Österreichische LehrerInnen Initiative - Unabhängige GewerkschafterInnen
(ÖLI-UG)

Offener Brief an die DirektorInnen der Wiener AHS

Sehr geehrte Frau Direktor, sehr geehrter Herr Direktor!

In Ihrem Namen haben die Direktoren Mathuber und Schmid das Ende des öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnisses gefordert, ohne die ihre zweite Forderung nach der Anstellung und Entlassung von LehrerInnen durch die DirektorInnen nicht realisierbar ist.

Die Sicherung des öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnisses gegen die in der Regierungserklärung 2000, in der Raschauerstudie 2001 und - auf internationaler Ebene - von der Welthandelsorganisation (General Treatment on Trade in Services soll 2003 in Kraft treten) betriebenen Deregulierung bisher öffentlicher Dienste, ist eine zentrale Forderung der LehrerInnen und ihrer Gewerkschaft. Während die abtretende Regierung erkennen muss, dass sie das Ende der LehrerInnen-Pragmatisierung nicht durchsetzen konnte, machen sich "die Wiener AHS-Direktoren" (Die Presse, 16.10.02) zu Wortführern einer neoliberalen Lobby, die nach Fachhochschulen und Universitäten auch die Schulen privatisieren will.

Vielleicht sind auch Sie der Meinung, dass SchulleiterInnen wie LehrerInnen zur Zeit andere Probleme haben, an denen sie sich trotz unterschiedlicher Funktion gemeinsam und so gut und engagiert es geht, abarbeiten - im Interesse der SchülerInnen und der Schule. Werteinheiten/Dienstposten fehlen, die Folgen: Unterricht in immer größeren Klassen, Nichteinrechnung von KV, Kustodiatsarbeit und SchülerInnenberatung in die Lehrverpflichtung, zunehmende, ebenfalls nicht eingerechnete Koordinations-, Planungs- und Schulentwicklungsarbeit und damit auf Dauer überlastete Kollegien. Dazu kommen unzureichend dotierte Schulbudgets für laufenden Betrieb, Heizung, Mieten, Reparaturen, Anschaffungen oder LehrerInnenfortbildung.

Gemeinsame gewerkschaftliche, öffentliche und schul-öffentliche Anstrengungen werden notwendig sein, damit die personellen und materiellen Rahmenbedingungen von Schule verbessert werden können. Pressekonferenzen wie der des Direktorenverbandes am 15.10. 02 werden von LehrerInnen, Personalvertretungen und GewerkschafterInnen zurecht als Affront begriffen.

Sollten Sie den Aussagen Ihrer Vertreter Mathuber und Schmid nicht zustimmen, ersuchen wir Sie das im Rahmen Ihres Vereines und mehr noch in ihrem Lehrkörper klarzustellen.

Es geht um die Sicherung und den Ausbau des öffentlichen Schulwesens.

Mit freundlichen Grüßen, Glück auf!

Für die ÖLIWIEn-UG:
Angelika Kupfer, AHS-Fachausschuss Wien, Reinhart Sellner, BSL AHS der GÖD p.A. reinhart.sellner@blackbox.net


Beilage: Presse-Bericht vom 16.10.02

Presse 16 10 02
AHS-Direktoren fordern Ende der Pragmatisierung
Mehr Mitbestimmung bei der Auswahl von Lehrern verlangen die Wiener AHS-Direktoren.

WIEN (b. l.) Die Pragmatisierung von Lehrern ist für Alf Mathuber, Direktor der AHS Polgarstraße und Vorsitzender der Standesvertretung der Wiener AHS-Direktoren, und seine Kollegen "nicht mehr notwendig". Zwar wolle man an den Schulen kein "Hire-and-fire-System". Die Schulleiter sollten aber bei der Auswahl ihrer Lehrer mehr Handlungsspielraum haben. Das forderten die Wiener AHS-Direktoren auf einer Pressekonferenz am Dienstag.

Im Rahmen der Schulautonomie hätten die Schulen derzeit die Möglichkeit, eigene Profile zu entwickeln und Schwerpunkte zu setzen. Aber nicht jeder Lehrer passe an jede Schule. Auf die Auswahl der Pädagogen für "ihre" Schulen hätten die Schulleiter derzeit jedoch keinen Einfluß.

Auch die Trennung von Lehrern solle leichter werden, forderte Günter Schmid, Direktor der Sir-Karl-Popper-Schule.



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