"Die Natur des Geistes lässt sich durch den vollkommenen Gegensatz desselben erkennen. Wie die Substanz der Materie die Schwere ist, so, müssen wir sagen, ist die Substanz, das Wesen des Geistes die Freiheit." (Hegel, Vorlesung über Philosophie der Geschichte, 1837, [1] )

Das Thema ist nicht aus dem Nichts erblüht. Es leitete sich ab von der Frage nach den Aufgaben der Gewerkschaft, nämlich auch in den Fällen von Mobbing nicht die Augen zu verschließen.

Tja, auch Mobbing kommt offenbar aus dem Nichts. Erst ist es ein ganz übles Gesellschaftsspiel, und wenn es aufgedeckt wird, dann will es niemand gewesen sein. Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen, oder lesen Sie, wie am Minoritenplatz oder in der Herrengasse jetzt Personalpolitik (Umstrukturierung) gemacht wird. Fürst Clemens lässt grüßen!

Weisungsrecht kontra "der starke Arm der Gewerkschaft" oder die Personalvertretung. Lachhaft! Im aktuellen Zyklus beginnen wir erst wieder die Fähigkeit zur Utopie zu entwickeln. Da wir in den zurück- liegenden Jahren die Chancen auf neue und tragfähige Strukturen verspielt haben, können wir die starren Strukturen nicht mit dem Instrument einer autonomen Gegenmachtposition aushebeln. Die Gewerkschaften werden zunehmend nutzlos sein. Bei der GÖD war das absehbar, die UBG kann sich nur über einen jahrelangen Prozess von der Utopie zur Politikfähigkeit langsam entwickeln. Versuche, diese Schritte zu beschleunigen oder zu überspringen, betrachte ich nunmehr als nicht mehr allzu vielversprechend.

Ach, ist das nicht romantisch! Gegen "die Spielregeln einer bestimmten Lehrkraft" hilft einfach nur Väterchen Staat. Der Hort der reinen Vernunft? Wie war denn das doch mit Robespierre und der Todesstrafe? Gegen die Todesstrafe - für die Hinrichtung Ludwig XVI. Wer der Ausnahme zustimmt, gibt sich selber auf.

Als Schachspieler: Ein Zug, der nur ein Bluff sein soll, ist ein verlorener Zug, wenn dahinter nicht der Wille steht, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen. Verloren ist auch ein Zug, der nicht zusätzliche Optionen schafft. Man kann den Gegner auch zum mehrfachen "Schach ansagen" provozieren, und dann folgt das Matt. Genau dieses Spiel vollführen auf der großen Bühne Bush und Bin Laden (siehe LF / Zeit: "schmutzige Bombe"), dieses Spiel hat seine Entsprechungen auf vielen kleinen Bühnen, wo auch die "Guten" gegen die "Schurken" kämpfen, wo die Beweise alle schon in den Dossiers verstaut sind und an "neuen Beweisen" oder an der Wahrheit kein Bedarf mehr besteht.

Das Thema erblüht also aus dem Nichts. Seit Theophrast von Hohenheim (vulgo Paracelsus) wissen wir auch etwas von den "verborgenen Krankheiten". Sollten wir nicht endlich auch wahrnehmen, wie sehr Schule manche von uns ruiniert. Schüler, Lehrer und Eltern. Das System erfordert ein hohes Maß an Anpassung. Wer zu dieser Anpassung nicht fähig ist oder dazu nicht bereit ist, dem (denen) wird obrigkeitsstaatlich mitgespielt. Subtil natürlich, der Holzhammer hat in den meisten Fällen ausgedient. Es heißt nicht Weisung, sondern gut gemeinter "pädagogischer Rat" oder so ähnlich. - Die Substanz der Materie ist die Schwere. Wir sind in einer Phase kollektiver Depression, in einer selbstverschuldeten. Ein nicht bestandener Intelligenztest. Der 24.November war aber nur e i n Auslöser für die depressive Phase. Die Substanz des Geistes ist die Freiheit. - Indem wir eine Phase erkennen, sehen wir zugleich auch ihren Anfang und ihr Ende, und den Weg heraus.

Viel schwerer wiegt, dass wir uns aus den selbstgestrickten Lügen nicht befreien können. Lloyd deMause führt in "The Emotional Life of Nations" http://www.psychohistory.com/index.html beeindruckenswerte Nachweise.

G.W.



-----Ursprüngliche Nachricht-----
From: Erich Wallner
To: 'Günter Wittek' ; 'Lehrerforum'
Sent: Sunday, December 22, 2002 8:25 PM
Subject: Weisungsrecht

Es ist erstaunlich und spricht für die Lebendigkeit des LF, was für Themen da aus dem Nichts erblühen. An der Art des Weisungsrechtes, wie wir es jetzt haben - mit schriftlicher Ausfertigung auf Verlangen - kann ich nichts Verwerfliches finden. In der typischen Schule würde eh jeder Direktor lieber eigenhändig das Klo putzen als eine schriftliche Weisung erteilen - deren Geruch haftet ihm nämlich viel länger an. Auch wüßte ich nicht, wodurch man Weisungen ersetzen könnte. Wenn ich als Schülerberater hin und wieder mit Konflikten zwischen Lehrern und Eltern konfrontiert bin, dann merke ich, daß in jenen Fällen, wo die Lehrer schuld sind, das Weisungsrecht eine nützliche Sache ist - selbst wenn es gar nicht wirklich ausgeübt wird. Es gibt im Schachspiel eine Sentenz, die da lautet: "Die Drohung ist stärker als die Ausführung". Ähnliches gilt auch für das Weisungsrecht. Als Vater oder Mutter muß man sich darauf verlassen können, daß in einer Schule nicht nur die Spielregeln einer bestimmten Lehrkraft gelten, sondern auch allgemein anerkannte.

Erich Wallner

P.S.: Ist nicht auch die Schulpflicht ein "Relikt des autoritären Untertanenstaates"?



-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: owner-lehrerforum@ccc.at [mailto:owner-lehrerforum@ccc.at] Im Auftrag von Günter Wittek
Gesendet: Sonntag, 22. Dezember 2002 17:29

Ist es denn immer möglich, die Trennung zwischen ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen sauber zu ziehen.
Ein(e) DirektorIn darf Weisungen geben, aber bekommt auch Weisungen von seinem/r LSI. Das gesamte Schulsystem ist hierarchisch aufgebaut, und ist bildlich gut darzustellen als "Bremer Stadtmusikanten". Daher ist seit langem eins vonnöten: Eine gründliche Überarbeitung, ja eine Abschaffung des Weisungsrechtes. Das ist in einer modernen Dienstleister-Gesellschaft fehl am Platz, es ist Relikt des autoritären Untertanenstaates. G.W.


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[1] astrolog. gesehen, als der vorausgehende Uranus-Neptun-Zyklus
eben erst begonnen hat)

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