Ich bin darüber entsetzt, wie grob eine Nachricht falsch verstanden werden kann. Da erfährt einer (wie alle im LF), dass viele Künstler in existenzgefährdende Situationen gekommen sind (wegen nicht eingelöster Versprechen von Staatsekr. Morak, wegen der Ideologie vom zu erreichenden Nulldefizit) - und da sagt einer, dies sei "Wahlwerbung". Ich kann ja noch verstehen, dass manche Auftritte von Künstlern VP-nahen Kreisen nicht gefallen, dass es zuwider ist, wenn bei Preisverleihungen die ÖVP u. Schüssel auf ihr Versprechen bei Platz 3 in die Opposition zu gehen, nicht erfreut sind.

Aber es sollte außer Streit stehen, dass die Freiheit der Kunst, die immer eine Freiheit der Kunstschaffenden sein muss, genauso wie die Freiheit der Berichterstattung, mit allen zu Gebote stehenden Mitteln verteidigt werden muss.

Es ist schlimmster Populismus, wenn unter Hinweis auf ein fadenscheiniges Gebot zum Sparen die Existenz vieler Künstler bedroht wird.

Diese Dinge zu ignorieren, sie nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen, das zeigt mir - und darüber bin ich entsetzt - wie sehr Sie, Koll. Zwickl, die Politik der sozialen Kälte, des Drüberfahrens und des Kaputtsparens verinnerlicht haben. Das ist nicht nur herzlos und gefühlskalt, den Opfern dieser Politik mitzuteilen, dass sie selber schuld wären, da grenzt ihre Gefühlskälte an eine faschistoide Einstellung, und die gehört wirklich gründlich überdacht. Das ist kein simpler Ausrutscher, ich fürchte, dies war mehr als nur eine unterlaufene Gedankenlosigkeit. In diesem Streit der Künstler mit der Regierung können wir fairerweise nicht den Standpunkt einnehmen, dass uns das nichts angeht, und die Betroffenen sich das allein ausmachen sollen. Es geht darum, ob wir zu Solidarität fähig sind. - Ich will eine Gesellschaft, in der Solidarität ein unverzicht- barer Grundwert ist, eine Gesellschaft, wo der Mensch was zählt. Und wenn jemand darin wieder Wahlwerbung entdeckt, dann stelle er/ sie sich doch die Frage: Warum können wir uns nicht alle dorthin entwickeln? Damit darüber großes Einverständnis besteht.

Günter Wittek


----- Original Message -----
From: Josef Zwickl To: Günter Wittek ; Lehrerforum
Sent: Saturday, November 02, 2002 7:02 PM
Subject: Re: Fw: Kulturpolitik des Bundes vs. Wien

Danke für die Wahlwerbung
MfG
J.Zwickl

----- Original Message -----
From: "Günter Wittek"
To: "Lehrerforum"
Sent: Friday, November 01, 2002 10:53 AM
Subject: LF: Fw: Kulturpolitik des Bundes vs. Wien

>
> Eine interessante Gegenüberstellung der Standpunkte
> in der Kulturpolitik - und der Bereitschaft, Kunst und
> Kultur zu fördern.
>
> Günter Wittek
>
> ----
>
> OTS008 5 II 0300 DSW0005 KI 01.Nov 02
> Mailath-Pokorny kritisiert existenzbedrohende FPÖVP-Kulturpolitik
> "Wien ist anders - Wien ist Kultur"
>
> Wien (SPW) "Schwarz-Blaue Kürzungen sorgen jetzt schon für
> Existenzbedrohungen im Kulturbereich", mahnt der Wiener
> SP-Kulturstadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny. Ein Minus von 14,5 Mill
> Euro bei den Kunstfördermitteln allein für Wien spräche dabei eine
> deutliche Sprache, so der Stadtrat beim Polit-Talk im Cafe-Container
> am Donnerstagabend. Dass davon viele kleine Kulturbetriebe und
> Initiativen betroffen sind, wurde von seinen GesprächspartnerInnen als
> besonders besorgniserregend empfunden. "Es drängt sich das hässliche
> Bild auf, als sollten gezielt Kritiker der Bundesregierung mundtot
> gemacht werden", so der Stadtrat: Denn betroffen seien zumeist
> regierungskritische Einrichtungen. Um dieses klaffende, blau-schwarze
> Loch füllen zu können, hat das Wiener Kulturbudget mit 173 Millionen
> Euro einen historischen Höchstwert erreicht. "Wien ist anders - Wien
> ist Kultur", stellte Mailath-Pokorny fest.
>


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