Lieber Koll. Zwickl,
das ist schon großartig, was Sie hier an Selbstaufopferung leisten! Was der Staat nicht leisten kann, das will ich auf meine starken Schultern nehmen.
Man kann sich anschauen und fragen: "Wer hat ein Interesse daran, dass junge Menschen gut ausgebildet werden? Wer hat später einen Profit davon, dass qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung stehen? Welche Kosten würden erwachsen, wenn die Arbeitgeber die Ausbildung selber bezahlen müssten?" - Und aus der Beantwortung dieser Fragen ableiten und in Gesetze gießen, wer wie hohe Beiträge zu den Ausbildungskosten zu tragen hat (die dann natürlich via Budgetmittel an die Unis kommen) .
Der neoliberale Weg schaut natürlich ganz anders aus. Da werden den Lohnabhängigen möglichst viele Belastungen auferlegt, sie sollen möglichst viele Ausbildungskosten tragen, um dann auch nur die Chance auf irgendeinen Arbeitsplatz zu haben. Dieses System führt zwangsläufig dazu, dass Arbeitswillige und Qualifizierungswillige aus Kostengründen auf Bildung und Ausbildungen verzichten. - Wer dieses Prinzip im Grundsatz akzeptiert, der ist schon verkauft und verraten!
Einschränkungen im freien Zugang zu Bildung können nicht akzeptiert werden. Die Forderung muss nach wie vor lauten nach finanziell abgesicherten Studien ohne Gebühren über eine ausreichend hohe Anzahl von Studienjahren.
mfG
Günter Wittek
PS.: Soll denn "Vollrechtsfähigkeit" bedeuten, dass jeder Leiter einer Lehrveranstaltung einen Hut durchgehen lassen soll zur Beschaffung von Arbeitsbehelfen, damit Unterricht, eine Lehrveranstaltung überhaupt stattfinden kann? Wahrlich, eine grauenhafte Vorstellung! Bildung am Bettelstab.
----- Original Message -----
From: Josef Zwickl
To: Erich Wallner ; 'Daniela Kranz'
Cc: lehrerforum@ccc.at
Sent: Sunday, September 01, 2002 10:46 AM
Subject: Re: LF: TREND 09 (2)
Betrifft Studiengebühren
Da ich selbst Leidtragender der Einführung von Studiengebühren bin, hätte ich vordergründig viele Argumente für deren Abschaffung. Jedoch beobachtete ich genau, wie die Ausstattung unserer Massenuniversitäten immer magerer wurde. Das mag vielleicht nicht jeder von Ihnen nachvollziehen können,denn unterschiedliche Studienrichtungen haben auch unterschiedliche Anforderungen an ihre Ausstattungen. Im Naturwissenschaftsbereich wurde aufgrund der Disharmonie zwischen Studentenzahlen und Laborausstattung die Situation immer dramatischer. Der Staat als Universitätserhalter kann meiner Ansicht nach nicht den immer größer werdenden Bedarf an modernen Laborgeräten finanzieren. Daher erscheint es mir-trotz persönlicher Betroffenheit- doch richtig, dass man über die Vollrechtsfähigkeit der Universitäten und mit den Studiengebühren die Möglichkeit geschaffen hat, den Universitäten wieder ausreichende Mittel in die Hand zu geben. Die Zukunft der Universitäten mit "prähistorischer" Politik der 70er Jahre wäre eine sehr düstere geworden. MfG Josef Zwickl
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