Das zitierte Lied sollte man aber auf die Staatsfinanzen ausdehnen. Es ist interessant, wie wenig bewusst es zu sein scheint, dass mit Abschaffung der Studiengebühren das Studium auch nicht billiger wird. Die Kosten werden halt auf alle Steuerzahler aufgeteilt, auch auf jene, die vom Jusstudium eines "Herrn Maier" wenig profitieren. Es scheint ebenso wenig bewusst zu sein, dass jede Staatsausgabe vorher einmal dem Staatsbürger weggenommen wird, bevor man sie konsumieren kann. Ich frage mich auch, woher der Staat das Geld für weitere Zahlungen hernehmen soll, wenn nicht durch die Erhöhung von Steuern. Dass man die Verwaltung, und damit unsere Kollegen (-innen) abmagert, wird wohl niemand aus unserem Kreis ernsthaft wollen. Weder als Beamter (-in) noch als Partei auf irgend einem Amt. Vergessen wird auch die Tatsache, dass unser Staatsbudget nach wie vor nicht völlig saniert ist und nach wie vor Unsummen an Zinsen zu zahlen sind. Wäre dies nicht mehr der Fall, könnte man natürlich eine ganz andere Sozialpolitik machen. Manche Länder Europas sind bereits fast in dieser Situation. Deren Budgets liefern bereits Überschüsse. Mit der Überzeugung, dass die Staatsschulden uns private Bürger (-innen) nichts angehen, wird man keine nachhaltige Sozialpolitik erwirken können. Ich unterstelle so eine Haltung keiner der wahlwerbenden Parteien. Die Notwendigkeit des Sparens und der gezielten (nicht gießkannenartigen) Förderung haben meiner Beobachtung nach alle Kanzlerkandidaten begriffen. MfG Josef Zwickl
----- Original Message -----
From: "Günter Wittek"
To: "Lehrerforum"
Sent: Thursday, October 31, 2002 12:18 AM
Subject: LF: Aussendung BROSZ, Re: Zwickl


>
> Ich sag es bewusst einfach und in der Sprache eines Liedermachers, der
> vor Jahren textete: "es is net all´s ans, ob du a Geld hast oder kans"
> - gerade in Zeiten von Studiengebühren.
>
> Es muss Ziel des Staates sein, faire Chancen für alle zu sichern. Jede
> Kostenbeteiligung an Schulbüchern, jeder Beitrag zu einer
> Nachmittagsbetreuung ist daher vom Prinzip her abzulehnen. "Es is net
> all´s ans", ob Eltern ihren Kindern selber helfen können oder auf
> fremde Hilfe angewiesen sind, ob diese Hilfe in Form von Förderkursen
> (die eigentlich Stützkurse heißen müssten) zur Verfügung gestellt
> werden oder nicht. Für Anspruchsvollere verweise ich auf die
> Statistiken, die besagen, wie groß der Anteil von Kindern mit Eltern
> niederer Einkommen ist, die ein Studium beginnen / abschließen ...
> Darum geht es!
>
> Das finnnische Schulsystem ist natürlich kein Allheilmittel. Jede
> Kopie kann immer nur schlechter sein als das Original. In Wahrheit
> geht es manchen darum, sich in einer Scheindebatte übers "finnische
> System" ideologisch zu verschanzen. Und mit dem "Suomi-System" die
> eigene Grundannahme zu bestätigen. Daher ist es besser und ehrlicher,
> wenn wir eine österreichische Diskussion führen. Und sagen, dass die
> Volksschule natürlich eine Gesamtschule ist, was denn sonst?
> Aber ich kann nirgendwo erkennen, dass es in Österreich
> Bestrebungen gibt, das Klassenlehrersystem der VS über die
> 4.Schulstufe hinaus zu verlängern (wie in Finnland).
> Es geht, meiner Wahrnehmung nach, einzig und allein um die
> Frage der Durchlässigkeit unseres Schulsystems, ob nach der
> 4.Kl.VS unbedingt die Schullaufbahn mit der AHS weitergehen
> muss, oder ob auch die Pflichtschule und ORG zur Matura
> führen können / sollen, ob beide Wege gleich viel Chancen
> bieten. Ich hab mich von Koll. Wallner überzeugen lasssen,
> dass diese Frage von Bundesland zu Bundesland doch auch recht
> unterschiedlich zu beantworten ist.
>
> Vorwahlzeiten sind deshalb aus meiner Sicht auch anstrengend, weil in
> manchen Diskussionen nur Verdächtigungen und Gerüchte ausgestreut
> werden. Nach dem Motto "Die Roten wollen die Eintopfschule" - Das
> Gegenteil davon ist wahr. Mehr Differenzierung, mehr Angebote, Module
> in der AHS-Oberstufe. Aber für manche ist Wahlkampf, wenn bewusst
> absurde Gerüchte ausgestreut werden, um von eigener Verweigerung zu
> substanziellen Verbesserungen abzulenken.
> Ich bin sehr dafür, die Errungenschaften unseres Schulsystems
> beizubehalten u n d behutsam Neues zu erproben (daher mehr
> Schulversuche! - hier haben wir einige verlorene Jahre erst mal
> wieder aufzuholen!). Aber dass wir für grundlegende Verbesserungen
> unbedingt die 2/3 Mehrheit brauchen, sehe ich nicht ein.
> Eine konservative Verhinderungsstrategie wäre wohl das Letzte,
> was Österreich brauchen kann.
> Aber trotzdem ein Danke an Koll. Zwickl für diesen Hinweis,
> vielleicht hilft dieser noch manchem Unentschlossenen bei der
> Wahlentscheidung.
>
> Günter Wittek
>
>
> ----- Original Message -----
> From: Josef Zwickl
> To: Dieter BROSZ ; lehrerforum@ccc.at
> Sent: Wednesday, October 30, 2002 7:34 PM
> Subject: LF: Re: aktuelle Aussendung
>
> Wieso um Gottes Willen, sollen unsere Schüler keine Chancengleichheit
haben?
> Man verzeih mir, aber solch einen Unsinn habe ich lange nicht gehört.
> Das Allheilmittel im finnischen Schulsystem zu suchen, halte ich für
> nicht richtig, denn große Teile davon werden auch in jenen Ländern
> angewendet,
die
> in der PISA-Studie eher mager abgeschnitten haben.
> Es ist mehr als durchsichtig, wenn in Vorwahlzeiten plötzlich alles an
> unserer guten Schule schlecht sein sollte. Denken wir über weitere
> Verbesserungen nach ohne die Errungenschaften unseres Schulsystems
> aufzugeben. Gut, dass für gravierende Änderungen im Schulbereich 2/3
> Mehrheit erforderlich ist. MfG
> Josef Zwickl
>
>
>
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