NZZ 16 11 02
http://www.nzz.ch/2002/11/16/zh/page-kommentar8IWDK.html
Ja zu einer Volksschule für die heutige Welt
Die Reform der Volksschule im Kanton Zürich war Gegenstand jahrelanger Vorbereitungen, Erprobungen und Diskussionen unter Behörden, Verbänden und in der Öffentlichkeit. Schliesslich konnte das Parlament die mehrmals geänderten Gesetzesanträge dieses Jahr verabschieden. Auch der kantonale Lehrerverband, die Schulpräsidenten und der Kindergärtnerinnen-Verband haben inzwischen Ja-Parolen gefasst.
Mit den Gesetzesänderungen wird das Schulsystem neuen Begebenheiten und Erkenntnissen angepasst. Das erprobte Modell geleiteter Schulen
(Teilautonomie) verbessert die Führung: In politischer Hinsicht geschieht das durch die Entlastung der Schulpflegen von Alltagskram, im Schulhaus selber durch die Schaffung von Schulleitungen, wobei Lehrerkollegien sowie neu auch die Schülerschaft und Eltern einbezogen sind.
Sodann werden Unterrichtsformen teilweise neu auf die Bedürfnisse und Potenziale der Kinder und Jugendlichen ausgerichtet. Die Grundstufe für die heutigen Kindergärtler und Erstklässler nimmt auf deren unterschiedliche Entwicklungsstände Rücksicht. Da eine Erprobung bisher gesetzlich nicht möglich war, erfolgen bis 2008 vorerst Schulversuche, bevor das Modell bis 2012 in konkretisierter Form für verbindlich erklärt wird. Mit - bei Bedarf zu schaffenden - Tagesstrukturen, mit Blockzeiten, Aufgabenhilfen und zusätzlicher Unterstützung für multikulturelle Schulen bilden die Reformen schliesslich eine Antwort auf veränderte Lebensumstände in Stadt und Agglomeration.
So können Grundlagen der Volksschule unter heutigen Bedingungen bewahrt oder sogar verbessert werden: Die Schule bleibt unentgeltlich, sie bleibt demokratisch kontrolliert, und sie bleibt als Einrichtung zur Wahrung der Chancengleichheit intakt. Das Lernen soll noch individueller gestaltet werden können und von sozialen Strukturen stärker unterstützt werden. Für Lehrpersonen ergeben sich berufliche Perspektiven, nicht zuletzt auch durch die professionelle Qualitätssicherung, die an die Stelle der Bezirksschulpflegen tritt.
Wer die Volksschule stärken will, sagt Ja zu dieser Vorlage. Von entscheidender Bedeutung wird die Umsetzung der Pläne sein. Die Grundstufe braucht eine kindgerechte Pädagogik und keine neu gebauten teuren Bildungstempel, die Schulen sollen so geführt und beurteilt werden, dass sie mit Schwung arbeiten können und nicht nach Schema X. Mit einem Ja zu allen Teilvorlagen (Verfassungsänderung, Volksschul- und Bildungsgesetz) schafft man finanzielle Verbindlichkeiten und richtige Regeln, damit genau das im ganzen Kanton geschehen kann.
stü.
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