Lieber Kollege Wallner!

Da ich weder Pharmazeut noch Mediziner bin, der sich mit Drogenproblematik wissenschaftlich auseinandersetzt, kann ich nichts "Wissenschaftliches" zu dieser Diskussion beitragen.

Sie haben völlig Recht, wenn Sie aus diesem Artikel herauslesen, dass ein allgemein anerkannter Beweis für den Zusammenhang zwischen Cannabis-Konsum und psychischer Erkrankung fehlt. Ich habe (in möglicherweise unzulässiger
Verkürzung) mit meinem Zitat nur den Tenor des Artikels wiedergeben wollen.

Ein Faktum bleibt aber bestehen: Einige Fachleute hegen den begründeten Verdacht, dass der oben genannte Zusammenhang besteht. Ich persönlich halte die bloße Möglichkeit eines solchen Zusammenhangs für einen völlig ausreichend Grund, um den Handel mit Cannabis-Produkten NICHT zu legalisieren. Der Vergleich mit Alkohol oder Nikotin überzeugt mich nicht. Manche Experten meinen vielleicht, Cannabis-Produkte wären nicht schädlicher als diese legalen Drogen. Na und? Müssen wir den Handel mit allen Stoffen legalisieren, die nicht giftiger als Nikotin und Alkohol sind?

Mit kollegialen Grüßen

Eckehard Quin

----- Original Message -----
From: "Erich Wallner"
To: "'Eckehard Quin'" ; "'Lehrerforum'"
Sent: Wednesday, December 11, 2002 10:33 PM
Subject: LF: AW: Re: Drogenbericht Österreich


> (Keine Anrede, weil der Systemadministrator dagegen ist.)
>
> Drogen sind ein Thema fürs LF, weil es in einem halben Dutzend
> Unterrichtsgegenständen vorkommt.
>
> Kollege Quin wird mir sicher nicht böse sein, wenn ich seinen
> interessanten Artikel (separat) auch ans LF weiterleite - er ist auch
> für Englischlehrer im Unterricht gut brauchbar, ebenso für Medienkunde
> - weswegen ich hier auch extra noch einmal darauf hinweise.
>
> Bei genauerer Lektüre bleibt bei mir nämlich keineswegs der Eindruck
> hängen, den Kollege Quin offenbar gewonnen hat und mit seinem
> zitierten Satz vermittelt. Der erste Absatz beschreibt zuerst einmal
> eine Co-Inzidenz: "One of the key conclusions of the research is that
> people who start smoking cannabis as adolescents are at the greatest
> risk of later developing mental health problems." Im nächsten Satz
> wird daraus bereits eine
> Kausalbeziehung: "Another team calculates that eliminating cannabis
> use in the UK population could reduce cases of schizophrenia by 13 per
> cent." (Der dritte Absatz zeigt dann nämlich, daß ein solcher
> Kurz-Schluß keinesfalls eine ausgemachte Sache ist.)
>
> Im 2. Absatz heißt es: "However, because the risk seems confined
> largely to daily users, the question about a direct pharmacological
> effect remains," says Patton. (Damit bleibt eine Binsenweisheit übrig
> - nämlich "Allzuviel ist ungesund". Das gilt auch für pommes frites
> und die meisten Sportarten.)
>
> Im 3. Absatz steht: "This suggests that people already at greater risk
> of later developing mental health problems are also more likely to
> smoke cannabis. The total number of high quality studies on cannabis
> use and mental health disorders remains small, stress Rey and Tennant.
> And it is still not clear whether cannabis can cause these conditions
> in people not predisposed by genetic factors, for example, to develop
> them." Wenn es gleich im nächsten Satz heißt: "Nevertheless, our
> results indicate a potentially serious risk to the mental health of
> people who use cannabis" - dann fragt man sich, wie sich der Verfasser
> des Artikels mit einem einfachen "nevertheless" über einen
> offensichtlichen Widerspruch hinweghanteln kann.
>
> Worauf ich hinauswill, sind zwei Dinge:
>
> 1. (Stichwort "Medienkunde"): Man ist nur allzuleicht versucht, aus
> einem Text die Dinge herauszulesen, die in eine vorgefaßte Meinung
> passen. (Vielleicht habe ich das ja auch getan, dann bin ich halt
> Anschauungsmaterial.)
>
> 2. Irgendwas stimmt mit unseren Prioritäten nicht - weniger als 200
> Drogentote im Jahr (davon sicherlich die wenigsten durch Haschisch),
> und über 10.000 Tote aus den Titeln Alkohol und Tabak - wobei ich
> bezweifle, daß die Toten, die der Alkohol im Straßenverkehr
> verursacht, in dieser - offenbar medizinischen - Statistik überhaupt
> schon drinnen sind (ein nüchternes Opfer eines besoffenen Autofahrers
> fällt vermutlich nicht darunter).
>
> Mit freundlichen Grüßen Erich Wallner

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