SPIEGEL ONLINE - 04. September 2002, 14:15
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Nach dem Erfurter Massaker
Auch Abitur-Versager erhalten einen Abschluss
Von Per Hinrichs

In allen Bundesländern geht ein Schüler mit Mittlerer Reife vom Gymnasium ab, wenn er im Abitur scheitert - nur in Thüringen bisher nicht. Nun ändert das Land sein Schulgesetz doch, eine Konsequenz aus der Tragödie von Erfurt, bei der 17 Menschen starben.

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Nach der Tragödie von Erfurt hatten tausende von Schülern, Lehrern und Eltern unter dem Motto "Schrei nach Veränderung" für ein neues Schulgesetz demonstriert. Kultusminister Michael Krapp hatte sich zunächst gegen jede Änderung gesperrt. Bald zeigte er sich unter öffentlichem Druck doch zum Umdenken bereit und will nun "an den Gymnasien nach dem Vorbild anderer Bundesländer eine Zusatzprüfung für die Mittlere Reife einführen". Das sieht Krapp allerdings in erster Linie als Folge aus der Pisa-Studie, nicht aus dem Erfurter Massaker.

An den Grundsätzen des thüringischen Schulwesens möchte das Ministerium indes nicht rütteln. "Wir werden auch in Zukunft", kündigt Krapp an, "keine Abschlüsse ohne Prüfung zulassen." Für den neuen Abschluss sollen Zehntklässler an Gymnasien in Mathematik, Deutsch, einer Fremdsprache und einem naturwissenschaftlichen Fach geprüft werden. Das Gesetz könne noch während des laufenden Schuljahres in Kraft treten, sagte Krapp. SPD und PDS in Thüringen kritisierten unterdessen die schleppende Umsetzung und die mangelnde Einbindung von Eltern- und Lehrervertretern.





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