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Ein Nachruf, ein Signal?
Nur eine Bilanz? Oder ein Aufbruch in ein
"verbotenes Land"? Nur Neckermann-Tourismus
zum Anschauen einer "Häutung"?
G.W.

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Artikel aus profil Nr. 52/2002
Die Häutung der Königskobra

Die letzten Tage der Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer
- eine Einordnung.
Am Ende eines Abschnitts fragt man sich bisweilen, wie man manche Menschen an dessen Beginn wahrgenommen hatte.

Susanne Riess-Passer etwa war am Anfang ihrer politischen Laufbahn, die in diesen Tagen zu Ende geht, zwar im Schatten des Rudelführers gestanden, dennoch aufgefallen: das einzige Mäderl unter den Buberln, trotzdem Mitglied der jungen Garde von Prätorianern, die sich frisch, frech und oft rüde in die Schlacht stürzten, um ein Reich zu erobern.

[ ...... ]


Aber Susanne Riess-Passer hat es gut getroffen. Auch sie hätte bei den Wahlen wenigstens fünf Prozentpunkte verloren, glauben die Meinungsforscher. Wäre dann auch die niederösterreichische Landtagswahl ein Misserfolg geworden, hätte man sie als Verliererin davongejagt. Im Endlager der gescheiterten Politiker wäre sie in wenigen Jahren dem Vergessen anheim gefallen.

Der vorzeitige und brutale Sturz durch den rechten Parteiflügel hat sie erhöht. Noch lange wird sie Zielperson des Traums von einer anderen, besseren FPÖ sein - ohne den Beweis endgültig antreten zu können.

Mehrere Zeitungen haben sie zur "Frau des Jahres" ausgerufen, in den nationalen Sympathieskalen rangiert sie ganz oben.

So wird das Verlieren leicht.

Vergangenen Dienstag gab Susanne Riess-Passer ein Abschiedsessen für Journalisten. Es waren einige da, die zu Beginn des Jahres 2000 nicht viel Gutes von ihr erwartet hatten und denen ihr Abgang nun leid tat. Ich gehörte dazu.

Autor: Herbert Lackner




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