----- Original Message -----
From: "Hans Gerhard"
To: "Timo Davogg"
Sent: Tuesday, October 08, 2002 4:45 PM
Subject: Re: PRESSE: Heitger-Kommentar


> schön langsam geht mir diese diskussion um die "schummelzettel" und
> das aus"bessern" von bereits erbrachten leistungen (oder auch
nicht-leistungen)
> auf den nerv. ich möchte mal konkret wissen, was liebe kolleginnen und
> kollegen, die ihr diese art der schülerbeurteilung praktiziert,
> verlangt
ihr
> überhaupt noch von den schülern; ist es noch mehr als die bloße
anwesenheit
> im unterricht?
>
> lg von einem der da sicher nie mitmachen wird (aus linz)
>
> h.g. eder
> ----- Original Message -----
> From: "Timo Davogg"
> To: "Lehrerforum"
> Sent: Monday, October 07, 2002 11:43 PM
> Subject: LF: PRESSE: Heitger-Kommentar
>
>
> > Marian Heitger verdächtigt PädagogInnen, die Prüfungsinhalte und
> > Prüfungsformen überdenken, der Ideologie, argumentiert aber selbst
streng
> > (konservativ) ideologisch. Er unterstellt SchülerInnen, die eine
> > zweite Phase der Schularbeit zum selbstkritischen VerBESSERn ihrer
> > eigenen
> Leistung
> > nutzen, auf dem besten Weg zur "...maßlosen Selbstüberschätzung" zu
sein.
> > Herr Heitger verwendet wider besseres Wissen den Begriff
"Schummelzettel"
> > für ein in Selbstverantwortung gestaltetes erlaubtes Hilfsmittel -
> > und
> wirft
> > engagierten PädagogInnen Populismus vor. Herr Heitger ist nicht
> glaubwürdig.
> > meint
> >
> > Timo Davogg
> >
> > xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
> >
> >
> > PRESSE, 08 10 02
> >
> > Über die Notwendigkeit des Prüfens und Benotens
> >
> > Ohne Prüfen kann sich ein Jugendlicher nicht entfalten - ein
> > Bärendienst
> für
> > Schüler.
> >
> > GASTKOMMENTAR VON MARIAN HEITGER
> >
>
> ----------------------------------------------------------------------
> ----
> --
> > ----
> >
> > Der Autor ist emeritierter Universitätsprofessor für
> > Erziehungswissenschaften.
> >
> > Daß die Schul- und Bildungspolitik in den beginnenden Wahlkampf
> > hineingezogen werde, das war zu erwarten. Zu wichtig sind die
> > Fragen,
als
> > daß sie nicht in der politischen Auseinandersetzung ein besondere
> > Rolle
zu
> > spielen hätten. Zu befürchten war allerdings auch, daß die bildungs-
> > und schulpolitischen Diskussionen mit einem Thema beginnen, das für
> > populistische Verführungen besonders anfällig ist. Denn unabhängig
davon,
> ob
> > man Prüfung für notwendig oder als überflüssig ansieht, allemal wird
> > sie
> als
> > unangenehm empfunden; von den Schülern und Eltern ohnehin, aber auch
> > von manchen Lehrerinnen und Lehrern. Prüfung wird abgelehnt, weil in
> > ihr ein letzter Rest jener Lehrerherrschaft vermutet wird, der in
> > früheren
Jahren
> > als Amtsautorität vielfach zur Unterdrückung des jungen Menschen
> mißbraucht
> > wurde.
> >
> > Prüfungen sind Anlaß und Aufforderung zur Selbstbetrachtung. In der
> Prüfung
> > soll der Lernende über sich selbst, über sein Wissen und Können
> > Auskunft geben. Selbstbetrachtung ist, wenn sie ernsthaft betrieben
> > wird, für jedermann ein Wagnis. Die Neigung, sich ihr zu verweigern,
> > ist
> naheliegend.
> >
> > Jugendliche sind unsicher. Die einen neigen zu leichtfertiger
> Überschätzung
> > ihrer selbst, die anderen verfallen in Resignation und Mißachtung
> > ihrer eigenen Möglichkeiten. Pädagogische Hilfe ist hier geboten;
> > als
> Aufforderung
> > für die einen, als Korrektur für die anderen. Immer zeigt
> Selbstbetrachtung
> > die eigenen Grenzen im Wissen und Können und schließlich auch in der
> > Haltung. Sie paßt nicht so recht in die Fun-Gesellschaft. Ihre
Abschaffung
> > sucht sich als Ausdruck der Parteinahme für das Kind zu empfehlen.
> > Das
ist
> > opportun.
> >
> > Wenn man sie aber nicht abschaffen kann, denn das verstößt gegen das
heute
> > wieder geltende Leistungsprinzip, dann will man zumindest ihren
> > Druck mildern. Nichts leichter als das; wenn man den Schummelzettel,
> > den
> leichten
> > Betrug, legalisiert, ihn gar noch vom Lehrer abzeichnen läßt. Er
> > dürfe
> aber,
> > wie "Die Presse" am 1. 10. berichtete, nicht größer als fünf mal
> > fünf cm sein.
> >
> > Weiter, so der Vorschlag zur Entschärfung der Prüfung, solle man in
> > der nächsten Fachstunde den Schülern noch einmal für ca. 20 Minuten
> > die Gelegenheit geben, ihre Arbeit selbst zu korrigieren. Die
Ernsthaftigkeit
> > der Prüfung mit der Aufforderung nach Selbstbetrachtung wird
untergraben.
> >
> > Offenbar ist nichts so schwachsinnig, als daß es nicht in die
Gedankenwelt
> > reformfreudigen und zumeist populistischen Denkens Aufnahme findet.
> >
> > Die Propagandisten derartiger Vorschläge nehmen der Prüfung ihren
> > pädagogischen Sinn. Sie verweigern dem Schüler jene Hilfe, auf die
> > er
zur
> > Bildung seiner selbst angewiesen ist. Ohne Möglichkeit des Prüfens
> entartet
> > das Wissen zum Sammeln autoritär behaupteter Daten, Erziehung
> > entartet
zu
> > einer Verhaltenssteuerung, die man genauso gut mit Tieren betreiben
kann.
> >
> > Pädagogisch verbrämte Vorschläge, populistisch oder ideologisch
motiviert
> > mit dem Blick auf das sogenannte Wohl des Kindes entpuppen sich bei
> > kritischer Betrachtung als Verhinderer von Bildung, wenn diese
> > Ausdruck
> von
> > bedachter Rede und besonnenem Handeln sein will. Was als autoritäres
> Gehabe
> > des Lehrers diskriminiert wird, zeigt seine Notwendigkeit als Hilfe
> > zum Werden der Persönlichkeit; wenn diese nicht in maßloser
> > Überschätzung
> ihrer
> > selbst zum rückhaltlosen Macher wird, der eben nicht gelernt hat,
> > sich
> über
> > sich selbst Rechenschaft zu geben.
> >
> > Dieser Kommentar drückt die persönliche Meinung des Autors aus.
> >
> >
> >
> >
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