Vorbemerkungen E.W.:
1. Nachstehender Artikel steht heute auf Seite 1 des bekannt linken Vernadererblattes DIE PRESSE. (Im LF habe ich schon einmal die - unbeantwortet gebliebene - Frage gestellt, warum mit dem "Eurofighter" ausgerechnet ein Kampfbomber angeschafft werden mußte, der die Bombenlast von gleich zwei viermotorigen Bombern des 2. Weltkrieges tragen kann ...) 2. Antwort an Direktor Adam, was das alles mit Schule zu tun hat: Kampfbomber kosten viel Geld, und das könnte man ja eventuell ...
Neue Wendung bei Abfangjägern: Gripen viel billiger
Um 600 Millionen statt der bekannt gewordenen 2,4 Milliarden Euro bot Schweden dem Bundesheer Abfangjäger an. Seit wann dies dem Verteidigungsministerium bekannt ist, ist unklar.
VON WERNER BENINGER
WIEN. In die Vorgänge um den Abfangjägerkauf durch das österreichische Bundesheer hat sich die schwedische Regierung ganz offiziell eingeschaltet. In einem Brief datiert mit 3. September, der der "Presse" vorliegt, wandte sich der schwedische Verteidigungsminister Björn von Sydow an seinen österreichischen Amtskollegen Herbert Scheibner.
Sydows Brief an Scheibner
Sydow schreibt in dem in englischer Sprache gehaltenen Brief: "Ich sende Ihnen diesen Brief im vollen Bewußtsein, daß Sie Ihre Entscheidung über den Fliegertyp bereits getroffen haben, ich möchte aber damit unsere früheren Diskussionen über Alternativen bestätigen." Und dann bietet Sydow dem österreichischen Heer sechs bis acht neuwertige Flugzeuge des Typs Saab Gripen leihweise an. Die Kosten: 100 Millionen Euro. Zusätzlich offeriert Sydow auch noch 12 bis 18 Gripen auf Leasingbasis um 500 Millionen an. Gesamtkosten daher: 600 Millionen. Ursprünglich sollten 24 Gripen je nach Zahlungsziel 1,8 bis 2,4 Milliarden kosten.
Mit seinem Schreiben, wonach er diese Varianten Scheibner bereits in früheren Diskussionen angeboten habe - ohne daß bekannt ist wann -, liefert Sydow Sprengstoff für die Debatte in Österreich. Denn bei der Typenentscheidung für den Eurofighter Typhoon war dieses Alternativangebot der schwedischen Regierung an Scheibner öffentlich nicht bekannt gewesen - genausowenig wie ein ebenfalls rund 600 Millionen teures Angebot der US-Regierung über neuwertige Jets vom Typ F 16. Im Gegenteil: Die Kommission des Bundesheeres hatte sich für die teuerste Variante, 24 Eurofighter um rund 2,4 Milliarden Euro, entschieden. Der Ministerrat hatte dieses Ergebnis trotz schriftlichen Protests hochrangiger Militärs, die den Saab Gripen bevorzugt hätten, abgesegnet.
Als nach der Hochwasserkatastrophe vom August plötzlich auch 18 Kampfflugzeuge reichen sollten, hatte man keine neuerlichen Vergleichsangebote eingeholt, obwohl sich die Ausschreibungsbedingungen grundlegend geändert hatten. Denn im Bewertungsverfahren hatte der Eurofighter den Gripen nur bei einem langfristigen Zahlungsziel von neun Jahren geschlagen. In den anderen Varianten hätte das Saab-Produkt gesiegt.
Scheibners Brief an Sydow
In seiner schriftlichen Antwort an Sydow vom 27. September geht Scheibner auf das Angebot seines schwedischen Amtskollegen nicht konkret ein. Vielmehr beklagt sich Scheibner in seinem Brief, der der "Presse" ebenfalls vorliegt, über seine traurige Situation: Seine Regierung sei zurückgetreten, die Sozialdemokraten würden den Flugzeugkauf nicht unterstützen und "solche Flugzeuge für unsere Luftwaffe nicht kaufen, wenn sie die nächste Regierung bilden sollten". Außerdem habe "die Bewertung den EADS Typhoon als Sieger gelistet". Man habe mit dem Hersteller Verhandlungen begonnen und müsse jetzt auf deren Ergebnis warten. Da die jetzige Regierung die Entscheidung verschoben habe, müßten ohnehin Parlament und kommende Regierung entscheiden, schreibt Scheibner und bittet Sydow um Verständnis für seine "sehr delikate Situation".
31.10.2002
Quelle: Print-Presse
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