-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: owner-lehrerforum@ccc.at [mailto:owner-lehrerforum@ccc.at] Im Auftrag von Daniela Kranz
Gesendet: Samstag, 31. August 2002 00:36
An: erich.wallner@aon.at
Cc: lehrerforum@ccc.at
Betreff: Re: LF: TREND 09 (2)
erich.wallner@aon.at schreibt:
>Wenn man die Studiengebühr aus den Steuern finanziert, so zahlt die
>Krankenschwester, die auch nie in die Nähe einer Hochschule kommt,
dafür,
>dass die Tochter des ihr vorgesetzten Chirurgen umsonst studieren darf.
>Verteilungspolitisch ist das Argument also falsch.
ein überaus befremdliches und meiner meinung nach dummes argument.
mit dieser argumentationslinie könnten kinderlose verweigern, dass mit ihren steuergeldern kinderbetreuungseinrichtungen und schulen finanziert
werden;
solche, die nie in ein museum, ein theater oder in eine oper gehen, könnten die abschaffung der finanziellen unterstützung für kulturelle einrichtungen und veranstaltungen verlangen; menschen die keine alten angehörigen haben, hätten kein verständnis für staatlich finanzierte altenbetreuung. nur um einige beispiele zu nennen. die liste ließe sich fortsetzen.
da hat er wohl nicht weit genug und lang genug nachgedacht, der herr glotz.
S.g. Kollegin Kranz!
Kinderlose können tatsächlich verweigern, daß mit ihren Steuergeldern private Reitstunden oder Ballettunterricht für sportlich oder musisch begabte Kinder finanziert werden.
Steuerpflichtige müssen KV-Abgaben zahlen, aber nicht dafür, daß andere Leute Goldkronen eingesetzt bekommen.
Und der WF-Beitrag auf meinem Gehaltszettel heißt auch nicht, daß anderen Leuten Villen dafür hingestellt werden.
Die Diskussion dreht sich also um das AUSMASS der Grundversorgung - diesfalls im Ausbildungsbereich. Konsens herrscht darüber, daß die Grundversorgung jedenfalls bis zum Matura-Level reicht. Konsens herrscht auch darüber, daß post-graduate Ausbildung NICHT mehr zum Leistungsspektrum der Allgemeinheit gehört.
Ergo liegt dazwischen der universitäre Bereich. Daß der Anspruch, der dürfe den Konsumenten nichts kosten, diskussionswürdig ist, zeigt am einfachsten ein Blick ins Ausland.
Daß ein Bummelstudent, von seinem reichen Vater finanziert, gratis 20 Semester studieren und anderen die Plätze versitzen darf, um am Schluß noch immer keinen Abschluß zu haben - "Der Papa wird's schon richten" - das werden sicher auch Sie nicht befürworten - also müssen wahrscheinlich sogar Sie das Prinzip der Gratis-Uni einschränken. Wenn aber einmal das Prinzip zu Fall gebracht ist, ist alles Weitere nur mehr Verhandlungssache.
Ich kann mich an die genauen Modalitäten der Studiengebühr nicht mehr erinnern, glaube aber, im Gedächtnis zu haben, daß ein Teil des aufgebrachten Geldes in erhöhte Stipendien fließt - womit für die Ärmeren die Studiengebühr de facto wieder ausgeglichen wird.
Das hieße dann, daß Gehrer der Wende-Regierung ein klassisch sozialistisches Ei gelegt hätte - Umverteilung aus dem Lehrbuch.
Mit freundlichen Grüßen Erich Wallner
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