Ich verbinde mit Weihnachten, dass ich auch daran denken möchte, wie die Welt aussieht, in der wir leben. Da kann man ins Detail gehen und wie Koll. Wallner herausfinden, dass in der Drogenpolitik der Standpunkt der Kanzlerpartei ident ist mit dem der "englischen und irischen Hooligans". Na, haben wir es nicht herrlich weit gebracht?

Weil Weihnachten allerdings eine Zeit der Hoffnung sein soll, gilt es sich in einem größeren Maßstab die Welt, in der wir leben, anzuschauen. Um dem fachmännisch festgestellten Querulantentum alle Ehre zu machen, bringe ich zum Nachdenken einen Artikel aus der ZEIT, der vielleicht darüber Auskunft geben kann, wie es mit dem lauthals verkündeten Kampf gegen den Terrorismus wirklich steht.

Wenn die hier dargelegten Fakten nur annähernd stimmen, dann wundert es mich kaum, wenn die Menschen darauf mit Frustration und Politik- verdrossenheit reagieren, oder wie Knieriem im Lumpazi sagen: "Die Welt steht auf kan Fall mehr lang ..." G.W.

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http://www.zeit.de/2002/52/Waffenbericht


DIE ZEIT 52/2002

Waffen Atombombe gefällig?
Terroristen brauchen keine Schurkenstaaten, um sich mit Massenvernichtungswaffen
einzudecken. Ein ABC der Bedrohung Von Jochen Bittner

Wien/Genf Auf völkerrechtliche Verträge hoffen? Das ist nichts für eine Supermacht
im Dauerkriegszustand mit einer Armee von Terroristen. - So steht's zwischen den Zeilen des neuen Strategiepapiers aus Washington. Explizit lautet die klare Ansage aus dem Weißen Haus: "Die Vereinigten Staaten (.) behalten sich das Recht vor,
(.) mit allen Mitteln auf den Einsatz von Massenvernichtungswaffen zu reagieren.


Nur fünf Tage nach der Veröffentlichung dieses Dokuments scheint ein Brief aus Pjöngjang an die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) in Wien der neuen amerikanischen Abschreckungsstrategie gegen die Verbreitung von atomaren, biologischen und chemischen Waffen Recht zu geben. Nordkorea verlangt von der IAEO, sie möge ihre Kameras zur Überwachung der Kernkraftwerke wieder abschrauben. Die Volksrepublik wolle ihr Atomprogramm künftig ungestört betreiben. - Faktisch eine Kündigung des Nichtverbreitungsvertrages, mit dem sich seit 1970 188 Staaten verpflichteten, Atomenergie nur friedlich und unter Aufsicht einzusetzen. "Kontrolle ist gut, atomare Abschreckung ist besser" - so falsch scheint die amerikanische Sicht nicht zu sein.

Aber sind es wirklich die ABC-Arsenale der angeblichen Terrorismussponsoren wie Nordkorea, Irak, Iran, Syrien und Libyen, von denen der westlichen Welt katastrophale Angriffe drohen? Sie sind es jedenfalls nicht allein. Wollten Terroristen tatsächlich radioaktive Bomben basteln, tödliche Viren verbreiten oder Giftgas einsetzen - sie wären nicht auf die Hilfe von "Schurkenstaaten

angewiesen.

"Quellen für radioaktives Material gibt es überall auf der Welt", sagt der Generaldirektor der IAEO, Mohamed El Baradei. "Das Problem des nuklearen Terrorismus gründet nicht notwendig im Irak, sondern in all dem Material, das nicht vernünftig geschützt ist, besonders in der früheren Sowjetunion." Es ist vor allem die Erbmasse des Ost-West-Konflikts, aus dem der neue Terrorismus seine Waffen schmieden könnte. So seltsam es klingt: Die Abrüstung ist auch ein Risiko. Annähernd 20 000 demontierte taktische Nuklearsprengköpfe lagern immer noch in Russland. Und die spärlich bewachten Lagerplätze quellen schon jetzt über. Mark Galeotti, Russlandforscher an der britischen Universität Keele, berichtet, von den 123 ehemals sowjetischen Lagern für Nuklearwaffen und -material seien bisher nur 60 mit modernen Zäunen und Alarmanlagen ausgerüstet. Hinzu kommen Depots mit schätzungsweise 1000 Tonnen hochangereichertem Uran - genug für 20 000 Atombomben
- sowie 160 Tonnen waffenfähiges Plutonium. Von den verrottenden Atom-U-Booten in Murmansk ganz zu schweigen.

Kaum noch überwacht werden laut Galeotti Abfallhalden für radioaktives Material aus ziviler Nutzung. Ausgerechnet in Tschetschenien befinde sich eine solche Nuklearmüllhalde. Niemand wisse, sagt Galeotti, ob sie nicht bereits von tschetschenischen Rebellen geplündert worden sei. Auf den Weltmeeren sind außerdem ständig Frachter mit radioaktivem Abfall unterwegs. Leichte Beute für Kaperer.

Das Gefährliche an Atomschrott mit Resten von Cäsium oder Strontium: Er wäre das Rohmaterial für so genannte Schmutzige Bomben, ein vergleichsweise leicht herzustellendes Gemisch aus konventionellem Sprengstoff und strahlenden Substanzen. Bei der Explosion einer solchen "A Bombe des armen Mannes" müssten Menschen nicht einmal unmittelbar verletzt werden. Aber das Zentrum einer Großstadt ließe sich damit auf Jahrzehnte unbewohnbar machen.

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