Guten Abend!
Nachdem Sie, Herr Hans Gerhard bzw. Hans Eder, neu im Forum posten - und dies auf eine gewiss pointierte Art -, wäre es schön, wenn Sie sich vorstellen würden, wie dies hier (meist) Usus ist.
Meint zumindest
Timo Davogg
----- Original Message -----
From: "Hans Gerhard"
To: "Erich Wallner"
Cc:
Sent: Friday, October 04, 2002 9:51 PM
Subject: LF: Re: "Zeitvernichtungsmaschine"
> Mich täte interessieren, woher der Autor dieses Artikels seine
> Kenntnis
des
> Schulbetriebs rechtfertigt - wohl nur aus der verklärten eigenen
> Vergangenheit und möglicherweise der einer vielfach
> vorurteilsbehafteten Situation eines Vaters oder einer Mutter - denn
> das eigene Kind ist ja
immer
> intelligent und brav und lernwillig - nur die Lehrer sind unfähig ,
> den Stoff nach dem Muster der "Knickerbockerbande" darzustellen!
>
> Wir sind leider nicht alle Brezinas und drum ist der Unterricht auch
> so schlecht!?
>
> mfg
>
> H.Eder
> ----- Original Message -----
> From: "Erich Wallner"
> To: "Lehrerforum"
> Sent: Friday, October 04, 2002 7:14 AM
> Subject: LF: "Zeitvernichtungsmaschine"
>
>
> > DER STANDARD
> >
> > Freitag, 4. Oktober 2002, Seite 36
> >
> > Teure Zeitvernichtungsmaschine
> >
> > Schulpolitik im Wahlkampf: Die wirklichen Probleme bleiben
> > unausgesprochen
> >
> > Martina Salomon
> >
> > Wenn Schularbeiten- und Wahlkampfzeit zusammenfallen, dann wird die
> > bildungspolitische Leere besonders deutlich. Bisher hat sich
> > lediglich die SPÖ mit Reformvorschlägen auf das schwierige Terrain
> > "Schulpolitik" gewagt. Aber die wahren Probleme berührt sie kaum.
> > Hart gesagt, ist Schule nämlich in weiten Teilen eine sauteure
> > Zeitvernichtungsmaschine - speziell in höheren Klassen. Schließlich
> > müssen sich sogar Oberstufenschüler dem unkommunikativen
> > Berieselungsprinzip unterziehen. Hier präsentiert die SPÖ Ideen: für
> > ein flexibles "Modulsystem" in der Oberstufe, das die Trennung
> > zwischen AHS und BHS aufheben soll. Wie dies aber funktionieren
> > soll, bleibt völlig rätselhaft. Nach neun Wochen Sommerferien läuft
> > der Schulbetrieb stockend an, um im Juni vorzeitig auszulaufen.
> > Dazwischen muss hektisch Stoff in Schülerhirne gepresst werden. Weil
> > die Ferien dreimal so lang sind wie jene der Eltern, hat sich ein
> > blühender Markt privater Lerncamps
> > entwickelt: Dort erarbeitet man in 14 Tagen dann mühelos den
> > Jahresstoff, natürlich in kleineren Gruppen. Denn ein weiteres
> > Problem des Schulwesens ist die Klassengröße: Mit bis zu 30 Schülern
> > ist Lernen schwierig, speziell, wenn es darunter
> > "verhaltensoriginelle" Jugendliche gibt. Für Problemschüler und
> > -lehrer hat das Schulwesen überhaupt keine Antwort: Sie werden -
> > Schüler sehr schnell, Lehrer außerordentlich langsam - lediglich an
> > die nächste Schule verschoben. Ein schlechter Pädagoge kann ganze
> > Klassen paralysieren. Aber bevor er nicht minderjährige Kinder
> > missbraucht, darf er bis zum St. Nimmerleinstag unterrichten. Was in
> > Summe dem gesamten Berufsstand auf den Kopf fällt - leider auch den
> > vielen überdurchschnittlich Engagierten. Wahrscheinlich ist es
> > notwendig, Ausstiegsmodelle für Pädagogen zu erarbeiten, um dieses
> > Problem endlich in den Griff zu bekommen. Schulen müssten sich
> > überdies ihr Lehrpersonal selbst aussuchen dürfen, sonst sind die
> > Schönreden der Bildungsministerin von Autonomie nur Schall und
> > Rauch. Lehrpersonal mit Praxis außerhalb der Schule sollte übrigens
> > bevorzugt werden. Und die Schüler? Sie sind notgedrungen auf jene
> > Fächer konzentriert, in denen sie besonders unbegabt sind. Im
> > heimischen Schulwesen starrt man ja vorwiegend auf negative Noten.
> > Speziell an den AHS herrscht überdies unerklärlicher Fächeregoismus
> > vor. Die dort zum Teil völlig abstrusen und antiquierten Lehrpläne
> > werden von Lehrern für Lehrer zur Sicherung der Lehrerbeschäftigung
> > gemacht. Besonders schlimm ist es in der Mathematik, wo man als
> > (mitleidender und mitlernender) Elternteil sogar schon in der
> > Unterstufe an Fragestellungen scheitert, weil in den Lehrbüchern
> > Einfaches möglichst kompliziert ausgedrückt wird. Hat noch nie
> > jemand überlegt, dass die latente Technikfeindlichkeit der
> > Österreicher sowie der Studentenmangel in naturwissenschaftlichen
> > Fächern am schlechten Schulunterricht liegen könnte? Apropos Eltern:
> > Die Pisa-Studie hat ergeben, dass in Österreich und Deutschland
> > besonders wenig Chancengleichheit herrscht: Kinder gebildeter Eltern
> > sind eklatant bevorzugt. Denn ganztägige Schulformen sind die
> > Ausnahme. Und während die Lehrerschaft beklagt, dass Familien ihrem
> > Erziehungsauftrag zu wenig nachkommen (was zweifellos stimmt),
> > verhindert sie gleichzeitig, dass sich Eltern am Wochenende
> > ausreichend um ihre Kinder kümmern können, weil noch immer an
> > etlichen Schulen auf der Sechstagewoche beharrt wird. Vor diesem
> > Hintergrund ist Alfred Gusenbauers Bildungskonzept ehrenwert, aber
> > abgehoben. So kommt die Klassenschülerzahl - immerhin ein Punkt im
> > seinerzeitigen Bildungs-Volksbegehren! - darin nicht vor. Es bleibt
> > zu befürchten, dass auch eine SP-Bildungsministerin Susanne
> > Brandsteidl das Schulwesen nicht ernsthaft reformieren wird. Sie ist
> > bisher nur mit einem populistischen "Schummel"-Vorschlag
> > aufgefallen.
> >
> > © DER STANDARD, 4. Oktober 2002
> >
> >
> > --
> > Diese Liste wird vom Computer Communications Club
> > (http://www.ccc.at) betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu
> > lassen, senden Sie ein
> e-mail
> > an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im
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