen.
> >
> > Wer jetzt denkt, dass der Staat nur so viel ausgeben darf, wie im
> Staatssäckel
> > ist, der denkt volkswirtschaftlich dumm. Denn mehr Ausgaben
> > zugunsten
> der
> > Menschen belebt die Konjunktur und bringt dem Staat viel mehr
> > Einnahmen, die Ausgaben machen sich volkswirtschaftlich bezahlt!
>
>
>
> S.g. Kollege Wittek!
>
> Eine kleine Dosis Ihres 1. Absatzes hätte bei der Formulierung ihres
> zweiten und dritten auch nicht geschadet.
>
> Deficit spending ist eine durchaus zweischneidige Angelegenheit. Wenn
> ein Bezieher eines kleinen Einkommens mehr Geld im Börsel hat, was
> macht er dann damit? Kauft er vielleicht mehr Brot, Milch und
> steirische Äpfel, um die heimatliche Landwirtschaft zu stärken?
> Ich weiß nicht, ob Sie regelmäßig im Supermarkt einkaufen gehen oder
> ob Ihre Frau das erledigt - aber schauen Sie einmal, wer die Erdbeeren
> im November
>
> und die Weintrauben im Februar kauft; das sind nicht durchwegs nur
> Frauen in teuren Pelzmänteln oder Männer mit Anzug und Krawatte.
> Und wenn jemand jahrelang Urlaub nur auf Balkonien verbracht hat und
> plötzlich zu etwas Geld kommt - kann man es ihm verübeln, wenn er einmal
> nach Italien fährt? Ich habe nix gegen Italien - aber wo ist der
> prinzipielle Unterschied (bezogen auf die von Ihnen im zweiten Absatz
> angesprochene [österreichische] Konjunktur)zwischen einem italienischen
> Hotel und einem europäischen Konsortium namens EADS (= Eurofighter)?
> Von der Autoindustrie will ich gar nicht reden, in die ja auch ein
> ordentlicher Brocken der österreichischen Haushaltseinkommen fließt
> (soviel
> ich weiß, sind bei uns fast 3 Millionen PKW zugelassen).
>
> Fazit: Deficit spending kurbelt schon die Konjunktur an - aber wo?
> Irgendwann einmal muß das Defizit wieder eingespart werden (auf den
> zweiten Teil des Mechanismus wird ja gerne vergessen), und dann stellt
> sich plötzlich heraus,
> daß ein kräftiger Anteil des zurückzuzahlenden Defizits in die
> Konjunkturbelebung im Ausland geflossen ist.
> Ja - wenn alle gleichzeitig deficit spending betrieben, dann würden sich
> diese Effekte wieder ausgleichen - aber es scheint so zu sein wie mit der
> Abrüstung - wer sie einseitig betreibt, verliert am Ende.
>
> MfG
> Erich Wallner
>
> P.S.: Mein Beitrag stellt nur das Prinzip deficit spending in Frage -
> nicht aber eine anständige Gehaltserhöhung für Beamte, die aus ganz
> anderen Gründen schon überfällig ist!
>
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