Ich lass mich recht gern davon überzeugen, dass im vorliegenden Fall mindestens ein Mitglied einer PV und des DA falsch gehandelt hat. Aber was leiten wir daraus ab?
Kann es unsere Vision sein, dass Personalvertreter und Gewerkschafter bei Kandidatur zu einem Hearing erscheinen müssen und vor versammelter Kollegenschaft ein "Prüfung" über Sattelfestigkeit im PVG ablegen? Oder in humoristischer Form ein vor Fraktionen einstudiertes Statement vortragen über Sinn und Unsinn diverser §§? Das kann es ja wohl nicht
sein. Und ob wir nach südafrikanischem Vorbild an die Einführung einer
Wahrheitskommission denken sollten (aus der Erfahrung heraus, dass wir schon so oft belogen worden sind), so stehe ich diesem Gedanken auch reserviert gegenüber, obwohl ich fest davon überzeugt bin, dass die wahren Motive mancher Gewerkschafter schon bald zum Vorschein kommen würden, wenn man nur winzigklein etwas an der Fassade zu kratzen bereit ist. Oder gar einer schreibt das mit schauderhafter Ehrlichkeit (in einem "schönen Stück Österreich" braucht man wohl nicht viel zu verbergen, da kann man sich leicht als geistiger Nachfahre der Inquisitatoren outen, immerhin auch einer "ehrenwerten Gesellschaft").
Ich finde, dass dieser Stall erst einmal sauber werden muss, nämlich wir müssen uns schützen vor den Leuten, die uns mit Wonne bescheißen. Die da auftreten im Gewand der bußfertigen "armen Sünder" (wir haben Schlimmeres verhindert und Verschlechterungen zugestimmt), uns an der Nase herumführen wollen (weil sie im Hintergrund mit den Mächtigen, sprich mit der Dienstgeberseite sehr wohl eigene Vorteile packeln oder jedenfalls wie zufällig solche [Direktorenposten, nicht wahr, Koll. wohlbekannt] bekommen), indem sie Märchen erzählen, dass alle Kritiker der GÖD diese für Fußpilze oder für die weltweite Klimaveränderung verantwortlich machen. Aber die auch nicht ansatzweise zu begreifen in der Lage sind, was wir wollen, nämlich eine anständige, durchsetzungsfähige, engagierte und unbürokratische Interessensvertretung.
G.W.
-----Ursprüngliche Nachricht-----
From: Erich Wallner
To: 'Eckehard Quin' ; 'Lehrerforum'
Sent: Tuesday, January 07, 2003 10:54 PM
Subject: LF: AW: Re: GÖD - Ferienquiz: Reaktionen Quin und Adam
Die Taktik des absichtlichen Mißverstehens gehört zu den beliebtesten Instrumenten der Polemik. Daß ich den Begriff der Schizophrenie nicht im klinischen Sinne, sondern als Metapher verwendet habe, muß jede/r LeserIn verstanden haben. Vorsichtshalber hat Kollege Quin daher auch darauf verzichtet, mein Posting zu zitieren - wer von den MitleserInnen macht sich schon die Mühe, extra woanders nachzuschauen?
Dabei ist die Sache ja recht einfach: Nach den Usancen war an der bewußten HAK der Kollegin, deren Geschichte ich in meiner Weihnachtsquizfrage aufgriff, von den drei DA-Mitgliedern wenigstens eines, das auch dem GBA angehörte - somit mindestens ein/e Gewerkschaftsfunktionär/in. Wenn nun jener DA verabsäumt hat, seine Befugnisse gemäß §23 Abs. 3 PVG an den FA zu delegieren, dann war also aller Wahrscheinlichkeit nach auch ein/e Gewerkschaftsfunktionär/in säumig. Die Kollegen Quin und Adam finden nun offenbar Befriedigung in der Auslegung, daß ein Gewerkschaftsfunktionär, der sich im PVG nicht auskennt, als DA-Mitglied sozusagen privat ignorant ist - damit nur ja die Gewerkschaft keine Verantwortung übernehmen muß.
