Unsere Erwartungen, lieber Koll. Zwickl, in Sachen Bildungspolitik sollen gar nicht "berauschend" sein. Denn Wahlen gewinnen, ist eine Sache, das Wahlprogramm umzusetzen, ist eine andere Sache. Denn gerade hierzulande haben wir bei Schulgesetzen vielfach den Zwang zur 2/3-Mehrheit, und genau diese - von mir schon mehrmals angeschnittene
- Frage ist es, warum in Österreich in Sachen Bildung so manches nur sehr zaghaft vorangeht. Und wir müssen natürlich realitätsbezogen auch zur Kenntnis nehmen, dass in Sachen Schulversuche erheblicher Nachholbedarf besteht, dass auch in den 90er Jahren die Ergebnisse nur sehr mangelhaft ausgewertet wurden, weil nur minimale Bereitschaft zu Veränderungen / Verbesserungen vorhanden war. Nach den "verlorenen Jahren" brauchen wir jetzt erst mal wieder eine Aufbruch- Stimmung (an der sich aber bitte alle beteiligen sollen, auch die, die sich der VP nahestehend fühlen!).
Daher fand ich es gut, dass im jetzt nahezu schon hinter uns liegenden Wahlkampf es zu keiner Festlegung auf eine Rot-Grün-Regierung gab, dass es von Seiten der SPÖ sehr praktikable Vorstellungen zu einer Demokratiereform ("gläsernes Parlament", mehr Mitwirkungsrechte der Betroffenen, Verlängerung der Beratungen über ein erfolgreiches Volks- begehren über eine Legislaturperiode hinaus, d.h. weiter der Auftrag für Einführung der Klassenschülerhöchstzahl 25, Öffentlichkeit für Beratungen in Ausschüssen usw.) gab, und gerade das wird es denjenigen schwieriger machen, die Vorstellungen vertreten, die nicht mit einem mehrheitsfähigen Willen in Einklang zu bringen sind. Ich hoffe, dass die Machiavellisten endlich ausgespielt haben, und dass wir (die wir basisdemokratischen Willen artikulieren können) künftig mehr Möglichkeiten haben mitzuwirken und mitzuentscheiden.
So gesehen gibt es wenig Grund uns mit rückwärtsgerichteten Gedanken aufzuhalten, sondern blicken wir vielmehr voll Optimismus einer besseren Zukunft entgegen. Aber nur zuschauen und abwarten, was die Abgeordneten im Hohen Haus zusammenbringen, wird sicher nicht genug sein. Aber, um auf Baring zurückzukommen, die Abgeordneten sollen - mit unserer Unterstützung - die Moderatoren einer öffentlichen Diskussion sein. Diskussionsverweigerung muss auch hierzulande zumindest im Geruch stehen, etwas Revolutionäres auslösen zu können. Gusenbauer hat begriffen, worum es geht, indem er festgestellt hat, dass "das Zuschauen und Nichtstun mit Sicherheit der falsche Weg ist." Nämlich für die Betroffenen, für die Menschen, die faire Chancen brauchen.
Günter Wittek
----- Original Message -----
From: Josef Zwickl
To: Günter Wittek ; Lehrerforum
Sent: Saturday, November 23, 2002 5:28 PM
Subject: Re: Baring , Revolte liegt in der Luft
Ich finde keinen wie auch immer gearteten Grund dafür, dass Koll. Wittek annimmt, dass die Linken eine bessere Bildungspolitik machen würden als die Bürgerlichen. Ich sehe das schon ausgeglichener: Mit Bildungspolitik und Beamtenstreichlerei kann keine Partei Stimmen aus der breiten Wählerschaft maximieren. Dazu haben wir in den Augen der "Nichtbeamten" zu viele Privilegien. Ich erinnere mich aber auch an rote Unterrichts- und noch besser an Wissenschaftsminister, die man in ihrem Werken nicht einmal wahrgenommen hat. Oder erinnert sich Koll. Wittek noch an all die "Bildungsminister" seit 1970? Also, meine Erwartungen in Sachen Bildungs- und Beamtenpolitik an eine allfällige rot/grüne Regierung sind nicht nicht gerade berauschend. Nicht dass ich damit ausdrücken möchte, dass ich mit der bisherigen Bildungspolitik rundum zufrieden war.Aber ich möchte Koll. Wittek nur die etwas zu hoch angesetzten Erwartungen nehmen. MfG J.Zwickl
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