DER STANDARD
Dienstag, 3. September 2002, Seite 8

"Mischung aus Blödheit und Hilfeschrei"

Bombenbastler wird psychiatriert

Elisabeth Steiner

Klagenfurt - Die Ermittlungen um den Klagenfurter Bombenbastler laufen auf Hochtouren. "Derzeit wird gerade sein Umfeld untersucht, auch das persönliche", sagt der Sprecher des Klagenfurter Gerichts Manfred Herrnhofer.

Bei dem 22-jährigen, als "wohlstandsverwahrlost" beschriebenen jungen Mann handelt es sich um den Sohn des geschäftsführenden Kärntner Landeschulratspräsidenten Heiner Zechmann aus erster Ehe. Zechmann bedauert im Gespräch mit dem STANDARD die Entwicklung seines Sohnes, auf die er "keinen Einfluss" gehabt habe: " Bei der Scheidung war er vier. Ich habe ihn ja kaum gesehen und immer befürchtet, dass es einmal Probleme geben wird."

Politische Hintergründe und Kontakte zur Neonaziszene schließt Zechmann
aus: "Es war wohl eine Mischung aus Blödheit und Hilfeschrei." Gewissermaßen ein "Spätpubertierender, der sich mit der Bombenbastelei wichtig machen wollte", meint der Vater. Dennoch stehe er zu seinem Sohn und werde ihn auch im Gefängnis besuchen: "Er ist ja mein Kind, in guten wie in schlechten Tagen."

Der frühere Chemieprofessor am Villacher Peraugymnsium und Träger des Silbernen Ehrenzeichens der Republik, gilt unter Kollegen als ehrgeizig, autoritär und elitebewußt. Schüler kritisierten immer wieder angebliche rassistische und antisemitische Ausfälle. Zechmann ist ein Enkel des ehemaligen NS-Reichsbahnpräsidenten und späteren FPÖ-Mitbegründers Heinrich Zechmann und sieht sich, obwohl kein FP-Mitglied, als den "Freiheitlichen nahestehend".

Zurechnungsfähigkeit
Rätsel geben weiter die Motive des jungen Bombenbastlers auf. U-Richter Christian Karl hat nun ein psychiatrisches Gutachten beim Sachverständigen Reinhard Haller in Auftrag gegeben, der bereits den Bombenattentäter Franz Fuchs untersucht hat. Es soll Aufschluss über Persönlichkeitsstruktur und Zurechnugsfähigkeit geben.
Nach wie vor schließen auch die Ermittler politische Hintergründe aus. Es habe lediglich einzelne Kontakte zur Skinheadszene gegeben.

Eine weitere Ermittlungsschiene betrifft die Hintermänner, die dem Klagenfurter Bombenbauer offenbar Baumaterial für die tödlichen Sprengfallen besorgt haben. Denn einige Substanzen sind nur mit Genehmigung zu beziehen. Der Tatverdächtige selbst, der schon seit Jahren mit Sprengstoff hantiert hat, schweigt dazu. Experten des Innenministeriums untersuchen derzeit mögliche Bezugsquellen wie Sprengfirmen oder Bundesheer.


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