DER STANDARD
Dienstag, 1. Oktober 2002, Seite 10

"Legales Schummeln", eine VP-Initiative

Stadtschulratspräsidentin reagiert auf Kritik von Bildungsministerin Gehrer

Wien - "Wenn die Frau Bundesminister meint, sich strikt gegen jegliche Art von ,Schummeln in der Schule' aussprechen zu müssen, dann zeigt mir das nur, dass sie unsere Forderung nicht wirklich verstanden hat". Heftig fiel am Montag die Reaktion von Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl auf die Kritik von VP-Bildungsministerin Elisabeth Gehrer aus. Diese hatte am Sonntag von einem "ganz, ganz falschen Signal" gesprochen. Der "legale Schummelzettel" sei nichts anderes als ein "individueller Lernbehelf". Fünf mal Fünf Zentimeter groß, einseitig beschrieben und auf der Rückseite vom Lehrer per Unterschrift genehmigt, präzisierte Brandsteidl. Wenn Gehrer nun eine Klarstellung des Stadtschulrates verlange, zeige dies, dass sie die Broschüre nicht gelesen habe. Gehrers Parteikollege Walter Strobl, Bildungssprecher der Wiener VP, reklamierte am Montag in einer Aussendung die Vorschläge für sich, denn: "Beide Ideen stammen als Diskussionsvorschläge aus Arbeitskreisen der Vereinigung Christlicher Lehrer Wiens." Die Anregungen seien in Unterlagen des Pädagogischen Instituts der Stadt Wien eingeflossen und sollten als Diskussionsgrundlage dienen. Einige Ideen seine durchaus zu beachten, so Strobl, "aber sicher nicht die Überlegung, einen Schummelzettel verwenden zu dürfen." Strobls Lehrerkollegen waren da jedoch viel couragierter: "Schüler dürfen beim Test einen ,Schummelzettel' benützen, der nach festen Regeln verfasst ist", so steht es auf der Homepage des VCL nachzulesen. Schon möglich, erklärte Stadtschulratssprecher Matias Meissner auf Anfrage des STANDARD, dass einige Ideen in die pädagogische Diskussion eingeflossen seien. Es sei aber auszuschließen, dass Inhalte unkritisch und ohne vorherige Diskussion in die Broschüre des Wiener Stadtschulrates aufgenommen worden seien. (fern, APA)


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