DER STANDARD
Montag, 18. November 2002, Seite 9
KÄRNTEN
"Da wäre der Bub gebrandmarkt"
Streit um Slowenisch-Unterricht: Die Mutter gibt nicht auf
Elisabeth Steiner
Klagenfurt - "Ich möchte dem Kind meine Muttersprache weitergeben - auch in der Schule." Die Mutter weigert sich, ihren Buben vom Slowenisch-Unterricht in der Volksschule Wabelsdorf wieder abzumelden, auch wenn der Druck größer wird. Wie berichtet, befürchten manche, dass eine "slowenische Welle" auf ganz Unterkärnten überschwappen könnte, nur weil seit 42 Jahren erstmals wieder ein Kind zum Slowenisch-Unterricht angemeldet wurde. Silvia I. will ihrem Buben die Muttersprache erhalten. Denn Slowenisch wird in der Familie auch zu Hause gesprochen, erzählt Silvia I. im STANDARD-Gespräch. Als militante Slowenen sehen sich die Eltern nicht: "Das ist doch im Zuge der EU-Osterweiterung eine große Chance, wenn die Kinder Slowenisch lernen." Den "Kompromissvorschlag" von Bürgermeister Franz Arnold (SPÖ) und Kärntens Schulreferent Jörg Haider, den Buben außerhalb des Unterrichts in Slowenisch (derzeit nur als unverbindliche Übung möglich) zu unterrichten, lehnt Frau I. ab: " Das ist ja wie Nachsitzen. Da wäre der Bub gebrandmarkt!" Schließlich gelte das Minderheitenschulgesetz eben auch für Wabelsdorf. Und so sieht das auch der Rat der Kärntner Slowenen. Dass der Assimilierungsdruck für die Minderheit im Dorf offenbar so groß gewesen sei, dass sich seit 1958 niemand mehr getraut habe, sein Kind zum Slowenisch-Unterricht anzumelden, stimmt Frau I., die mit ihrem Mann zugezogen ist, "sehr traurig". Gegner des zweisprachigen Unterrichts sehen die Kinder überfordert, zumal in der Zwergschule ohnehin schon ein Abteilungsunterricht stattfinde. Und sie mokieren sich, dass nun wegen eines einzigen Kindes die Hauptlehrerin jene mit der Zusatzqualifikation Slowenisch ist und nicht mehr die rein Deutschsprachige. Deshalb wollen sie eine Ausnahmeregelung zum Minderheitenschulgesetz: In Gemeinden, die zwar im Minderheitengeltungsbereich liegen, in denen aber nicht mehr Slowenisch gesprochen wird, soll der Slowenisch-Unterricht außerhalb des Regelunterrichts erfolgen. Für Silvia I. handelt es sich nur um einige wenige "Zündler". Die Eltern seien vor Schulbeginn informiert worden und einverstanden gewesen. Der Konflikt sei dann von außen hereingetragen worden: "Da haben ein paar vom Heimatdienst Krawall gemacht." Auch das "schlimme Flugblatt", das vor einer "Zwangsslowenisierung" warnt, sei auf "deren Mist gewachsen". Aufgeben will die Familie nicht. Im Gegenteil: In zwei Jahren soll der zweite Bub zum Slowenisch-Unterricht angemeldet werden.
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