Es ist ja erfrischend, den Versuch einer Analyse zu lesen. Trotzdem bleibt das, was uns Koll. Zwickl hier bietet und was Dir. Adam lobt, weit hinter dem zurück, was selbst Konservative zu leisten im Stande sind. Wenn Österreichs Konservative zur Annahme von schwierigen Herausforderungen bereit wären, dann ergäbe eine Zusammenarbeit mit dem bürgerlichen Lager Sinn. Tja, wenn ... Im Wahlkampf war politisches Kleingeld wichtiger als die Zukunftsfragen des Landes. Wie wird das nächste Woche sein? G.W.

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Diese Woche im 3sat-Fernsehen -- Arnulf Baring im Interview:
zur Situation in Deutschland (Auszüge)

* Die Herrschafts-Eliten behandeln uns wie unmündige Kinder ....
* Man soll die wirkliche Lage schildern und das Vertrauen vermitteln,
dass die Probleme lösbar sind ...
* Hauptprobleme ist, dass Zumutungen nicht vermittelbar erscheinen ...
* Kein politisches Lager hat vermittelt, was die wichtigsten Themen
sind ...
* In der Konsensdemokratie steht der Konsens schon am Anfang.
Die Skandale sind die öffentliche Nicht-Diskussion. Wir müssen
wieder offen miteinander reden.
* Gewerkschaften sind reformbedürftig. Die kämpfen nur für die,
die Arbeit haben, aber nicht für die, die keine Arbeit haben ..
* Die Leisetreterei schreit zum Himmel .. Wir machen uns lächerlich
in Europa, wenn PISA und der Rückfall des Wirtschaftswachstums
keinen Aufschrei im Land erzeugt. Wir müssen uns fragen: Was haben
wir falsch gemacht?
* Die Unzulänglichkeiten des politischen Systems - wie in Japan,
wie in Italien - müssen endlich erkannt werden.

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Wahl, Kampf, Betrug
Arnulf Baring zur Krise des Parteienstaats

Revolte liegt in der Luft

Trotz immenser Staatsverschuldung lässt die politische Klasse das Volk im Unklaren. Dabei leben wir schon seit Jahrzehnten über unsere Verhältnisse, leiden an Reformunfähigkeit. Unser Parteiensystem scheint in der Krise, ist den Herausforderungen nicht mehr gewachsen. Wenn die Parteien weder programmatisch noch personell in der Lage sind, die Bevölkerung mit klaren Alternativen zu konfrontieren, Richtungsentscheidungen zu erzwingen, ist diese Republik am Ende.

80 Prozent unserer Abgeordneten kommen aus dem öffentlichen Dienst, aus den Gewerkschaften. Bestenfalls ein Dutzend der Parlamentarier versteht - aus eigener Erfahrung - etwas von Wirtschaft. Ein bürokratischer Apparat lenkt seinen Staat ohne klare ordnungspolitische Vorstellungen.

"Die Situation ist reif für einen Aufstand gegen das erstarrte Parteiensystem", schreibt Arnulf Baring. Kulturzeit befragt den Politologen und Historiker, ob tatsächlich "massenhafter Steuerboykott", passiver und aktiver Widerstand oder gar "empörte Revolte" in der Luft liegen, wie Baring meint


----- Original Message -----
From: Josef Zwickl
To: Timo Davogg ; Lehrerforum
Subject: LF: Re: Kulturnation? - Bruhahaha

Die Empörung von Koll. Davogg ist nur verständlich. Die Politik ist in Zeiten der Medienherrschaft ausschließlich auf Quoten ausgerichtet. Im Vordergrund stehen nicht die wichtigen Sachthemen, sondern allein jene Themen, die sich am besten emotionalisieren lassen. Jene Parteien, die dieses wesentliche Grundprinzip nicht erkennen, haben schon verloren. Das ist natürlich die Wiege des Populismus, einem gegenwärtig untrennbar mit der Demokratie verschmolzenen Phänomen.Die Frage, welche sich hierbei aufdrängt ist
folgende: Wie kann man das ändern?
Vielleicht gelingt es uns, die Bildungspolitik zu einem emotionalen Anliegen zu machen. Ich fürchte nur, dass viele Wahlberechtigte dafür kein Beziehungsohr aufbringen würden. Das ist einfach ein Kopfthema, mit dem man keine Wahlen gewinnen kann. Da sind Themen wie Atomkraft, Krieg gegen den Irak, Benes-Dekrete oder Abfangjäger ganz andere Kaliber. Das wissen auch die Politiker. Schönen Abend Josef Zwickl



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