S.g. Dir. Adam!
1. Was die kontinuierliche Berufslaufbahn im öffentlichen Dienst mit dem Diskussionsgegenstand des Vergleiches der Einkommen Beamten – Privatwirtschaft zu tun hat, vermag ich nicht zu erkennen. Wenn überhaupt, erblicke ich darin einen Nachteil für die Beamten, weil im Schuldienst 98% dadurch keine Aufstiegsmöglichkeiten haben.
Mein Argument lautet nach wie vor: Wenn ich mein Haus gegen Feuer versichere (d.h. die Minder-Entlohnung des Beamten in Kauf nehme), und das Haus meines nicht versicherten Nachbarn brennt ab (d.h. z.B. ein Diplomingenieur in der Privatwirtschaft wird arbeitslos), wieso soll ich dann plötzlich eine höhere Feuerversicherung zahlen (= wieso soll ich jetzt einen noch größeren Einkommensnachteil durch schleichenden Reallohnverlust im Gefolge von vielfachen Gehaltsabschlüssen unter der Inflationsrate in Kauf nehmen)? Der DI hat gewußt, worauf er sich einläßt, und viele Jahre lang wesentlich besser verdient als ich – wieso soll ich sein Malheur jetzt mit ausbaden? Von seinem in langen Jahren aufgelaufenen Einkommens-Plus habe ich ja auch nichts gehabt!
Was ist das für ein Spiel, wo der eine nur auf der Verliererseite stehen kann?
2. „Nach dem Studium daraufzukommen, dass …“:
Das ist ja genau der Grund, warum ich die Demontage der Beamtenpensionen 1997 als eine solche Schweinerei betrachte – eine einseitige Veränderung der Spielregel, die da lautete: „Der Beamte verdient nicht viel, aber dafür hat er wenigstens eine ordentliche
Pension“.
Was ich kritisiere, ist nicht, wie Sie mir unterstellen, daß ich als Lehrer weniger verdiene als andere Akademiker in der Privatwirtschaft – einen Abschlag für die Job-Sicherheit halte ich schon für gerechtfertigt. Was ich kritisiere, ist, daß dieser Abschlag von Jahr zu Jahr größer wird. In Zeiten der Hochkonjunktur mit Quasi-Vollbeschäftigung ist er ja auch nicht kleiner geworden! Was ist das für ein Spiel, wo der Beamte nur auf der Verliererseite steht?
3. „Wurden Sie zum Lehrerwerden gezwungen?“ - Umgedreht lautet Ihr
Argument: „Welcher der von Ihnen ob ihrer Arbeitslosigkeit bedauerten Metallarbeiter wurde denn zu seinem Beruf gezwungen?“ - Ich habe nicht den Eindruck, daß wir auf dieser Ebene weiterkommen.
Erich Wallner
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Hans Adam [mailto:adam@borg-graz.ac.at]
Gesendet: Donnerstag, 5. September 2002 09:33
An: Erich Wallner; Lehrerforum@ccc.at
Betreff: Re: Gehaltsabschlüsse Metaller
Sg. Koll. Wallner!
Sie haben einen gravierenden Fehler in Ihren Vergleichen.
Im öffentliche Dienst gibt es eine kontinuierliche Berufslaufbahn, ansonsten ist dies nicht der Fall. Deshalb sind der öffentlichen Dienst und die Privatwirtschaft schwer vergleichbar.
Sie vergleichen Äpfel mit Birnen!
Wir haben in Österrech freie Berufswahl, nachdem Studium draufzukommen, dass man weniger verdient und dann den Staat, Regierung oder sonstwen dafür verantwortlich zu machen, ist nicht ganz einzusehen. Wurden Sie zum Lehrerwerden gezwungen? Die Einkommenssituation war mir bekannt.
