Namens des Leitungsteams der Unabhängigen Bildungsgewerkschaft Wien/NÖ fragten Barbara Weichinger und ich die Herren Dr. Schüssel, Dr. Gusenbauer, Prof. Van der Bellen und Mathias Reichold, ob sie bereit sind, das Jahresnormmodell (Töpfe-Modell) des LDG-neu zurückzunehmen sollten sie Regierungsverantwortung übernehmen.
Die Antwort der SPÖ erschien schon im LF. Ich versuche, die der Grünen auch noch zu posten. Die beiden anderen Parteien blieben stumm.
Johanna Kainz
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Wien, 25. Oktober 2002
Sehr geehrter Herr Dr. Schüssel!
Seit dem Schuljahr 2001/2002 gibt es für die Pflichtschulen (APS) ein neues Dienstrecht, das bei den KollegInnen auf heftigen Widerstand stößt.
Einige Gründe dafür seien hier kurz angeführt:
Es kam zu massiven Einkommensverlusten durch Entfall der administrativen Abgeltung für klassenführende LehrerInnen und Klassenvorstände, die Nichtbezahlung der Kustodiate und durch den Wegfall von Abschlagstunden. Hier haben allerdings einige Bundesländer „Lösungen" gefunden, wie z. B. das Streichen von Förderstunden.....
Da alle LehrerInnen nur mehr das Grundgehalt beziehen, wird Leistung weniger denn je honoriert.
An vielen Schulen ist das Arbeitsklima in nie dagewesener Weise gestört, weil Konflikte zwischen KollegInnen und/oder LeiterInnen aufbrechen, die mehr oder minder offen ausgetragen werden (Verteilung der Stunden im Teil 3 der Jahresnorm). Die Personalvertretung wird kaum beigezogen, weil dadurch persönliche Nachteile befürchtet werden. Nach wie vor sind viele PersonalvertreterInnen gleichzeitig LeiterInnen!
In NÖ erfolgt bereits die Aufteilung der Jahresnorm durch die SchulleiterInnen. Resignation und Demotivation greifen um sich.
Vor allem aber wird das Jahresnormmodell (LDG-neu) längst als völlig untauglicher Versuch der vollständigen „Verbeamtung" der LehrerInnen empfunden, der - ernst genommen – zur Lähmung des Schullebens führt, weil Flexibilität und Spontaneität durch die Festlegung der Jahresnorm am Schuljahrsanfang unterbunden werden.
Dass viele KollegInnen die Jahresnorm deutlich überschreiten, wird aus gutem Grunde nicht nur ignoriert, sondern man zwingt die Betroffenen sogar, mit ihrer Unterschrift auf die Bezahlung der Mehrarbeit zu verzichten! Die Tatsache, dass LehrerInnen im Durchschnitt mehr als Beamte arbeiten, wurde übrigens schon durch die Lehrerarbeitszeitstudie hinlänglich belegt.
Da das Scheitern dieses Modells einer Jahresnorm längst offensichtlich ist, erscheint es uns nicht angebracht, die „Erprobungszeit" von vier Jahren abzuwarten..
Bitte geben Sie uns bekannt, welche Vorstellungen Ihre Partei bezüglich des LDG - neu hat und ob Sie daran denken, dieses Gesetz wieder aufzuheben, wenn Sie Regierungsverantwortung übernehmen sollten.
Ihre Antwort, die wir an alle Mitglieder der Unabhängigen Bildungsgewerkschaft sowie an alle Schulen Österreichs weiterleiten werden, ist für zehntausende PflichtschullehrerInnen in Österreich von großer Bedeutung und wird sicher auch eine Grundlage für die nun bald anstehende Wahlentscheidung sein!
Sollte von ihrer Seite keine Stellungnahme erfolgen, müssten wir dies als die Absicht Ihrer Partei am Festhalten an einem für das Pflichtschulwesen ruinösen Dienstrecht interpretieren – die Verantwortung liegt bei Ihnen.
Mit freundlichen Grüßen
Johanna Kainz und Barbara Weichinger
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