DER STANDARD
Freitag, 18. Oktober 2002, Seite 20
Elektro-KV: "Kompromiss an der Grenze des Vertretbaren"
Elektronikindustrie legt Latte für Metallerlohnrunde hoch
Wien - Wenn heute, Freitag, die Kollektivvertragsverhandlungen für Metaller und Industrieangestellte in die zweite Runde gehen, ist die Erwartungshaltung groß. Denn überraschend haben sich Gewerkschaft und Arbeitgeber für die rund 60.000 Beschäftigten der Elektro- und Elektronikindustrie am späten Mittwochabend auf einen KV-Abschluss
geeinigt: Ab November werden Ist-Löhne und -Gehälter der rund 60.000 "Elektroniker" um 2,2 Prozent, die KV-Entgelte und Lehrlingsentschädigungen um 2,3 Prozent angehoben. Darüber hinaus gibt es spätestens im März eine Einmalzahlung in Höhe von 85 Euro. Betrieben, die einen Teil der Erhöhung - in Absprache mit dem Betriebsrat - unternehmensintern verteilen wollen, stehen dafür 0,5 Prozent der Lohnsumme zur Verfügung, die allgemeine Anhebung beträgt in dem Fall mindestens 2,0 Prozent. Der KV-Mindestlohn beträgt damit monatlich künftig 1215,24 Euro. Einen "Kompromiss an der oberen Grenze des Vertretbaren" nannte der Arbeitgeber-Chefverhandler, Siemens-Chef Albert Hochleitner das Ergebnis am Donnerstag. Für Karl Proyer von der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) ist der Abschluss einer, mit dem beide Seiten leben können. Alois Guger, der Einkommensexperte des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo, sieht durch diesen die Kaufkraft gestärkt, "angesichts der unsicheren Konjunkturaussichten sei der Abschluss angemessen". In Richtung der Metallerrunde, die heute, Freitag, fortgesetzt wird, meinte Guger, die KV-Abschlüsse sollten nicht zu niedrig sein, weil sonst die Binnennachfrage gedämpft wird. Und: Die sehr auf Exporte angewiesene heimische Wirtschaft sollte auf Dauer nicht allein auf die US-Konjunktur angewiesen sein und "auf Kosten der Handelspartner leben". Die Einmalzahlung sei ein gutes Signal, sie stimuliere die Kaufkraft und sei für die Arbeitgeber fix kalkulierbar. Ausgeklammert wurde die angepeilte Regelung für eine (Teil-)Übertragung der Abfertigungsansprüche in die neuen Mitarbeitervorsorgekassen. Um diese geht es nun bei den Metallern. (ung)
Kommentar E.W.: Nach diesem ersten richtungsweisenden Lohnabschluß 2003 wissen wir Beamte jetzt jedenfalls, womit wir - nach alter Väter Sitte - NICHT rechnen können: mit 2,2 Prozent.
Eine analoge Einmalzahlung von € 85.- getraue ich mich jedoch nicht auszuschließen - ANSTATT einer prozentuellen Erhöhung, versteht sich.
Erich Wallner
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