Die Angefressenheit, die Timo Davogg heute artikuliert, gibt es in der SPÖ schon seit geraumer Zeit, nämlich seitdem landesweit 3 Prioritäten plakatiert werden, aber keine Bildungs-Priorität dabei ist. Nur ist diese Betrachtungsweise zugleich auch oberflächlich und entspricht nicht dem tatsächlichen Diskussionsstand.
Nur wenn wir eine ehrliche Diskussion wollen, so müssen wir einbekennen, dass Bildung etwas kostet. Mehr Bildung gibt es nicht zum Nulltarif. Und wenn dieser Wahlkampf, so verlogen er immer unter dem Deckmantel von "Nulldefizit" oder "langfristig ausgeglichenes Budget" geführt wird, so werden logischerweise die Themen Kultur und Bildung aus so einer Diskussion natürlich hinausgedrängt.
Durch die Hintertür, und zwar aufgrund massiver parteiinterner Kritik in der SPÖ, spielte dann die Bildung doch eine nicht unbedeutende Rolle. In der Verknüpfung mit der Frage der Abfangjäger. Ich erinnere an die Plakate / Inserate "1 Abfangjäger oder 20.000 Kindergarten- plätze", "1 Abfangjäger oder Unis ohne Studiengebühren". Und damit waren die Positionen schon klar zum Ausdruck gebracht.
Dort, wo der Wahlkampf inhaltlicher geführt wurde als in der "Elefantenrunde", ging es deutlich zur Sache und dort wurde sehr klar, dass wir selber es sind, die der Politik auch den erforderlichen Handlungs- spielraum schaffen müssen. Wenn wir in Diskussionen den Standpunkt unwidersprochen lassen "Was nix kost, is auch nix wert", dann dürfen wir uns nicht über Studiengebühren oder eines Tages über Schulgeld wundern. Es liegt an uns, einen Wertewandel in die Wege zu leiten, der - mit einer andern Politik als der Gehrer´schen Sparpolitik - möglich wird.
Aber mit der Wahl einer Alternative haben wir erst die Voraussetzung geschaffen, dass eine andere, eine demokratische und faire Bildungspolitik möglich wird. Aber es wird keine Zeit, um die Hände zu verschränken und zu sagen, die Politiker werden es für uns schon richten. Wenn wir positive Ergebnisse wollen, dann müssen wir uns beteiligen, unseren Sachverstand einbringen und unsere Chancen nutzen. Weil ich mit Sicherheit weiss, dass diese Chancen intakt sind, und weil ich weiss, dass bei den Entscheidungsträgern - erst gestern habe ich ein hervorragendes Referat von Caspar Einem gehört - ein sehr ausgeprägtes Problembewusstsein vorhanden ist, so kann ich auf ein paar Phrasen bei den "Elefanten" durchaus verzichten.
Günter Wittek
----- Original Message -----
From: Timo Davogg
To: Lehrerforum
Sent: Thursday, November 21, 2002 10:16 PM
Subject: LF: Kulturnation? - Bruhahaha
Guten Abend,
ich möchte hier meiner Empörung Ausdruck verleihen, dass die Diskussion der vier Parteivorsitzenden drei Tage vor einer doch entscheidenden Wahl ablaufen kann, ohne dass ein Diskutant die Worte BILDUNG und KULTUR auch nur in den Mund nimmt.
Ehrlich: die Ignoranz der führenden Politiker dieses Landes, was unsere (damit meine ich uns als LehrerInnen, ErzieherInnen und KulturvermittlerInnen) beruflichen Grundlagen und Perspektiven anlangt, demotiviert. Und hier nehme ich keine Partei, keinen Vorsitzenden aus. Ich bin absolut angefressen darüber, dass man in Österreich über alles mögliche, nur nicht über Bildung und Kultur, diskutieren muss, um Stimmen zu aquirieren. So schaut's aber offensichtlich aus.
Timo Davogg
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