Spiegel 01 11 02
http://www.spiegel.de/unispiegel/geld/0,1518,219818,00.html
Pensionen statt Bücher
Die öffentlichen Bildungsausgaben steigen. Doch von dem Geld kommt in den Klassenzimmern und Hörsälen nur wenig an. Das meiste Geld landet bei den Lehrern - je älter, desto teurer.
Bildung gilt als Investition in die klugen Köpfe von morgen und ist nicht für ein paar Cent zu haben. Nach einer Analyse des Informationsdienstes des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) gibt der Staat zwar viel Geld für Bildung aus, doch der Löwenanteil geht für Personalkosten drauf.
2001 flossen aus dem Steuersäckel 81 Milliarden Euro an Schulen, Hochschulen, Jugendeinrichtungen und Tagesstätten. Beihilfen und Versorgungsbezüge pensionierter Beamten hinzugerechnet, beliefen sich die Ausgaben auf mehr als 89 Milliarden Euro. Trotzdem fehlen die Mittel, um Schulgebäude zu sanieren und neue Bücher anzuschaffen.
Zwischen 1992 und 2000 sind die Personalausgaben im Bildungswesen um ein Fünftel gestiegen, so das arbeitgebernahe Kölner Institut. Die Tarife im Öffentlichen Dienst haben sich erhöht; fast neun von zehn Euro, die die Länder im vergangenen Jahr in das Schulwesen steckten, gingen auf die Gehaltskonten der Lehrer.
Dienstlich unauffälliges Altern lohnt sich
Auch das gestiegene Durchschnittsalter der Pädagogen führt dazu, dass mehr Geld an das Personal fließt: Im öffentlichen Dienst ist die Besoldungsstruktur nach Altersgruppen gestaffelt, und so verdienen betagte Mitarbeiter üppiger als ihre jüngeren Kollegen. "Sitzfleischzulage" nennen Spötter das - oder wundersame Mehrung der Bezüge durch "dienstlich unauffälliges Altern", so einmal Klaus Landfried, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz.
Wegen der strapazierten Etats blieb kaum Spielraum für zusätzliche Lehrerstellen, obgleich die Schülerzahlen seit 1992 um sieben Prozent nach oben kletterten. Den größten Batzen der Bildungsausgaben schultern Länder und Gemeinden, der Bund übernimmt nur noch vier Prozent. Ganz anders war das vor knapp drei Jahrzehnten: 1975 wurden noch 7,4 Prozent der öffentlichen Grundmittel für das Bildungswesen aus den Bonner Finanzschatullen überwiesen.
Insgesamt machen die Bildungsausgaben fast 16 Prozent an den öffentlichen Haushalten aus. Dies sind zwei Prozent mehr als im Jahr 1990. Bund, Länder und Gemeinden haben damit für Bildung überproportional mehr ausgegeben als für andere Ressorts, wo oft kräftig geknapst wurde. An der Unterrichtsversorgung hat sich dennoch nichts verbessert, so das Institut - und auf eine gründliche Renovierung müssen viele Turnhallen und Klassenzimmer weiterhin warten.
Grundschulen werden kurz gehalten
Nach einer neuen Analyse der OECD, die jetzt Bildungsausgaben und Lernergebnisse international verglich, liegt Deutschland mit 5,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes nur knapp unter dem OECD-Mittel von 5,8 Prozent. Beim Anteil der Bildung an den staatlichen Gesamtausgaben fällt Deutschland allerdings mit 9,7 Prozent deutlich hinter den Durchschnittswert von 12,7 Prozent zurück.
Zudem setzt Deutschland die Mittel völlig anders ein als andere Länder: Erheblich weniger Geld fließt in Vor- und Grundschulen, überdurchschnittlich viel indes in die gymnasiale Oberstufe und die Hochschulen. So wurden 1999 in Deutschland pro Grundschüler 3818 Dollar investiert; in Dänemark waren es 6721, in Österreich 6568.
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