Ich wollte den SPIEGEL-Artikel nicht auf einen Auszug reduzieren, obwohl für mich nur ein geringer Teil von besonderem Interesse war.
a) in Zusammenhang mit dem Direktoren-Ansinnen auf freie
Wahl des Lehrer-Personals.
Hierzulande als Einschränkung - "alle Macht dem Schulboss", Schule als feudaler Gutshof: "meine Schule". Der Grundherr bestimmt das Schulprofil.
b) im Gegensatz dazu wird bei den "Struwwelpetern"
nur eine gewisse Grundeinstellung -
ein bestimmtes Lehrer-Schüler-Verhältnis
als unabdingbar zugrunde gelegt:
"Willkommen die Wagemutigen (die Außergewöhnlichen,
die Unkonventionellen)"
"Keine Chance für die lebenden Klagemauern!" (die
permant Unzufriedenen, die strukturell negativ Denkenden).
c) daraus ableitbar: Ist ein "positives Denken" in der
Pädagogik - die Einstellung zum Schüler. "ich glaube, dass
du die Anforderungen / Herausforderungen schaffen wirst"
- an sich schon ein oder überhaupt das grundlegende Erfolgsgeheimnis? Und ist es nötig, dass nicht nur der einzelne Lehrer sich danach ausrichtet, sondern das ganze Team der Schule sich darin völlig einig ist? (wenn man gemeinsam erfolgreich sein will)
Ich weiss darauf nicht die Antwort, aber mit diesen Überlegungen hab ich den Artikel dem LF weitergereicht.
G.W.
----- Original Message -----
From: Erich Wallner
To: 'Lehrerforum'
Sent: Sunday, November 17, 2002 7:56 PM
Subject: LF: AW: Triumph der Struwwelpeter-Schule
Wenn ich den Spiegel-Artikel auf das kürze, was mir relevant erscheint (wie ich das unten getan habe), dann stellt sich heraus, daß der Erfolg dieser Schule mitnichten auf ein besonderes Konzept zurückzuführen ist. Entscheidend ist der Umstand, daß die SchülerInnen aus - man verzeihe mir das Unwort - A-Schicht-Familien stammen. Bezüglich der Mädchen wird das ja auch ausdrücklich einbekannt ("bildungsstarke Familien"). Daß sich das auch auf demokratische Kompetenz und politisches Bewußtsein auswirkt, nimmt nicht Wunder.
Besonders entlarvend ist der folgende Satz: " Aber auch beim Vergleich zu anderen Jugendlichen mit ähnlichem Familienhintergrund und kognitiven Grundfähigkeiten kann die Laborschule mithalten. In Lesen und Naturwissenschaften sind ihre Schüler ungefähr gleich gut, nur in Mathematik etwas schlechter." - Auf gut Deutsch heißt das nichts anderes, als daß - ceteris paribus - diese "Struwwelpeter-Schule" fast so gut ist wie eine Regelschule.
Wie man sich trotzdem triumphierend die Feder an den eigenen Hut stecken kann ("Es gelingt in der Laborschule ganz offensichtlich, junge Menschen mit hohen sozialen Wertvorstellungen und politischem Bewusstsein zu erziehen", sagte Schulleiterin Susanne Thurn") vermag ich nicht nachzuvollziehen.
Und wenn die Helene-Lange-Schule (siehe letzter Absatz) sich ihre Lehrer selber aussuchen kann, dann überrascht es auch nicht wirklich, wenn die Erfolge besser sind. Ein Fußballtrainer kriegt ja seine Mannschaft auch nicht zugelost.
Erich Wallner
P.S.: Interessieren würden mich dazu die Meinungen der Kollegen F. Gebesmair und H. Handler-Kunze! (Die Langform des Artikels wurde am Samstag früh gepostet.)
--
Diese Liste wird vom Computer Communications Club (http://www.ccc.at) betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein e-mail an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im Nachrichtentext.