Zu welchem Ergebnis könnte/sollte diese Grundsatzdiskussion führen? Was will Frau Mag. Kuntzl, wenn sie feststellt, "die Kinder haben oft längere Arbeitszeiten als ihre Eltern"? Wie ist diese Aussage, in der für mich die Absicht der Stundenreduktion mitschwingt, mit dem vehementen Bekenntnis zu "Leistung" (bis hin zur Erhöhung der Akademikerquote) in Einklang zu bringen?
Ich frage mich, wann "ExpertInnen" endlich aufhören werden, unreflektiert das Arbeitszeitmodell der Erwachsenenwelt 1:1 auf unsere Kinder zu übertragen. Wer würde allen Ernstes behaupten, dass 10-jährige die vier wöchentlichen LÜ-Stunden als "Arbeit" ansehen? (Weitere Beispiele nach Belieben.)
Wollen wir es unseren SchülerInnen leicht oder schwer machen, Leistung zu erbringen? Sollte die Antwort "(so) leicht (wie möglich)" sein, und sollten damit die Rahmenbedingungen gemeint sein, unter denen Lernen statt finden kann, so frage ich mich, was an die Stelle der entfallenden/gekürzten Pflichtstunden treten würde. Mehr Hausübung? Selbststudium? Freizeit und Fun?
Mehr selbstständiges Arbeiten ohne die ständige unmittelbare Präsenz einer Lehrkraft -- ob nun allein oder im Team -- fände ich okay, vor allem, aberkeineswegs ausschließlich in der Oberstufe, denn das wäre eine wichtige Fertigkeit für das spätere Leben. Doch derartige Aktivitäten haben in Österreich keine Tradition: Geprüft wird in der Regel nach wie vor das, was die Lehrkraft im Unterricht vorgetragen hat. Selbstständiges altersadäquates Arbeiten von SchülerInnen in der Schule scheitert gelegentlich sogar an formalen Dingen wie Aufsichtserlass etc. Wie also -- wie behutsam -- würde es in diesem Bereich zu einem Umdenken und einer Umstellung kommen?
Wenn Frau Mag. Kuntzl meint, die Schule müsse ihrer Aufgabe "ganzheitlich" nachkommen, so meint sie wohl "zur Gänze": "Ganzheitlich" würde für mich bedeuten, der Schule noch viel mehr Aufgaben aufzubürden als sie ohnehin schon hat.
K Forstner