DER STANDARD
Mittwoch, 23. Oktober 2002, Seite 11
"Beschimpft und erniedrigt"
Polizei entschuldigt sich bei Wiener Integrationsexperten
Wien - Mehr als ein Jahr nach seiner umstrittenen Festnahme hat es der Leiter des Wiener Jugendprojekts Echo, Bülent Öztoplu, nun amtlich: Die Polizei hat ihn im Zuge der Amtshandlung "beschimpft, erniedrigt und exzessiv behandelt". Diese rechtskräftige Entscheidung des Unabhängigen Verwaltungssenates (UVS) teilte Öztoplus Rechtsvertreterin Nadja Lorenz dem STANDARD mit. Es stehe, so der UVS-Vorsitzende Wolfgang Helm, zweifelsfrei fest, dass der Integrationsexperte als "Drecksack" beschimpft und ohne entsprechenden Anlass im Wachzimmer nackt ausgezogen und "anal visitiert" wurde. Nach viertägiger Haft wurde Öztoplu noch dazu als Kommissionsmitglied des Menschenrechtsbeirates im Innenministerium gefeuert. Die Vorgeschichte: Öztoplu war im September 2001 völlig überraschend festgenommen worden. Die Polizei hielt ihm einen Haftbefehl aus Deutsch- land vor die Nase. Demnach soll Öztoplu 1984 in Mannheim in eine Messerstecherei verwickelt gewesen sein. Er wies Vorwürfe stets zurück, er selbst sei damals das Opfer gewesen. Der Haftbefehl wurde wenig später auch tatsächlich aufgehoben. Öztoplu wird im Dezember freiwillig zur Verhandlung nach Mannheim fahren. Er rechnet fest mit einem Freispruch. Die heimische Polizei hat mittlerweile auf den UVS-Entscheid reagiert. In einem Falter-Interview sagt der Generalinspektor der Wiener Sicherheitswache, Franz Schnabl: " Ich stehe nicht an, mich bei Herrn Öztoplu im Namen der Polizei in aller Form zu entschuldigen. Ich würde mir wünschen, dass er möglichst schnell wieder in den Menschenrechtsbeirat aufgenommen wird." Letzteres hängt nun vom Ausgang des Gerichtsverfahrens in Mannheim ab. (simo)
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