Tatsache ist, dass der Bildungsweg der Kinder außeerordentlich stark mit dem Bildungsstand (sogar mehr als mit der finanziellen
Situation) der Eltern korreliert. Natürlich nicht nur in Österreich. Dazu empfehle ich das ausgezeichnete Buch von Pierre Bourdieu "Wie die Kultur zum Bauern kam", zwar in einem für einen schlichten Naturwissenschaftler ziemlich hart zu lesenden Soziologen- deutsch geschrieben, aber es zahlt sich aus. Dass die Kinder die Schulbücher nicht mehr völlig gratis bekommen, dürfte Ihnen entgangen sein. Dass sie auch nicht mehr alle Bücher bekommen, erlebe ich bei jeder Schulbuchkonferenz, bei dir entweder für das schlechtere aber billigere oder überhaupt gegen ein Buch zugunsten eines anderen entschieden wird. Beim Kindergarten haben sie Recht. Sogar mehr als Sie denken: Ihre Argumentation bezüglich der Studiengebühren würde nämlich auf den Kindergarten umgelegt bedeuten: "Wie kommen die kinderlosen Menschen dazu, den Eltern die Betreuung zu zahlen." Ich nehme an, dass ich dieses Argument nicht widerlegen muss. Vielleicht nicht genauso aber eben auch benötigen wir in Österreich akademisch geschulte Menschen. Alles klar? Den Gedanken an die Bezahlung von SchülerInnen finde ich gar nicht so absurd, auch wenn er schwer realisierbar ist. Aber vielleicht schon realistischer ist der Gedanke, dass Studieren eine Arbeit ist, die bezahlt gehört (und nicht für die bezahlt werden muss). Allerdings dürften dann hohe Gehälter von AkademikerInnen (alos nicht von LehrerInnen) nicht mit dem Verdienstentfall während des Studiums argumentiert werden. Ich könnte mich mit so einem System anfreunden, wenn's auch einige Probleme bei der Realisierung (z.B. durch Auswandern gleich nach dem Studium) geben würde. Aber auch das könnte mensch lösen. Sich über den Begriff "Kälte" aufzuregen, während Asylwerber WÄHREND ihres Verfahrens GEGEN JEDES NUR VORSTELLBARES RECHTSEMPFINDEN in die ganz konkrete Kälte geschmissen werden, zeugt für mich ebenfalls für Kälte.
mrG Kurt Winterstein
Josef Zwickl schrieb:
> Das Grundproblem, weswegen ich auch antwortete, war doch, ob ein
> Professorenkind leichter in die AHS kommt als ein Arbeiterkind. Ich
> behauptete, und bleibe auch dabei, dass eine Feststellung wie diese
> einfach nicht stimmt. Selbst wenn ein armes Bauernkind vom enlegensten
> Teil Österreichs in die erste Klasse Gymnasium möchte, kann es das
> tun. Es bekommt eine Schülerfreifahrt und auch die Schulbücher. Mir
> ist nichts bekannt, dass in der AHS-Unterstufe die Schulbuchaktion
> nicht alle Lehrbücher abdeckt. Wenn man für dieses Thema den alten
> Klassenkampf strapaziert, ist das völlig falsch am Platz. Wenn ein
> Schüler nach der 4. Klasse AHS oder HS zur Reifeprüfung gehen kann und
> will, ist das ebenso unabhängig davon, von welchem Haus er kommt.
> Natürlich gibt es Familien, die nicht darauf verzichten können, dass
> die Tochter oder der Sohn nach Vollendung der Pflichtschule einen
> eigenen Verdienst hat. Das könnte man aber nur dadurch ändern, dass
> auch Schüler ein Gehalt bekommen. Das wäre aber schon etwas
> illusorisch. Freier Kindergarten: Vielleicht kennt Koll. Wittek nicht
> die Situation ausserhalb Wiens. Der Kindergartenbesuch ist nur im
> roten Wien kostenpflichtig! Meine drei Kinder besuchten alle kostenlos
> einen NÖ-Landeskindergarten.
