Ich gebe Koll. Wittek gerne recht, dass er auch große Gefahren im System der Mediatoren erkennt. Man kann sicher sein, dass sich die beteiligten Lehrer und Kollegen an unserer Schule all diese Gedanken gemacht haben und ausgesprochen behutsam damit umgehen. Wir sind natürlich auch in der günstigen Situation, dass wir einen ausgesprochen gut ausgebildeten und engagierten Kollegen haben, der Mediation zu seinem persönlichen Anliegen gemacht hat. Weniger erfreulich ist die Tatsache, dass es in der Vergangenheit auch konkrete Anlassfälle für das Handeln unserer Schule gegeben hat. Dabei hat sich noch ein weiteres Krisenmanagment, das wir damals schon eingerichtet hatten, bestens bewährt. Es waren die von Schülern gewählten Vertrauenslehrer, die, von den Schülern ins Vertrauen gezogen, möglicherweise eine schlimme Straftat verhinderten. Man kann natürlich in jedem Krisenmanagment Fehler oder unbeabsichtigte Gefahren erkennen, aber ich finde es allemal besser vorher zu handeln als nachher zu jammern. Zum leisen Vorwurf, "helfen statt strafen": Was wären wir für Pädagogen, wenn uns das Erziehungsmittel Strafe lieber wäre als Probleme zu lösen? Es soll natürlich auch Lehrer geben, denen es unglaublichen Spaß macht, schlechte Noten zu vergeben. Aber repräsentativ sind solche Kollegen sicher nicht. MfG Josef Zwickl
----- Original Message -----
From: "Günter Wittek"
To: "Lehrerforum"
Sent: Saturday, November 30, 2002 10:38 PM
Subject: LF: Re: (2) Mediation


>
> Ich finde es bemerkenswert und großartig, dass jetzt offensichtlich
> allgemein der Grundsatz "helfen statt strafen" zum Durchbruch kommen
> soll. Doch ich möchte schon darum bitten, die Mediatoren nicht nur als
> simple Streitschlichter zu sehen, die diese Funktion übernehmen, um
> dann
vielleicht
> bei einer Klassensprecherwahl zu punkten.
> Ich möchte daran erinnern, dass es leider immer wieder vorkommt, dass
> Schüler in ihrer Verzweiflung zu sehr viel fähig sind. Es kann sein,
> dass Gewalt gegen andere gerichtet wird oder gegen sich selbst. Wir
> alle kennen die Fälle, wir haben sie diskutiert. Und ich möchte mir
> nicht vorstellen, was passiert, wenn durch ein
unkundiges,
> ungeschicktes Vorgehen eines Mediators das Gegenteil von dem eintritt,
> was eigentlich beabsichtigt war. Wir können nicht nach dem
> Grönemeyer-Song vorgehen und sagen "dem Trübsinn ein Ende, die Welt
> gehört in Kinderhände". So sehr wir ehrliches Bemühen und guten Willen
> anerkennen sollen, so sind für Problemlösungen umfangreiche Kenntnisse
> und Fähigkeiten erforderlich.
> Es sollte an jeder Schule Fachleute geben, die mit allen anstehenden
> Problemen zumindest einigermaßen zurechtkommen. Es ist allein schon
> ein sehr umfangreiches Wissen erforderlich, um einem Ratsuchenden
> sagen zu können, bei welcher Person oder Institution man am besten
> Rat und Hilfe finden kann.
> Schüler als Mediatoren - so gut dies auch gemeint ist, aber ist hier nicht
die
> Gefahr extrem groß, dass persönliche Probleme einzelner Schüler durch
> eine nicht vertrauliche Behandlung vielleicht ein noch größeres
> Problem erzeugen? Ich will in diesem Zusammenhang an eine Diskussion
> erinnern, die wir schon vor geraumer Zeit geführt haben - über das
> Unterrichtsprinzip Ethik. Meines Erachtens sollen wir unseren Schülern
> Wertvorstellungen mitgeben, damit der Zusammenhalt in unserer
> Gesellschaft gesichert ist. Wenn wir uns mit Ethik beschäftigen, dann
> kommen wir auch zu einer Erörterung, was geschieht, wenn ein Einzelner
> mit den Herausforderungen des Lebens, mit den schulischen oder
> privaten Anforderungen oder des sozialen Umfeldes nicht entsprechend
> zurechtkommen kann. - In diesem Bereich stehen wir vor großen
> Aufgaben.
>
> Günter Wittek
>
>
> ----- Original Message -----
> From: Josef Zwickl
> To: Günter Wittek ; 'Lehrerforum'
> Sent: Saturday, November 30, 2002 6:14 PM
> Subject: Re: Mediation
>
> Die von Koll. Wittek gestellten Fragen kann ich nicht beantworten.
> Jedoch scheint mir als langjährig abdienender Lehrer, dass die
> Problempotentiale
in
> den letzten Jahren stärker geworden sind. Schüler als "gleichrangige"
> Problemlöser einzusetzen halte ich daher für weit besser als nur zu zu
sehen
> oder die altbekannten Disziplinarmaßnahmen anzuwenden. Ich selbst habe
noch
> keine Erfahrung mit diesen Problemlösern gehabt, jedoch konnte ich
> feststellen, dass die solcherart ausgebildeten Schüler bei der letzten
> Schulsprecherwahl einen sehr starken Zuspruch erhielten. Das bedeutet,
dass
> ihre Tätigkeit auf hohe Akzeptanz unter den Schülern stößt. MfG
> J.Zwickl
>
>
>
> --
> Diese Liste wird vom Computer Communications Club (http://www.ccc.at)
> betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein
e-mail
> an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im
> Nachrichtentext.

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