(Keine Anrede, weil der Systemadministrator dagegen ist.)
Drogen sind ein Thema fürs LF, weil es in einem halben Dutzend Unterrichtsgegenständen vorkommt.
Kollege Quin wird mir sicher nicht böse sein, wenn ich seinen interessanten Artikel (separat) auch ans LF weiterleite - er ist auch für Englischlehrer im Unterricht gut brauchbar, ebenso für Medienkunde - weswegen ich hier auch extra noch einmal darauf hinweise.
Bei genauerer Lektüre bleibt bei mir nämlich keineswegs der Eindruck hängen, den Kollege Quin offenbar gewonnen hat und mit seinem zitierten Satz vermittelt. Der erste Absatz beschreibt zuerst einmal eine Co-Inzidenz: "One of the key conclusions of the research is that people who start smoking cannabis as adolescents are at the greatest risk of later developing mental health problems." Im nächsten Satz wird daraus bereits eine
Kausalbeziehung: "Another team calculates that eliminating cannabis use in the UK population could reduce cases of schizophrenia by 13 per cent." (Der dritte Absatz zeigt dann nämlich, daß ein solcher Kurz-Schluß keinesfalls eine ausgemachte Sache ist.)
Im 2. Absatz heißt es: "However, because the risk seems confined largely to daily users, the question about a direct pharmacological effect remains," says Patton. (Damit bleibt eine Binsenweisheit übrig - nämlich "Allzuviel ist ungesund". Das gilt auch für pommes frites und die meisten Sportarten.)
Im 3. Absatz steht: "This suggests that people already at greater risk of later developing mental health problems are also more likely to smoke cannabis. The total number of high quality studies on cannabis use and mental health disorders remains small, stress Rey and Tennant. And it is still not clear whether cannabis can cause these conditions in people not predisposed by genetic factors, for example, to develop them."
Wenn es gleich im nächsten Satz heißt: "Nevertheless, our results indicate a potentially serious risk to the mental health of people who use cannabis" - dann fragt man sich, wie sich der Verfasser des Artikels mit einem einfachen "nevertheless" über einen offensichtlichen Widerspruch hinweghanteln kann.
Worauf ich hinauswill, sind zwei Dinge:
1. (Stichwort "Medienkunde"): Man ist nur allzuleicht versucht, aus einem Text die Dinge herauszulesen, die in eine vorgefaßte Meinung passen. (Vielleicht habe ich das ja auch getan, dann bin ich halt
Anschauungsmaterial.)
2. Irgendwas stimmt mit unseren Prioritäten nicht - weniger als 200 Drogentote im Jahr (davon sicherlich die wenigsten durch Haschisch), und über 10.000 Tote aus den Titeln Alkohol und Tabak - wobei ich bezweifle, daß die Toten, die der Alkohol im Straßenverkehr verursacht, in dieser - offenbar medizinischen - Statistik überhaupt schon drinnen sind (ein nüchternes Opfer eines besoffenen Autofahrers fällt vermutlich nicht darunter).
Mit freundlichen Grüßen Erich Wallner
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: owner-lehrerforum@ccc.at [mailto:owner-lehrerforum@ccc.at] Im Auftrag von Eckehard Quin
Gesendet: Mittwoch, 11. Dezember 2002 07:39
An: Lehrerforum
Betreff: LF: Re: Drogenbericht Österreich
Lieber Kollege Wallner!
So sehr ich Ihre Kritik an Alkohol- und Nikotinmissbrauch auch teile, so sehr bin ich auch gegen eine Verharmlosung des Konsums von Cannabis-Produkten. Erst am 21. November 2002 erschien im New Scientist ein interessanter Artikel in diesem Zusammenhang. (Und New Scientist ist sicherlich über jeden Verdacht erhaben, in den österreichischen Wahlkampf eingreifen zu wollen.) Ich schicke Ihnen den Artikel direkt zu. Hier sei nur der erste Satz zitiert:
"The link between regular cannabis use and later depression and schizophrenia has been significantly strengthened by three new studies."
Mit kollegialen Grüßen
Eckehard Quin
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