DER STANDARD
Mittwoch, 4. September 2002, Seite 8
Für zwei Stunden Schulinspektor
Landesschulratspräsident machte Ernennung auf Wunsch rückgängig
Klagenfurt - Zu einer Groteske ist es am Montag bei der Besetzung des Bezirkschulinspektors von Klagenfurt gekommen. Der Direktor der Volksschule Mieger, Johann Tolmaier, wurde zwei Stunden nach seiner Inauguration wieder seines Amtes enthoben. Dabei war alles schon so schön für die Amtsübergabe vorbereitet gewesen. Landesschulratspräsident Heiner Zechmann gratulierte und händigte die Schlüssel für die neuen Amtsräume aus. Dort prangte schon das neue Türschild und die Mitarbeiter warteten mit Sekt und Brötchen auf den neuen Bezirksschulinspektor. Mitten in die kleine Feierlichkeit hinein platzte dann der Anruf des Landesschulratspräsidenten: alles wieder retour. Die Bestellung ist rückgängig gemacht. Johannes Tolmaier war also nach zwei Stunden wieder seines Amtes enthoben. Ohne Angabe von Gründen.
Noch vor Ort wurde gerätselt, was denn den abrupten Sinneswandel von Landesschulratspräsident Heiner Zechmann ausgelöst haben könnte.
Einige Anwesende meinten, vielleicht habe dem Schulreferenten Landeshauptmann Jörg Haider die Bestellung missfallen. Tolmaier beherrsche ja auch die slowenische Sprache und leitete bisher eine zweisprachige Volksschule. Außerdem gehöre er dem roten Lehrerverband
(SLÖ) an. Andere wiederum glaubten, Zechmann habe Tolmaier aufgrund einer mündlichen Zusage von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer voreilig bestellt, ohne das schriftliche Ernennungsdekret abzuwarten.
Zechmanns roter Vizepräsident Rudolf Altersberger hielt gar "Amtsmissbrauch" für möglich. Denn die Betrauung obliege der Bildungsministerin. Die dürfe der Landesschulratspräsident weder eigenmächtig aussprechen noch widerrufen.
Landesschulratspräsident Zechmann verwies darauf, "dass diese Entscheidung nicht von mir ausgeht". Das Rätsel klärte sich am späten Nachmittag. Landeshauptmann Haider erklärte, dass die Bestellung von Tolmaier ohne sein Wissen erfolgt sei. Es sei aber mit Zechmann vereinbart, dass "ich in alle Personalentscheidungen eingebunden werde". "Willkürakt gegenüber der slowenischen Volksgruppe" protestiert die Arge Volksgruppen in der SP. Objektivierungsverfahren bei Leiterposten im Schuldienst gibt es derzeit in Kärnten nicht. Die Posten werden provisorisch besetzt. (stein)
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