> Universität: Ich bezahle natürlich die Studiengebühren für meine
> Tochter auch nicht gerne, aber wenn ich daran denke, dass die
> Arbeiter, die Bauern u.a. die Studienkosten meiner Tochter zur Gänze
> übernehmen sollten, gefällt mir das auch nicht. Ich sehe meinen
> Beitrag als Solidaropfer und hoffe, dass die Studiengebühren den
> Universitäten zu Gute kommen, da ich bei deren Ausstattung noch immer
> massive Mängel orte. Würde mein Einkommen nicht hoch genug sein (es
> ist eh viel zu niedrig), hätten wir natürlich auch Anspruch auf eine
> Studienbeihilfe. Also was soll auch hier Ihre Argumentation? Klar
> hätte jeder alles gerne gratis. Man sollte aber bedenken, dass der
> Staat mit jeder Leistung, die er erbringen muss, auch zusätzliche
> Einnahmen benötigt. Und die kommen von uns, Koll. Wittek! Vielleicht
> verstehen die blauschwarzen Köpfe viel mehr als Sie glauben.
> Jedenfalls glaubt keiner von denen, dass das Geld am Baum wächst und
> beim Runterfallen Zinsen bringt.Ich glaube, dass auch die letzten
> NR-Wahlen deutlich gezeigt haben, dass diese Nachhaltigkeit in der
> Finanzpolitik mit der Reduktion von Staatsleistungen und kleinen
> Eigenbeteiligungen von der Mehrheit der Bevölkerung sehr wohl
> verstanden wurde. Wir müssen uns in all unserem Tun doch auch Gedanken
> machen, ob die Gesundheitsversorgung und die Pensionen in ferner
> Zukunft noch finanzierbar sein werden. Ich verstehe daher das
> Gejammere von sozialer Kälte wirklich nur als (legitimen)
> Wahlkampfslogan einer Oppositionspartei. Mit der Realität hat es
> sicher wenig zu tun. Mir ist natürlich klar, dass auch noch so
> deutliche Darlegungen Hrn. Koll. Wittek nicht von seiner Ideologie
> abbringen können, aber vielleicht gelingt es doch ein wenig das
> Verständnis für blauschwarze Köpfe und deren Gedanken zu schaffen. MfG
> Josef Zwickl
> ----- Original Message -----
> From: "Günter Wittek"
> To: "Lehrerforum"
> Sent: Thursday, December 05, 2002 8:08 PM
> Subject: LF: Re: ZEIT: Gesamtschule, aber ohne alte Ideologie
>
> >
> > Völliges Missverständnis, Koll. Zwickl -
> > es geht nicht um irgendeinen Stammbaum, sondern schlicht und einfach
> > darum, "obs´d a Göld hast oda kans". Ewiggestrig, um im Jargon zu
> > bleiben, ist eine Politik, die soziale Chancen und den Zugang zur
> > Bildung danach verteilen möchte, wie dick die Brieftasche der Eltern
> > ist. Daher geht es um freien Zugang zur Bildung. Angefangen vom
> > Kindergartenplatz, um Schulen ohne Kostenbeteiligung für Schulbücher
> > oder Nachmittagsbetreuung bis hin zur Uni ohne Studiengebühr. -
> > Weil wir nicht reich genug sind, um auf menschliche Ressourcen zu
> > verzichten.
> > Wann endlich werden das schwarzblaue Köpfe je verstehn?
> >
> > Günter Wittek
> >
> >
> > ----- Original Message -----
> > From: Josef Zwickl
> > To: Timo Davogg ; Lehrerforum
> > Sent: Thursday, December 05, 2002 6:55 PM
> > Subject: LF: Re: ZEIT: Gesamtschule, aber ohne alte Ideologie
> >
> > Das kann doch nur ein Scherz sein! "Ein Professorenkind kommt
> > dreimal so leicht ins Gymnasium als ein Arbeiterkind".
> > Klassenkämpferischer geht es
> ja
> > nicht mehr!
> > Ich kann mich natürlich schon erinnern, dass so manche alte
> > Professoren meiner Schule, in die ich als Schüler ging, großes
> > Interesse für unsere Abstammung hatten. Das dritte Reich war also
> > nicht ganz spurlos an ihnen vorübergegangen. Aber heute, nach mehr
> > als 50 Jahren Demokratie solche Aussagen zu treffen, halte ich für
> > ewiggestrig. MfG
> > Josef Zwickl
> >
> >
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