Interessanterweise vermag unser Dienstgeber (und sogar die GÖD selber!) derartige Rollenspielchen nicht immer nachzuvollziehen: Wenn ein
(pragmatisierter) 60-jähriger Lehrer am 31. Juli (also mitten in den
Ferien) als betrunkener Autofahrer einen Menschen zu Tode bringt, dann droht ihm (nach gerichtlicher Verurteilung) dienstrechtlich der Hinauswurf und der Verlust seiner gesamten (in lebenslanger Arbeit
erworbenen) Pensionsansprüche - obwohl er diese Verfehlung doch eindeutig als Privatperson gesetzt hat. Mir ist nicht bekannt, daß die GÖD diesen Sachverhalt je bekämpft hätte (es handelt sich um eine krasse Diskriminierung von Beamten gegenüber ASVGlern, die sich aus altmodischen Vorstellung über den Staatsdienst ableitet; heutzutage versteht kein Mensch, wieso einbezahlte Beträge plötzlich nichts mehr wert sein sollen - das wäre genauso, also ob die Bank das Sparbuch z.B. eines Brandstifters nicht mehr anerkennen wollte) - aber da geht es ja auch wieder einmal bloß um die Mitglieder, und nicht um die Organisation als solche! Und wir haben uns ja angewöhnt, keine Inhalte zu hinterfragen oder womöglich gar aufzumucken, sondern nur darauf zu achten, daß formal alles paßt.
Erich Wallner
P.S.: Jetzt weiß ich noch immer nicht, warum die Gewerkschaft in Sachen §23 Abs. 3 PVG so viele Jahre lang kein Ohrwaschl gerührt hat. Es ist ja ganz nett, die Mitglieder via "GÖD" zu warnen, aber das kommt mir so vor, als ob ein Hausherr, anstatt die Gas-Zentralheizung reparieren zu lassen, bloß ein Schild aufhängt mit der Aufschrift: "Achtung, bei Tiefdruckwetter Explosionsgefahr!"
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Eckehard Quin
Gesendet: Dienstag, 7. Januar 2003 09:53
An: Lehrerforum
Betreff: LF: Re: GÖD - Ferienquiz: Reaktionen Quin und Adam
Lieber Kollege Wallner!
Gewerkschaftsfunktionären pauschal als psychisch krank darzustellen (Schizophrenie), bedarf wohl keiner Entgegnung. Auf ein solches Diskussionsniveau begebe ich mich nicht.
Generell wage ich zu behaupten, dass jeder psychisch gesunde Mensch in verschiedenen sozialen Gruppen verschiedene Rollen einnimmt. Als Lehrer erzählen wir ständig Dinge, die ein Teil unserer Zuhörer nicht erzählt bekommen will. Ich nehme einmal an, dass die meisten Kolleginnen und Kollegen das in ihrem Privatleben nicht so handhaben. Lehrer, Lebenspartner, Freund, Vereinsmitglied etc. sind eben verschiedene Rollen, die wir hoffentlich auch verschieden gestalten. Das hat nichts mit Persönlichkeitsspaltung zu tun.
Gewerkschaftsfunktionär und Personalvertreter sind ebenfalls verschiedene "Rollen". Das ist jedem bewusst, der das PVG und die Statuten der GÖD kennt. (Das gilt übrigens auch für die Statuten der UBG.)
Ich bin der festen Überzeugung, dass man eine Funktion nur dann gut ausfüllen kann, wenn man sich der "Rolle" sehr genau bewusst ist, in der man steckt. Was ich daher von Gewerkschafts- oder Personalvertretern halte, die meinen, diese "Rollen" wären ohnehin ident, können Sie unschwer schließen.
Mit kollegialen Grüßen
Eckehard Quin
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