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ALTERNDE LEHRER

Ganze Kollegien warten auf die Rente

Deutschlands Lehrerschaft altert rapide: 47 Jahre sind die Pädagogen bereits im Durchschnitt alt, Massenpensionierungen stehen an. Zehntausende von Lehrern müssen in den kommenden Jahren ausgetauscht werden. Frischer Wind für die Schulen - sofern es genug Nachrücker gibt.

Klassenzimmer: Wann kommen endlich jüngere Lehrer?

785.000 Lehrer waren im Schuljahr 2000/01 hauptberuflich an deutschen Schulen beschäftigt, ein Prozent mehr als fünf Jahre zuvor. Doch die Neueinstellungen reichten bisher nicht, um die kollektive Vergreisung zu
stoppen: Jeder fünfte Lehrer ist mittlerweile über 55, der Altersdurchschnitt liegt bei 47 Jahren, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Zwischen den Bundesländern gibt es dabei deutliche Unterschiede. Generell sind die ostdeutschen Kollegien jünger als im Westen - schließlich wurden viele Lehrer nach der Vereinigung ausgetauscht, junge Nachrücker aus Westdeutschland nutzten ihre Chance zum Berufseinstieg. In Mecklenburg-Vorpommern etwa liegt das Durchschnittsalter der Lehrer bei 45 Jahren, im Saarland und in Bremen sind es volle vier Jahre mehr.

Landauf, landab fehlt es an jungen Lehrern voller Elan und mit neuen pädagogischen Ideen. Doch wo die Not groß ist, naht für die Schüler auch
Hoffnung: Große Teile der deutschen Lehrerschaft werden sich in den kommenden zehn Jahren in den Ruhestand verabschieden. Ein echter Generationswechsel naht und hat in den Kollegien zum Teil bereits begonnen.

Fragt sich nur, woher die jungen Pädagogen kommen sollen. Denn wie auch in anderen Ländern Europas plagen auch die deutschen Kultusminister überall die gleichen Sorgen: Nachdem viele Jahre lang - zu Zeiten der vermeintlichen "Lehrerschwemme" - kaum neue Lehrer eingestellt und dafür die Klassenstärken und Arbeitszeiten erhöht wurden, wandte sich der akademische Nachwuchs frustriert vom Lehramt-Studium ab. Nun rächen sich die Fehler der Vergangenheit, große Lücken drohen.

Zudem hat der Beruf ein klares Imageproblem - nach den blamablen Pisa-Ergebnissen deutscher Schüler erst recht. Nach einer Umfrage des Allensbacher Instituts für Demoskopie schleicht Lehrern der Ruf nach, faul und überbezahlt zu sein. Ihr Rang auf der Sympathie-Skala sank auf den 14. von insgesamt 18 Plätzen.

Neueinstellungen werden zusätzlich dadurch erschwert, dass die Ausbildung mit den beiden Staatsexamen und dem Referendariat als Praxisphase lange dauert. Im Schnitt sind die Prüflinge schon 28 Jahre alt, wenn sie das erste Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien ablegen.

BIldungspolitiker aller Parteien grübeln nun über Reformen, etwa eine stärkere Verknüpfung von Studium und Praxis. Doch kurzfristig wird das wenig helfen, zumal rund 90 Prozent aller Lehrer vorzeitig in Rente gehen, davon knapp zwei Drittel wegen Dienstunfähigkeit. Ganz vorn auf der Liste der Gründe rangieren psychosomatische und psychatrische Diagnosen - von Depressionen über Tinnitus bis zu Angststörungen. Ihr Beruf macht Lehrer offenbar scharenweise krank.




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