DER STANDARD
Sa./So. 31. Aug./ 1. Sept. 2002, Seite 8

966 Drei-Wochen-Krankenstände

15 Prozent der Pensionsversicherungsmitarbeiter in Liste für Haupt

Lisa Nimmervoll

Wien - Fast 15 Prozent oder exakt 966 der rund 6500 Beschäftigten der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) waren im vergangenen Jahr länger als drei Wochen am Stück im Krankenstand. Diese Zahl wurde von der PVA wunschgemäß - aber anonymisiert - an Sozialminister Herbert Haupt (FP) übermittelt. Dem STANDARD liegen die konkreten Zahlen vor: In der Pensionsversicherung der Angestellten (PVAng) sind 346 Verwaltungsangestellte, 69 Arbeiter, sieben Ärzte und 31 Mitarbeiter im Bereich Pflegepersonal betroffen. In der Pensionsversicherung der Arbeiter (PVArb) 323 Beschäftigte in der Verwaltung, 128 Arbeiter, acht Ärzte und 54 Pflegerinnen und Pfleger. Minister Haupt zeigte sich im STANDARD-Gespräch "erfreut" über die
(namenlose) Liste: "Ich glaube, sie wird für meine Zwecke ausreichend sein. Ich will ordentliche Sozialpläne und präventiv wirken. Mobbing gegen Kranke wird von mir nicht geduldet." Empfänden doch viele Mitarbeiter von PVArb und PVAng die Fusion wechselseitig als "feindliche Übernahme". PVA-intern reagierte man überrascht: "Das ist schon ein relativ hoher Wert." Als mögliche Erklärung verweist man darauf, dass in der Privatwirtschaft Kuren vielleicht nicht - wie im Gesetz vorgesehen - im Krankenstand, sondern eher im Urlaub angetreten werden. Tatsächlich ist laut Sozialversicherungsexpertin Monika Weißensteiner von der Arbeiterkammer die Zahl der Krankenstandstage in den letzten Jahren gesunken: "Auch aus Sorge um den Arbeitsplatz." Durchschnittlich hatten Arbeiter (traditionell mehr) und Angestellte 2000 14,1 Krankenstandstage, 2001 waren es 13,4 Tage. Laut Hauptverband beträgt der Vergleichswert für Beamte pro Jahr 15,6 Krankenstandstage. Interessant ist die Verteilung der Krankenstandstage nach der Dauer: Vier Prozent der Arbeiter und Angestellten waren kürzer als drei Tage krank, 16 % vier bis sieben Tage; 20 % acht bis 14 Tage. 11 % der Krankenstände erstreckten sich über zwei bis drei Wochen, acht Prozent dauerten 22 bis 28 Tage, fünf Prozent 29 bis 35 Tage und 36 % waren Langzeitkrankenstände über 36 Tage. Bei den Bundesbeamten dauerten mehr als die Hälfte aller Krankenstände nicht länger als drei Tage.



Kommentar E.W.:

Bei diesen Zahlen – von der PVA selber erhoben! - könnte man fast auf den Gedanken kommen, man hätte nicht die Angestellten, sondern die Patienten untersucht. 15% pro Jahr länger als 3 Wochen AM STÜCK krank heißt ja, daß diese Leute auch noch zusätzliche Krankenstände gehabt haben könnten / dürften.

Umgerechnet auf eine mittelgroße Höhere Schule hieße das, daß fast ein Dutzend der ProfessorInnen jedes Jahr (mindestens) eine Drei-Wochen-Periode fehlten. Ich glaube, so ein Siechenheim gibt es in ganz Österreich kein einziges – oder weiß jemand ein Beispiel?

Überhaupt kommt mir vor, daß in der Lehrerschaft die Krankenstände deutlich unter dem Bevölkerungsschnitt liegen (lt. Artikel im Vorjahr 13,4 Tage). Überzeugt bin ich auch davon, daß wir LehrerInnen unter dem Beamten-Schnitt liegen (lt. Artikel 15,6 Tage). Das legt schon die Mathematik nahe, weil unsere Krankenstände in den Ferien ja nicht zu Buche schlagen. Daraus folgt auch, daß die Beamten-Statistik durch die Lehrer geschönt wird. Hauptsächlich dürfte es aber der soziale und pädagogische Druck sein, der uns Lehrerinnen das Krankfeiern
verunmöglicht: (Gratis-) Supplierungen und der Umstand, daß man die Ausfälle (Schularbeiten!) ja doch größtenteils selber nachholen muß.

Schlußfolgerung: Wenn es für Beamte allgemein Krankenstands-Zahlen gibt, wird es ja wohl auch welche für Lehrer geben. Im Vorfeld von Gehaltsverhandlungen wäre es keine schlechte Idee, die einmal unter die Lupe zu nehmen – und sei es nur für den internen Gebrauch: Die GÖD schließt ja für alle Beamte ab, aber sollte sie wieder einmal auf den Gedanken von Fixbeträgen kommen, dann wäre ein dezenter Hinweis seitens der Lehrergewerkschaft angebracht, daß es Beamte gibt, die mehr, und solche, die weniger für ihr Geld arbeiten …



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