DER STANDARD
Donnerstag, 26. September 2002, Seite 1
RAU
Der Deal
Der Deal, den er eingegangen sei, habe nicht so funktioniert, wie er sich das vorgestellt habe. Deshalb fühlte er sich nicht mehr an seine Abmachungen mit der Polizei gebunden, sagte der Anwalt eines Schwarzafrikaners, der als anonymisierter Kronzeuge (Code AZ 3000) mit seinen belastenden Aussagen eine Schlüsselfigur des Massenprozesses gegen über hundert Personen gewesen war.
Begonnen hatte das alles mit der "Operation Spring", einer Großaktion der Wiener Polizei gegen tatsächliche und vermeintliche schwarzafrikanische Drogendealer. Die Operation war übrigens dem Wiener FPÖ-Politiker Kabas verraten worden, der daraufhin vorher ein Inserat in die Zeitung setzte ("1000 schwarze Dealer" oder so ähnlich), um den Eindruck zu erwecken, die FPÖ mache Druck und die Polizei springe schon. Jetzt hat AZ 3000 einen Großteil seiner damaligen Aussage vor Gericht widerrufen, ein Teil der Verfahren wird wieder aufgerollt werden müssen.
Frage: Welchen "Deal" hat die Polizei mit diesem Belastungszeugen geschlossen? Wann wird die rechtsstaatlich höchst bedenkliche Praxis abgeschafft, in deren Rahmen vermummte Belastungszeugen vor Gericht erzählen können, was sie wollen?
© DER STANDARD, 26. September 2002
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