DER STANDARD
Mittwoch, 9. Oktober 2002, Seite 8

Schweitzer: "Schluss mit dieser Stundentafel!"

Rankings sowie eine Neuorganisation der AHS-Oberstufe: Das wünscht sich FP-Klubchef und Exlehrer Karl Schweitzer von der Schulpolitik. Mit ihm sprach Martina Salomon.

Standard: Was halten Sie von einem Leistungsvergleich der Schulen?
Schweitzer: Davon halte ich sehr viel, zumindest in den Kernbereichen. Schulranking führt automatisch dazu, dass sich das Bildungsangebot verbessert.
STANDARD: Soll das auch veröffentlicht werden?
Schweitzer: Selbstverständlich.
STANDARD: Was passiert mit einer Schule, deren schlechtes Ergebnis vielleicht durch eine hohe Zahl an Kindern mit nicht deutscher Muttersprache verursacht ist?
Schweitzer: Das wird man als Begründung dazuschreiben.
STANDARD: Allerdings werden Eltern ihre Kinder an diese Schule nicht mehr schicken.
Schweitzer: Das haben wir ja jetzt schon, nur spricht man nicht darüber. Dann würde unsere Forderung mehr Anerkennung finden, dass man zuerst darauf schauen muss, dass die Unterrichtssprache beherrscht wird. Meine Vision ist: Schule als Bildungsunternehmen, wo nicht ein parteipolitisch besetzter Direktor sitzt, sondern ein Schulmanager, der sich im Rahmen der Schulautonomie um optimale Angebote kümmert. Schulen müssen sich die Lehrer aussuchen können, und dann wird es auch marktwirtschaftliche Komponenten bei der Lehrerbezahlung geben.
STANDARD: Sollen sich Schulen schneller von Problemlehrern trennen können?
Schweitzer: Da ist die Bildungsministerin gefragt. Sie könnte ja zum Beispiel auch sagen: Jetzt machen wir einmal Schluss mit dieser Stundentafel, dieser sinnlosen Aneinanderreihung unterschiedlichster Gegenstände! Mein Modell ist: In der AHS-Oberstufe sollte es nur mehr fünf Bereiche geben: Sprache und der Umgang damit, wobei auch persönlichkeitsbildende Elemente wichtig sind. Zweitens Fremdsprachen - möglichst zwei -, drittens der komplette naturwissenschaftliche, viertens der geisteswissenschaftliche Bereich, fünftens Kreativität und Sport. Da lässt sich vieles verbinden, man muss sich nur trauen. In der siebten und achten Klasse soll man sich auf nur mehr drei Bereiche konzentrieren.
STANDARD: Was könnte man dann abwählen?
Schweitzer: Sprache muss bleiben. Bei der Matura soll man dann im Team Dinge erarbeiten und präsentieren.
STANDARD: Hätte die FPÖ Interesse am Bildungsressort?
Schweitzer: Ich habe eine Vorstellung von Bildungspolitik, die zukunftsweisend ist.
STANDARD: Wären Sie gern selbst Minister?
Schweitzer: Vor Wahlen will und werde ich nichts beanspruchen.

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