SN 03 09 02

http://www.salzburg.com/sn/02/09/03/artikel/343146.html

Zyklen auf dem Lehrerarbeitsmarkt

Auf Lehrerarbeitslosigkeit kann auch Lehrermangel folgen - Altersspitze nähert sich Pensionsalter

WIEN (SN-schli).

Wir haben - zumindest laut Rechnungshof - zu viele Lehrer für zu wenige Schüler. Und tausende Lehrer sind in der Job-Warteschleife. Trotzdem könnte in einigen Jahren auch wieder Lehrermangel in Österreich herrschen.

Ein wenig so wie der "Hanau-'sche Schweinezyklus", ein Marktmechanismus, den der Ökonom Arthur Hanau Ende der 20er Jahre für Produkte mit längerer Entwicklungszeit nachgewiesen hatte, funktioniert offenbar auch der Arbeitsmarkt für Lehrer. Bei schlechten oder guten Jobchancen für Lehrer entscheiden sich entweder zu wenige oder zu viele junge Leute für eine Lehrerausbildung. Jahre später herrschen dann, je nachdem, Arbeitslosigkeit oder Lehrermangel. Die Steuerung ist schwierig.

Derzeit gibt es etwa 5000 stellensuchende Lehrer. Die hohe Zahl hält junge Menschen eher davon ab, eine Lehrerausbildung zu beginnen. In den 60er und auch 70er Jahren war dies anders: Da herrschte auf Grund geburtenstarker Jahrgänge und der Kriegsgeneration (wenig männliche Lehrer) Lehrermangel. Damals wählten viele den Lehrerberuf. Folge: Die Altersspitze bei den Lehrern wanderte bis heute immer weiter nach hinten.

Im Jahr 2012 sind die vielen heute 50-jährigen Lehrer 60 und gerade dann könnte es am Lehrernachwuchs mangeln, da sich viele heute vom Lehrerstudium abschrecken ließen. Ein bereits seit 1997 angebotenes Vorruhestandsmodell für Lehrer scheint im Hinblick auf die Altersspitze zu greifen. Bei den rund 75.000 Pflichtschullehrern gibt es derzeit nur 291 über 61-Jährige, 2800 im Alter von 56 bis 60, 9000 im Alter von 51 bis 55 und 14.000 46- bis 50-Jährige.

Zur Wahl des Volksschullehrerberufs ist derzeit nicht zu raten. Im Jahr 2010 wird es 50.000 Volkschü-ler weniger geben (statt 380.000 330.000). Bei den
zehn- bis 14-Jährigen werden es 2010 um 35.000 Schüler weniger sein.

Die Zahl der 14- bis 18-Jährigen bleibt österreichweit bis 2010 konstant, danach wird es jedes Jahr um rund 10.000 weniger geben. Die Planung des Lehrerbedarfs ist hier besonders schwierig, da die Bildungswege nicht absehbar sind. Derzeit sind die Berufsbildenden Höheren Schulen (BHS) bei weitem nicht in der Lage, alle Schüler aufzunehmen. Gesucht sind Lehrer in fachtheoretischen Gegenständen an den BHS: etwa Wirtschaftspädagogik, Maschinenbau, Elektronik.

Die Bedarfsprognose ist aber auch hier schwierig, weil es bis 2010 neue boomende Schultypen geben kann. Österreich muss nicht auf ewig die höchsten Schulstundenzahlen aufweisen. Offen ist zudem, wie sich der Einsatz von Computern auf die Didaktik auswirkt.

Im Bildungsministerium will man niemandem von vornherein vom Lehrerberuf abraten. Wenn jemand unbedingt Lehrer werden will, sollte er auf jeden Fall flexibel und mobil sein. Und nicht unbedingt, wie die Hälfte der Lehrer, Deutsch und Geschichte wählen.


© SN.




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