Hans Adam
----- Original Message -----
From: Erich Wallner
To: 'Hans Adam' ; Lehrerforum@ccc.at
Sent: Wednesday, September 04, 2002 10:17 PM
Subject: AW: Gehaltsabschlüsse Metaller
Es ist schon ein Jammer, wenn ein Spitzenvertreter der Gewerkschaft jetzt innerhalb einer Woche schon zum zweiten Mal (zuletzt am Samstag
31.8.) Prozente mit absoluten Zahlen verwechselt.
Und wenn er immer noch nicht begriffen hat, daß die Beamten die
Pragmatisierung* ja sowieso mit einem Riesen-Abschlag ihres
Aktivbezuges** gegenüber der Privatwirtschaft bezahlen. Das ist unsere Versicherungsprämie gegen Arbeitslosigkeit, und die ist teuer genug. Wenn ich mein Haus gegen Feuer versichere, und der nicht versicherte Nachbar brennt ab, dann ist das doch keine Grund, meine Prämie zu erhöhen – genau dies billigt aber Koll. Adam!
Kollege Adam soll endlich einmal die Diplomkaufleute, Diplomingenieure, Ärzte etc. aus seinem Bekanntenkreis nennen, die nur soviel verdienen wie ein ebenfalls akademisch ausgebildeter Lehrer und daher schlechter gestellt sind wegen ihres unsicheren Arbeitsplatzes.
Auch ein AHS-Direktor sollte doch schon einmal etwas gehört haben von der Job-Situation in den BHS in den fachspezifischen Gegenständen und die Gründe dafür kennen. Und wenn nicht – wieviele Hauptfach-Chemiker kennt er denn in der AHS?
Mir ist noch kein arbeitsloser Zahnarzt begegnet – wenn es welche gäbe, könnten die anderen nicht für eine einzige Goldkrone den Monatsgehalt eines Junglehrers verlangen.
Erich Wallner
* Ganz zu schweigen davon, daß die Hälfte der Lehrer ja gar nicht pragmatisiert ist, und trotzdem auch nicht mehr bezahlt bekommt!
** Ganz zu schweigen von der Schweinerei des Eingriffes in laufende Verträge bei der Demontage der Beamtenpensionen 1997, die Neugebauers Unterschrift trägt!
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Hans Adam [mailto:adam@borg-graz.ac.at]
Gesendet: Mittwoch, 4. September 2002 21:29
An: Erich Wallner; Lehrerforum@ccc.at
Betreff: Re: Gehaltsabschlüsse Metaller
Sg. Koll. Wallner!
Ich bitte Sie noch in die Tabelle einzuarbeiten und prozentuell zu berücksichtigen, wenn die Metaller gekündigt wurden bzw. mit einem niedrigen EInkommen in einer Stiftung für ein Jahr geparkt werden. Wie wirkt sich eine 6 monatige Arbeitslosigkeit und anschließend eine niedrigere Einstufung auf die Lebensverdienstsumme aus?
Hans
----- Original Message -----
From: Erich Wallner
To: Lehrerforum@ccc.at
Sent: Tuesday, September 03, 2002 7:16 AM
Subject: LF: Gehaltsabschlüsse Metaller
Aus einer Grafik im heutigen STANDARD Seite 17 schreibe ich die Ist-Lohnabschlüsse der Metaller und daneben rechts die Inflationsrate des jeweiligen Jahres ab:
1991: Ist-Lohn: 4,8% Inflation: 3,3%
1992: 3,9% / 4,1%
1993: 2,8% / 3,6%
1994: 3,5% / 3,0%
1995: 3,5% / 2,2%
1996: 2,0% / 1,9%
1997: 2,1% / 1,3%
1998: 2,9% / 0.9%
1999: 1,9% / 0,6%
2000: 3,4% / 2,3%
2001: 2,9% / 2,6%
Man sieht daraus, daß die Metaller ein einziges Mal deutlich (1993) und einmal knapp (1992) unter der Inflationsrate geblieben sind.
In einem Jahr (1998) lagen sie um volle zwei Prozent darüber, 1991, 1998, 1999, und 2000 um mehr als ein Prozent.
Erich Wallner
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